Zehntausende nahmen Abschied von Ted Kennedy. Zur Trauerfeier kommen auch seine politischen Gegner und alle Ex-Präsidenten.
Boston. Zehntausende Menschen haben am Freitag dem verstorbenen US-Senator Edward „Ted“ Kennedy die letzte Ehre erwiesen. Vor der John F. Kennedy-Bibliothek in Boston, wo Edward Kennedys Leichnam aufgebahrt war, warteten sie stundenlang, um sich von Kennedy zu verabschieden. Menschenmassen säumten die Straßen entlang der Strecke, die der Konvoi mit dem Leichnam vom Familiensitz der Kennedys in Hyannisport nach Boston nahm.
Die „New York Times“ zitierte eine der Zuschauerin, eine 44-jährige Sozialarbeiterin, mit den Worten: „Es ist so, als hätte man einen Familienangehörigen verloren.“ Der Senator, der den Bundesstaat Massachusetts in Washington vertreten hatte, war am Dienstagabend mit 77 Jahren an einem Hirntumor gestorben. In Boston ließ Bürgermeister Thomas Menino 47-mal die Glocken läuten – zum Zeichen der 47-jährigen Amtszeit als US-Senator.
Zeitweise mussten die Menschen über drei Stunden warten, um einen Blick auf den Sarg werfen zu können, berichtete die „New York Times“. Bereits am Freitagabend ist laut US-Medien eine Trauerfeier im engen Kreis geplant. Dabei soll der Senator und frühere republikanische Präsidentschaftsbewerber John McCain sprechen. Präsident Barack Obama wird bei den Trauerfeierlichkeiten am Sonnabend in Boston reden. Der Gottesdienst findet in der Basilika „Our Lady of Perpetual Help“ statt. Erwartet werden dazu auch die Ex-Präsidenten Jimmy Carter, Bill Clinton, George Bush und sein Sohn George W. Bush.
Am Sonnabend soll Edward Kennedy auf dem Nationalfriedhof Arlington (US-Bundesstaat Virginia) unmittelbar an der Stadtgrenze von Washington beigesetzt werden. Hier befinden sich auch die Gräber seiner ermordeten Brüder John F. Kennedy und Robert Kennedy. Der Tod des Senators hatte weltweit Trauer und Bestürzung ausgelöst. Angehörige und Weggefährten, aber auch politische Gegner zollten „Ted“ Kennedy Anerkennung für sein Engagement und für seine Lebensleistung.
„Ein wichtiges Kapitel unserer Geschichte ist nun beendet“, betonte Obama, für den Kennedy im Senat ein bedeutender Mentor war. „Unser Land hat einen großen Mann verloren, der den Stab von seinen gefallenen Brüdern übernahm und der größte Senator der Vereinigten Staaten in unserer Zeit wurde.“
Obamas Bestreben, im Senat eine Mehrheit für seine Gesundheitsreform zu finden, ist nun noch mehr gefährdet. Ohne Kennedy fehlt den Demokraten rein rechnerisch die 60-köpfige Mehrheit, die nötig ist, eine Abstimmung über die Reformgesetze zu erzwingen. Kennedys Sitz im US-Senat soll nach seinem Tod möglichst schnell neu besetzt werden. Der Gouverneur des Bundesstaates Massachusetts, Deval Patrick, sprach sich für eine Gesetzesänderung aus, die es erlauben würde, das Senatsmandat bis zu einer Neuwahl fünf Monate provisorisch zu vergeben. Auch Kennedy selbst hatte sich in einem Brief wenige Tage vor seinem Tod für eine solche Regelung ausgesprochen. Demnach soll der Gouverneur von Massachusetts für eine Übergangszeit einen Senator für den Bundesstaat bestimmen können.