40. Jahrestag der Revolution Libyens und 40 Jahre im Amt: Der libysche Staatschef Muammar al-Gaddafi feiert ein Doppelljubiläum.
Tripolis. Der libysche Staatschef Muammar al-Gaddafi begeht heute nicht nur den 40. Jahrestag der Revolution Libyens, sondern auch sein 40. Amtsjubiläum. Der Revolutionsführer, der am 1. September 1969 gemeinsam mit einer Gruppe von Offizieren in einem unblutigen Putsch König Idris I. entmachtet hatte, hat im Moment reichlich Grund zum Feiern.
Gerade hat er den zu lebenslanger Haft verurteilten Lockerbie-Attentäter Abdel Bassit al-Megrahi, der von der schottischen Regierung vorzeitig aus der Haft entlassen wurde, in seiner libyschen Heimat begrüßen dürfen. Vor knapp zwei Wochen konnte er dann noch die Schweiz mit erpresserischen Methoden dazu bringen, sich für die vorübergehende Festnahme seines Sohnes Hannibal in Genf zu entschuldigen, der dort im Juli 2008 zwei Hausangestellte verprügelt hatte. Ein schon beinahe freundschaftliches Verhältnis pflegt er mittlerweile mit Italiens kaum weniger schillerndem Regierungschef Silvio Berlusconi. Der Italiener öffnet ihm westliche Märkte. Als Gegenleistung liefert Libyen Energie und soll afrikanische Flüchtlinge zurückhalten beziehungsweise zurücknehmen.
Auch in seiner derzeitigen Rolle als Präsident der Afrikanischen Union, als "König von Afrika", fühlt sich Gaddafi sehr wohl. Er liebt den großen Auftritt und zeigt sich gerne mit buntem Turban und Westernstiefeln mit Absätzen. Begleitet wird er für gewöhnlich von einer weiblichen Leibgarde. Bei Auslandsbesuchen können die Gastgeber damit rechnen, dass Gaddafi sie schon mal stundenlang warten lässt. Anlass für Aufregung gibt er immer wieder. Auf dem Weg zum G8-Gipfel im italienischen L'Aqulia stieg er auf einer Autobahn aus seinem Wagen, um auf einem Feld frische Luft zu schnappen. "In den letzten Jahren erinnert mich Gaddafi immer mehr an einen alternden Rockstar", lästert ein westlicher Diplomat. Doch die politische Bühne wird Gaddafi so bald nicht verlassen, auch wenn sein Sohn Saif al-Islam schon als möglicher Nachfolger bereitsteht.
Doch nicht alles in Libyen glänzt wie Gaddafis verspiegelte Sonnenbrillengläser. Obwohl das Land über große Energievorkommen verfügt, ist der Lebensstandard der Bevölkerung niedrig. Aber Kritik an Gaddafis Führungsstil kommt höchstens von libyschen Oppositionellen, die im Exil leben. Parteien sind verboten.
Das Verhältnis Libyens zum Westen wurde lange durch seine Verstrickungen in den internationalen Terrorismus belastet. Der "Schurkenstaat" war weitgehend isoliert, bis Gaddafi 1999 dem Terror abschwor und 2003 den Verzicht seines Landes auf Massenvernichtungswaffen verkündete. Daraufhin hob der Uno-Sicherheitsrat seine Strafmaßnahmen auf und 2006 strichen die USA das Land von ihrer Terrorliste.
Gestern trafen sich auf Anregung Gaddafis die Staats- und Regierungschefs der Afrikanischen Union (AU) zu einem Gipfeltreffen in Libyen. Auf der Tagesordnung standen unter anderem die zahlreichen gewalttätigen Konflikte auf dem Kontinent. Außerdem suchten die afrikanischen Regierungschefs nach einer einheitlichen Linie der 53 Mitgliedstaaten für die im Dezember anstehende internationale Klimakonferenz.