KABUL. Bundeskanzlerin Angela Merkel stemmt sich gegen die wachsende Skepsis der Deutschen gegen den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr. Das Engagement müsse verlängert werden, warb sie gestern im Bundestag. "In Afghanistan steht viel auf dem Spiel." Allerdings sind inzwischen 52 Prozent der Deutschen dafür, den Einsatz abzubrechen.
Merkel sagte, solange die afghanischen Sicherheitskräfte nicht allein in der Lage seien, die Aufgaben zu bewältigen, sei eine internationale Truppenpräsenz notwendig. Der Schwerpunkt des Bundeswehreinsatzes werde auch in Zukunft im Norden Afghanistans sein. Nur "fallweise" werde die Bundeswehr in anderen Regionen eingesetzt.
Noch gebe es "beträchtliche Herausforderungen", unterstrich die Kanzlerin im Bundestag. Die Sicherheit sei unzureichend, die steigende Drogenproduktion mehr als unbefriedigend. Deshalb lege die Bundesregierung den Schwerpunkt auf den zivilen Aufbau und gebe dafür mehr Geld.
Zu den Kritikern der deutschen Beteiligung am Anti-Terror-Einsatz "Operation Enduring Freedom" sagte Merkel: "Diese Sorgen nehme ich sehr ernst." Doch sei der Einsatz durch mehrere Uno-Resolutionen gedeckt und habe die Unterstützung der afghanischen Regierung. Grünen-Fraktionschef Fritz Kuhn griff die Linke für die Forderung nach einem sofortigen Abzug an. Es sei zynisch, wenn man nicht sage, was dann mit den Menschen dort passieren solle. Die Grünen stünden zur Schutztruppe Isaf.
In der Bevölkerung bröckelt jedoch der Rückhalt für den Einsatz. Laut einer Forsa-Umfrage für den "Stern" sagten 52 Prozent von 1001 Befragten, man solle die deutschen Soldaten aus Afghanistan zurückholen. 43 Prozent vertraten die Ansicht, die Soldaten sollten stationiert bleiben. Im September 2005 hatten sich den Angaben zufolge noch 60 Prozent für einen Verbleib der Truppen ausgesprochen und nur 34 Prozent für einen Abzug.