Begleitet von Appellen für ein schnelles Handeln gegen die Erderwärmung haben Vertreter aus mehr als 190 Staaten im polnischen Poznan (Posen) ihre...

Poznan (Posen). Begleitet von Appellen für ein schnelles Handeln gegen die Erderwärmung haben Vertreter aus mehr als 190 Staaten im polnischen Poznan (Posen) ihre Arbeit an einem Nachfolgeabkommen für das Kyoto-Protokoll aufgenommen. Der polnische Umweltminister und Konferenzpräsident Maciej Nowicki forderte die gut 10 000 Teilnehmer des zweiwöchigen Uno-Klimagipfels auf, eine "solide Basis" für das Folgetreffen im Dezember 2009 in Kopenhagen zu schaffen. Dort sollen neue Verpflichtungen zur Senkung des Treibhausgasausstoßes für die Zeit nach 2012 beschlossen werden.

"Die Menschheit ist an die Grenzen des Ökosystems unseres Planeten Erde gestoßen", sagte Nowicki. Sollten die Menschen ihr Verhalten nicht ändern, wären Naturkatastrophen, und der weitere Anstieg der Meeresspiegel die Folge. "All dies könnte zu sozialen und sogar zu bewaffneten Konflikten sowie zu Flüchtlingsströmen von beispiellosem Ausmaß führen", warnte Nowicki. Schwellen- und Entwicklungsländer fordern deshalb seit Jahren mehr technische und finanzielle Unterstützung für Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel.

Auch der polnische Premierminister Donald Tusk betonte, dass Fortschritte in Poznan dringend notwendig seien: "Wir tragen die Verantwortung, Veränderungen zu verhindern, die nachhaltig das Zusammenspiel von Mensch und Natur stören."

Ganz anders das polnische Auftreten im Oktober bei den EU-Verhandlungen um ein Klimaschutzpaket: Dort drohte die Regierung, ihr Land werde das Gesamtpaket blockieren, wenn polnische Kohlekraftwerke Emissionsrechte nicht gratis zugeteilt bekommen können, sondern dafür bezahlen müssen.

Unterdessen haben Unterhändler der EU-Regierungen und des Europaparlaments gestern einen vorläufigen Kompromiss für die Treibhausgas-Obergrenzen erzielt. 2020 sollen im Schnitt nur noch 95 Gramm je Kilometer ausgestoßen werden. Für jedes Gramm CO2 zu viel werden von 2012 an 5 Euro Strafe fällig, für 2 Gramm 15 Euro, für 3 Gramm 25 Euro und von 4 Gramm an je Gramm 95 Euro.

Umweltminister Sigmar Gabriel (SPD) hält einen Erfolg in Brüssel auch für den Fortgang der Uno-Verhandlungen für entscheidend. In Poznan werden die Delegierten über ein 82-seitiges Dokument beraten. Mit Spannung wird dabei erwartet, ob sich bereits die klimapolitische Linie des künftigen US-Präsidenten Barack Obama abzeichnet. Er hatte Milliarden-Investitionen in erneuerbare Energien angekündigt und will den Treibhausgasausstoß der USA bis 2050 um 80 Prozent senken.