Das Terrornetzwerk Al-Qaida nimmt wieder den Luftverkehr ins Visier. Ein Sprengsatz sollte ein Passagierflugzeug auf dem Weg in die USA zerreißen.
Washington/Neu Delhi. Die CIA hat in Zusammenarbeit mit anderen Geheimdiensten einen Bombenanschlag des Terrornetzes al-Qaida auf ein Passagierflugzeug verhindert. Der al-Qaida-Ableger im Jemen habe geplant, eine Bombe an Bord eines Flugzeugs Richtung USA zu schmuggeln, berichtete die „New York Times“ online unter Berufung auf Geheimdienstangaben. US-Außenministerin Hillary Clinton rief am Dienstag zu Wachsamkeit auf und warnte vor „immer perverseren“ Terrormethoden. Die jemenitischen Sicherheitsbehörden reagierten mit Verärgerung auf die Berichte über das fehlgeschlagene Attentat.
Das Komplott sei Mitte April entdeckt worden, schrieb die „New York Times“. Demnach wurde der Sprengsatz etwa eine Woche vor dem geplanten Einsatz sichergestellt. Ein Selbstmordattentäter sollte die Bombe unter seiner Kleidung tragen. Der Sender NBC News berichtete, der im Jemen entwickelte Sprengkörper sei eine Weiterwicklung der sogenannten Unterhosenbombe, mit der Weihnachten 2009 ein Passagierflugzeug über der amerikanischen Stadt Detroit in die Luft gesprengt werden sollte. Der Nigerianer Umar Farouk Abdulmutallab wurde als sogenannter Unterhosenbomber im Februar zu lebenslanger Haft verurteilt.
Der Sprengsatz sei „nicht metallisch“ gewesen, hieß es in Medienberichten weiter. Deshalb wäre er auch bei den üblichen Kontrollen an Flughäfen schwer aufspürbar gewesen. Die Bombe sei im Ausland mit Hilfe von befreundeten Geheimdienstpartnern sichergestellt worden, berichtete die US-Bundespolizei FBI in einer Mitteilung. US-Präsident Barack Obama sei über die Verschwörung im April informiert worden, erklärte eine Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrates.
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Eine unmittelbare Gefahr habe indes nicht bestanden, betonte Außenministerin Clinton bei einer Pressekonferenz in der indischen Hauptstadt Neu Delhi. „Wie das Weiße Haus schon sagte, schien die Vorrichtung keine Bedrohung für den öffentlichen Luftverkehr darzustellen.“ Zugleich warnte die US-Außenministerin: „Aber das Komplott zeigt, dass diese Terroristen versuchen, immer perversere und schrecklichere Methoden zu entwickeln, um unschuldige Menschen zu ermorden.“
Die Bombe sei zwar zeitnah zum Jahrestag des Todes des al-Qaida-Führers Osama bin Laden sichergestellt worden, jedoch gebe es keine Hinweise, dass das Komplott damit in Zusammenhang stehe, schrieb die „New York Times“ unter Berufung auf US-Beamte. In anderen US-Berichten wurde jedoch ein zeitlicher Zusammenhang ausgemacht. Bin Laden war vor einem Jahr in seinem pakistanischen Versteck von US-Elitesoldaten getötet worden.
Die Bombe gleiche denen, die von al-Qaida auf der arabischen Halbinsel benutzt würden. Nach US-Einschätzung hat die als gefährlich eingestufte Organisation mehr als 1000 Mitglieder im Jemen und Verbindungen zur al-Qaida-Führung in Pakistan.
Die jemenitischen Sicherheitsbehörden reagierten mit Verärgerung auf die Medienberichte. Ein Beamter sagte der Nachrichtenwebsite „Yemen Post“, das FBI habe bislang keine Beweise nach Sanaa weitergeleitet. Dieses Vorgehen schade dem Ansehen der Regierung. Der Beamte wurde mit den Worten zitiert: „Zusammenarbeit bedeutet, dass beide Seiten geheime Informationen teilen.“
Der damals 24-jährige Abdulmutallab hatte am Weihnachtstag 2009 auf einem Flug von Amsterdam nach Detroit kurz vor der Landung versucht, seine mit Sprengstoff präparierte Unterhose zu zünden. Es entstand zwar ein Feuer, der Sprengstoff explodierte aber nicht wie geplant. Zudem überwältigten mutige Passagiere den Nigerianer. (abendblatt.de/dpa)