Die USA haben einen Al-Qaida-Anschlag auf ein Verkehrsflugzeug vereitelt. Der Sprengsatz deutet auf Bombenbauer Ibrahim Hassan al-Nasiri hin.

Hamburg. Die erhöhte Wachsamkeit hat sich ausgezahlt: Dem US-Geheimdienst CIA ist es gelungen, einen Bombenanschlag auf eine Verkehrsmaschine zu verhindern. Wie ein amerikanischer Regierungsbeamter mitteilte, sollte ein Selbstmordattentäter am ersten Jahrestag der Tötung von Al-Qaida-Chef Osama Bin Laden durch US-Elitesoldaten in Pakistan einen Sprengsatz in der Luft zur Explosion bringen. Geplantes Ziel sei eine Maschine auf dem Weg in die USA oder ein anderes westliches Land gewesen. Wie es weiter hieß, wurde der Plan bereits zu einem frühen Zeitpunkt vereitelt.

US-Präsident Barack Obama sei darüber informiert worden, sagte die stellvertretende Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrats, Caitlin Hayden. Er habe Anweisung erteilt, "alle Schritte zu unternehmen, um sich gegen diese Art von Anschlägen zu wappnen", sagte Hayden weiter.

Wie das Weiße Haus mitteilte, habe die Bombe jenem Sprengsatz geähnelt, mit dem der nigerianische Islamist Umar Farouk Abdulmuttallab am ersten Weihnachtstag 2009 ein Verkehrsflugzeug der Northwest Airlines beim Landeanflug auf die Stadt Detroit sprengen wollte. Er verwendete dazu eine mit Sprengstoff präparierte Unterhose; der Plan schlug fehl, da die Bombe bei der Zündung zunächst nur in Brand geriet und Abdulmuttallab von anderen Passagieren überwältigt werden konnte. Doch die Bauart dieser und auch der jetzt gefundenen Bombe mit dem Sprengstoff Nitropenta deuten auf die Urheberschaft eines der gefährlichsten Terroristen der Welt hin: des 1982 geborenen Saudi Ibrahim Hassan al-Nasiri, Kampfname "Abu Saleh". Er ist der Bombenkonstrukteur für die aus dem Jemen operierende Gruppe al-Qaida auf der Arabischen Halbinsel (AQAP). Sie gilt als derzeit gefährlichster Ableger des weltweiten Terrornetzwerks und entstand 2009 durch die Vereinigung der Terrorfilialen im Jemen und in Saudi-Arabien. Al-Qaida hat im Jemen - de facto ein gescheiterter Staat - eine starke Basis geschaffen und den USA nach dem Tod Bin Ladens Rache geschworen.

+++ Frust und Eitelkeit eines Terrorfürsten +++

Hassan al-Nasiri baute auch jene Bombe, die sein Bruder Abdullah benutzte, um sich direkt neben dem stellvertretenden saudischen Innenminister und Sicherheitschef, Prinz Mohammed Bin Naiv, in Dschidda in die Luft zu sprengen. Der Attentäter starb, Bin Naif überlebte den Anschlag nur leicht verletzt. Abdullah Hassan al-Nasiri hatte den Sprengsatz in sein Rektum eingeführt, sich als reuiger Überläufer gestellt und so die Sicherheitskontrollen überwunden.

Die jetzt offenbar vor etwa zehn Tagen im Jemen sichergestellte Bombe ist nach Mitteilung der US-Regierung eine technische Weiterentwicklung, denn es habe sich um eine "nichtmetallische Vorrichtung" gehandelt, die möglicherweise auch von neuen Geräten am Flughafen kaum hätte entdeckt werden können. In amerikanischen Sicherheitskreisen kursieren seit einiger Zeit Berichte, nach denen Ibrahim Hassan al-Nasiri versuchen könnte, potenziellen Selbstmordattentätern den Sprengstoff sogar zu implantieren.

Der Bombenkonstrukteur führt eine Liste der saudischen Sicherheitsbehörden an, auf der die 83 meistgesuchten Personen stehen, die sich im Ausland aufhalten. Er wird auf jemenitischer Seite des Grenzgebiets zwischen dem Jemen und Saudi-Arabien vermutet. Sein Bruder Abdullah war bis zu seinem Tod die Nummer 40 auf der Liste gewesen.