Nach dem Bruch der Waffenruhe kurz vor Weihnachten durch die Hamas und die israelische Reaktion entschloss ich mich, kurzfristig nach Israel zu...

Nach dem Bruch der Waffenruhe kurz vor Weihnachten durch die Hamas und die israelische Reaktion entschloss ich mich, kurzfristig nach Israel zu reisen, um mir selbst ein Bild über die Lage in der Region zu machen. Wichtig war mir, nicht nur Gespräche mit den politischen Repräsentanten zu führen, sondern auch selbst ins Krisengebiet zu fahren. In Begleitung des für die Region zuständigen israelischen Ministers fuhr ich in die von der Hamas am häufigsten mit Raketen beschossenen Städte Beer Sheva und Sderot im Süden Israels.

In Beer Sheva besichtigte ich auch eine Schule, die von einer Rakete aus dem Gazastreifen getroffen worden war und in der seither kein Unterricht mehr stattfinden kann. Auch während meines Besuchs in dem Gebiet sind zahlreiche Raketen eingeschlagen. Die Bevölkerung dort lebt nun schon seit acht Jahren in Angst und Schrecken vor den ständigen Angriffen der Hamas. Seit dem Abzug der israelischen Truppen aus dem Gazastreifen sind über 7000 Raketen und Mörsergranaten auf israelisches Gebiet abgeschossen worden.

Im Laufe der Jahre nahmen Präzision, Reichweite und Sprengkraft immer mehr zu. Vorrangiges Ziel zur Beendigung des blutigen Konflikts muss daher ein Ende des Raketenbeschusses durch die Hamas aus Gaza sein. Und: Der umfangreiche Schmuggel von Waffen nach Gaza muss endlich unterbunden werden. Hier sehe ich in erster Linie Ägypten in der Pflicht, denn über das verzweigte Tunnelsystem - es soll rund 400 Tunneleingänge geben - werden die Waffen vor allem via Ägypten nach Gaza geschmuggelt. Wir sind bereit, den Ägyptern bei dieser schwierigen Aufgabe zu helfen. Denn der Regierung in Kairo ist ebenfalls an einem schnellen Frieden gelegen, wie der ägyptische Präsident mit seiner gestrigen Initiative unter Beweis gestellt hat.

All diese Fragen und Probleme konnte ich auch mit dem israelischen Ministerpräsidenten Ehud Olmert und Außenministerin Zipi Livni diskutieren. Für die israelische Regierung hat die Sicherheit ihres Landes vor den Raketen aus Gaza absolute Priorität. Keine Regierung kann hinnehmen, dass die Bevölkerung ihres Landes aus der Nachbarschaft ständig terrorisiert und drangsaliert wird.

Aber ich sprach mit Olmert auch über den Beschuss der Schule der Vereinten Nationen durch die israelische Armee mit vielen Toten, auch Kindern. Olmert versicherte mir, dass Israel alles unternehme, um die Zivilbevölkerung zu schonen und zivile Opfer zu vermeiden. Allerdings seien israelische Soldaten aus diesem Gebäude mit Raketen und Granaten beschossen worden. Es wäre zudem nicht das erste Mal, dass die Hamas die eigene Bevölkerung als menschliche "Schutzschilde" missbrauche. Ein grausameres Vorgehen im Umgang mit den eigenen Leuten gibt es kaum. Es geht Hamas hauptsächlich darum, auf beiden Seiten so viele Opfer wie möglich zu schaffen.

Ich hoffe sehr, dass so schnell wie möglich eine Waffenruhe eintritt, ein weiteres Blutvergießen vermieden wird und die humanitäre Lage für die Bevölkerung in Gaza verbessert werden kann. Sie hat am meisten zu leiden. Die Bedingungen liegen auf dem Tisch und sind allen Beteiligten bekannt.