Berlin. Wir müssen die Debatte über die TV-Duelle ernsthaft führen – und nicht beleidigt oder zickig. Ein neues Format hätte Wucht und Wirkung.

Zoff im Bundestag, Zoff um die TV-Duelle – und dann, am Ende dieser Woche, eine kluge Entscheidung, bei der auf einmal (fast) alle an einem Strang ziehen: Die Friedrich-Merz-Union stimmt mit der längst aufgelösten Olaf-Scholz-Ampel für ein Gesetz, das das Bundesverfassungsgericht besser vor Extremisten schützen will.

Leute, das ist nicht absurd, das ist auch nicht schizophren oder was man sonst dazu sagen mag. Das ist lebendige Demokratie. So geht Politik in aufgewühlten Zeiten. Jetzt muss man nur die richtigen Lehren daraus ziehen. Es sind zwei.

Die Lehre aus der Zoff-Woche: Politik ist keine Therapiegruppe

Erstens: Stil und Respekt in der Politik sind wichtig, aber Politik ist keine Therapiegruppe, in der alle mit maximaler Achtsamkeit und extraweichen Samthandschuhen unterwegs sein müssen. Solange die seriösen Demokraten zusammenhalten, wenn es um den Kern der Demokratie geht, dürfen sie auch mal eskalieren – an die Wucht von Politberserkern wie Franz Josef Strauß, Herbert Wehner oder Joschka Fischer reicht das alles eh noch lange nicht heran.  

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Julia Emmrich ist stellvertretende Ressortleiterin für Politik und Wirtschaft in der FUNKE Zentralredaktion. © Anja Bleyl | Anja Bleyl

Zweitens: Es ist richtig, juristische Schutzlücken wie jetzt beim Bundesverfassungsgericht zu schließen. Je nachdem, wie stark die AfD künftig wird, könnte es die letzte Gelegenheit dazu sein. Das ersetzt aber nicht die Auseinandersetzung mit den extrem Rechten. Es ist deswegen Zeit, die Debatte über die TV-Duelle ernsthaft zu führen – und nicht beleidigt, empört oder zickig. Dass diese Wahl eine echte sozial- und wirtschaftspolitische Richtungsentscheidung wird, das bekommen die Leute auch so mit, dafür braucht es kein eigenes TV-Duell zwischen Scholz und Merz - und auch keine Vierer-Runde, mit Grünen und AfD. Ganz am Ende des Wahlkampfs wollen ARD und ZDF jetzt alle Spitzenkandidaten – Merz, Scholz, Habeck, Lindner, Weidel und Wagenknecht – in den Ring holen. Das kommt viel zu spät.

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