Die Abschlusserklärung der südostasiatischen Staatengemeinschaft Asean liest sich wie eine bittere Pointe zum EU-Sondergipfel in Brüssel. Die...

Die Abschlusserklärung der südostasiatischen Staatengemeinschaft Asean liest sich wie eine bittere Pointe zum EU-Sondergipfel in Brüssel. Die Vertreter der zehn Staaten, die sich gestern in Thailand trafen, bekannten sich zu abgestimmten Schritten gegen die Weltwirtschaftskrise und legten einen Zeitplan zur Schaffung einer politischen Gemeinschaft fest - nach dem Vorbild der Europäischen Union.

Die politische Gemeinschaft der Europäer gerät derweil immer tiefer in den Sog der Krise. Das Gespenst des Staatsbankrotts geht um, nicht nur im Osten; Wirtschaftsexperten sorgen sich auch um die Zahlungsfähigkeit hoch verschuldeter Mitglieder der Euro-Zone. Die Abschlusserklärung von Brüssel vermag die Verwerfungen innerhalb der EU allenfalls zu kaschieren: Neun osteuropäische Staaten hielten eine Art Sondergipfel vor dem Sondergipfel ab. Der ungarische Ministerpräsident Gyurcsany forderte - begleitet von Warnungen vor einem neuen Eisernen Vorhang - ein 190 Milliarden Euro umfassendes Hilfspaket für Osteuropa.

Dass solche Ideen in Brüssel keine Mehrheit fanden, weckt Hoffnung. Pauschale Überweisungen wären schon deshalb verfehlt, weil sie die Empfänger zu einer Fortsetzung verantwortungsloser Finanzpolitik verleiteten. Jedoch genügt es nicht, das Falsche zu unterlassen; man muss auch das Richtige tun. Bei allen Notmaßnahmen, die im Einzelfall ergriffen werden, kommt es nun darauf an, die wesentlichen Weichen zu stellen. Geschlossenheit ist gefragt - und Entschlossenheit. Die Welt braucht eine verlässliche Kontrolle der Finanzmärkte, damit sich ein Absturz dieser Dimension nicht wiederholen kann. Europa sollte vorangehen wie vor zwei Jahren beim Klimaschutz. Europa muss wirkliches Vorbild sein: für die Asean-Staaten und für die Welt.