Der Journalist, der einen Schuh auf George W. Bush schleuderte, ist aus der Haft entlassen worden. Er fand Anhänger auf der ganzen Welt.
Bagdad. Er ist wieder frei, doch der „Schuhwerfer von Bagdad" erhob schwere Vorwürfe. Er sei im Gefängis gefoltert worden, sagte Montasser al-Saidi nach seiner Haftentlassung. „Während Ministerpräsident Nuri al-Maliki auf allen Kanälen behauptet hat, er könne nicht schlafen, solange er nicht wegen meines Schicksals beruhigt worden sei, wurde ich auf das Schlimmste gefoltert“, sagte Saidi bei einer Pressekonferenz bei seinem früheren Arbeitgeber, dem Fernsehsender El Baghdadia. Er sei während der neunmonatigen Haft mit Stromkabeln und Eisenstangen geschlagen worden, berichtete der 30-Jährige. Seine Bewacher hätten ihn auch ins Wasser getaucht und das Ertrinken simuliert. Zudem sei er an Orten festgekettet gewesen, an denen er der Kälte ausgesetzt gewesen sei, sagte Saidi. Der Journalist al-Saidi war wegen tätlichen Angriffs auf den früheren US-Präsidenten Bush in Bagdad zu drei Jahren Haft verurteilt worden.
Weil gegen ihn keine Vorstrafen vorlagen, wurde das Strafmaß dann reduziert. Der Schuhwurf auf Bush fand am 14. Dezember statt, als der scheidende US-Präsident bei seinem Abschiedsbesuch in Bagdad gemeinsam mit dem irakischen Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki eine Pressekonferenz gab. „Ich bin ein Nationalist und konnte nicht ertragen, was meinem Land angetan wurde“, sagte al-Saidi nach seiner Freilassung. Getroffen wurde niemand, doch al-Saidi wurde über Nacht zum Volkshelden in der arabischen Welt, die den Irak-Krieg und die anschließende amerikanische Besatzungspolitik stets verurteilt hat.
Auch in Washington waren Schuhe Richtung Weißes Haus geworfen worden. Handgreifliche Nachahmer gab es überall auf der Welt. Unter anderem warf ein deutscher Doktorand in Cambridge einen Turnschuh Richtung Wen Jiabao. Der chinesische Ministerpräsident wurde nicht getroffen.