Autonome warfen Molotow-Cocktails. Mehr als 100.000 Griechen gingen gegen die Sparpläne auf die Straßen.
Athen. Die Griechenland-Krise hat die ersten Todesopfer gefordert. Bei den gewaltsamen Protesten in Athen gegen die griechischen Sparpläne hat es drei Tote gegeben, zwei Frauen und ein Mann. Laut Polizei befanden sich die Opfer in einem Bankgebäude im Zentrum der Hauptstadt, das zuvor von jugendlichen Demonstranten durch Molotowcocktails in Brand gesetzt wurde. Demnach befanden sich insgesamt rund 20 Menschen in der Filiale der Marfin-Bank, als sie in Brand geriet.
Die Sicherheitskräfte bemühten sich darum, die Menschen aus der Bank herauszuholen. Der Feuerwehr gelang es schließlich, den Brand zu löschen. Aus dem zweiten Stock stiegen weiterhin dicke Rauchwolken auf. Kurz darauf wurde bekannt, dass in der Innenstadt auch zwei Verwaltungsgebäude in Brand gerieten. Auch dort hatten Demonstranten Molotow-Cocktails gegen die Fassaden geschleudert.
Etwa 50 Demonstranten wollten außerdem das Parlament stürmen – da setzte die Polizei Tränengas ein. Die Lage in Athen ist am Mittwoch eskaliert. Die griechische Polizei musste härter gegen die protestierenden Griechen vorgehen, die wegen des Sparkurses der Regierung auf die Straßen ging. Autonome warfen Steine auf die Beamten. Den Einsatzkräften sei es gelungen, die Gruppe am Parlament zurückzudrängen, sagte ein Augenzeuge.
Die Gewerkschaften hatten zuvor ihre Proteste ausgeweitet. Neben den Staatsbediensteten, die bereits am Dienstag in einen Streik getreten waren, legten auch Angestellte in der Privatwirtschaft ihre Arbeit nieder.
Nach Polizeischätzungen gingen am Mittwoch allein in Athen etwa 100.000 Menschen auf die Straße, die Gewerkschaften sprachen sogar von mehr als 200 000 Teilnehmern. Nach Angaben von politischen Beobachtern war es eine der größten Demonstrationen der vergangenen 20 Jahre in Griechenland. „Die Diebe sollen jetzt ins Gefängnis“, skandierten Demonstranten. Auch in Thessaloniki und anderen Städten des Landes gingen Tausende Menschen auf die Straße. Dort kam es sporadisch ebenfalls zu Ausschreitungen. Das griechische Parlament soll am Donnerstag über das Sanierungspaket abstimmen.
Alle Flüge nach und von Griechenland wurden ab Mitternacht abgesagt, Züge und Fähren stellten ihren Betrieb ein. Auch Schulen, Krankenhäuser, Finanzämter und selbst berühmte Kulturstätten wie die Akropolis blieben geschlossen. Auch Journalisten schlossen sich dem Ausstand an, Sendungen in Rundfunk und Fernsehen wurden eingestellt.