Washington. Die Liste derer, die der künftige US-Präsident juristisch verfolgen lassen will, ist lang. Einigen droht Trump mit drakonischen Strafen.
Als Kandidat beteuerte Donald Trump dutzendfach, im Falle eines Sieges all jene zu verfolgen, von denen er sich ungerecht behandelt fühlt. Immer wieder drohte er damit, Widersacher und Kritiker strafrechtlich erfassen, aburteilen und einsperren zu lassen. Eine Rhetorik, die an Despoten erinnert. Während Begleiter das als politische Muskelspielerei abtun, warnen andere, darunter ehemalige Top-Berater seines ersten Kabinetts, davor, dass der 78-Jährige seine Drohungen diesmal wahr machen werde. Wie stark wird sein Appetit auf Rache sein, jetzt, wo er erneut ins Weiße Haus einziehen wird? Wer steht auf seiner „Fahndungsliste”? Eine Übersicht:
Joe Biden: Ohne gerichtsfeste Indizien beschuldigt Trump den amtierenden Präsidenten seit Jahren der Korruption. Biden habe von der Ukraine und China über Umwege (Sohn Hunter Biden) Millionensummen erhalten. „Ich werde einen echten Sonderstaatsanwalt ernennen, der den korruptesten Präsidenten in der Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika, Joe Biden, und die gesamte Biden-Verbrecherfamilie verfolgt.“
Kamala Harris unterlag Trump – der droht ihr
Kamala Harris: Trump wirft seiner bezwungenen Rivalin vor, fahrlässig eine „Invasion” in Amerika zugelassen zu haben durch eine „offene Grenze” zu Mexiko. Das habe zu Morden in den USA geführt, für die Harris strafrechtlich verfolgt werden müsse. Juristen in Washington halten die Argumentation für abwegig.
Barack Obama: Trump wirft seinem Vorgänger vor, ihn 2016 durch die Bundespolizei FBI ausspioniert zu haben. Das sei „Verrat” gewesen. Kürzlich forderte er, dass der 44. Präsident vor ein „öffentliches Militärgericht” gestellt wird. Trump hasst den Demokraten, seit der sich öffentlich sarkatisch über den New Yorker Geschäftsmann ausgelassen hat.
Hillary Clinton: Ohne Begründung sagte Trump in einem Interview, dass die ehemalige Außenministerin und Präsidentschaftskandidatin „wahrscheinlich“ ins Gefängnis geworfen werde. Trump wirft Clinton bis heute vor, das umstrittene Russland-Dossier, das diverse Anschuldigungen gegen ihn enthielt, in den Wahlkampf 2016 getragen zu haben.
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Verdrehte Fakten: Trump droht anderen wegen des Sturms auf das Kapitol
Nancy Pelosi: Die frühere Sprecherin des Repräsentantenhauses soll für Finanzgeschäfte ihres Mannes strafrechtlich verfolgt werden. Auch für ihre Rolle während des Sturms aufs Kapitol 2021 gehöre sie angeklagt. Begründung: Pelosi habe damals dabei versagt, für genügend Schutz am Kongress in Washington zu sorgen. Tatsache laut Justizministerium: Trump verweigerte die Bereitstellung der Nationalgarde.
Letitia James und Arthur Engoron: Die New Yorker Generalstaatsanwältin Letitia James und der New Yorker Richter Arthur Engoron haben gegen Trump in diversen Betrugsfällen erfolgreich prozessiert. Trump wurde verurteilt. Er spricht von einer Gesinnungsjustiz, die von den Demokraten und Präsident Biden in Marsch gesetzt worden sei, und verlangt, dass die Juristen angeklagt und bestraft werden.
Liz Cheney: Die frühere republikanische Kongressabgeordnete aus Wyoming, eine lautstarke Gegnerin Trumps, wird von Trump des „Verrats” beschuldigt. Sie solle dafür „ins Gefängnis gehen”. Vor wenigen Tagen wünschte Trump der Tochter des ehemaligen Vizepräsidenten Dick Cheney Gewalt an den Hals. „Sie ist eine radikale Kriegstreiberin. Stellen wir uns vor, sie steht mit einem Gewehr mit neun Läufen da und wird beschossen, okay? Mal sehen, wie sie sich dann fühlt. Sie wissen schon, wenn die Waffen auf ihr Gesicht gerichtet sind.“ Trump verlangt ein „im Fernsehen übertragenes Militärgericht“ für Cheney.
Jack Smith: Der gegen Trump eingesetzte Sonderstaatsanwalt Jack Smith ist eine der bevorzugten Zielscheiben Trumps. Er nennt ihn „geistesgestört”, einen „Berufsverbrecher” und verlangt, dass der Jurist „aus dem Land geworfen wird“. Sollte Smith Ende Januar noch im Amt sein, kündigte Trump an, würde er ihn „auf der Stelle feuern“.
Persönliche Rache: Trump hat Alvin Bragg im Visier
Alvin Bragg: Der Bezirksstaatsanwalt von Manhattan, Alvin Bragg, hat die Verurteilung Trumps im Schweigegeldprozess um den Porno-Star Stormy Daniels bewerkstelligt. Dafür müsse er strafrechtlich verfolgt werden, findet Trump.
Mark Milley: Der frühere Vorsitzende des US-Militärs wird von Trump unlauterer Kontakte mit China beschuldigt, die für ihn Verrat darstellen. „Das ist eine so ungeheuerliche Tat, dass in früheren Zeiten die Strafe der Tod gewesen wäre”, schrieb Trump in sozialen Medien. Zuletzt hatte Milley Trump als „Faschisten durch und durch” bezeichnet. Auch dagegen müsse vorgegangen werden.
James Comey: Der von Trump 2017 entlassene Chef der Bundespolizei FBI hatte über seine Zeit unter Trump ein Buch geschrieben. Darin seien vertrauliche Informationen benutzt worden, wofür Comey angeklagt gehöre. Trumps eigenes Justizministerium verwarf die Anschuldigungen bereits als haltlos.
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Adam Schiff: Der demokratische Parlamentarier, gerade frisch in den Senat gewählt worden, war Trumps wichtigster Gegenspieler bei der Aufklärung der Russland-Affäre, die Trump illegitime Kontakte zu Moskau nachsagte. Trump wirft dem Kalifornier, der damals Vorsitzender des Geheimdienstausschusses des Repräsentantenhauses war, Hochverrat vor. „Schiff ist ein Widerling und Verräter und sollte für den Schaden, den er unserem Land zugefügt hat, strafrechtlich verfolgt werden.“
Trump droht Zuckerberg: „Rest seines Lebens im Gefängnis“
Mark Zuckerberg: Der Facebook-Gründer zog sich den Zorn Trumps zu, weil er vor der Wahl 2020 rund 400 Millionen Dollar für die Optimierung der Technik in Wahllokalen gespendet hatte. Trump sah darin den Versuch, damals seine Wiederwahl zu torpedieren. In einem aktuellen Buch wird Trump so über Zuckerberg zitiert: „Wir beobachten ihn genau. Und wenn er diesmal etwas Illegales tut, wird er den Rest seines Lebens im Gefängnis verbringen.“
Michael Cohen: Der ehemalige Privatanwalt Trumps wurde im Schweigegeldprozess (Stormy Daniels) zum Kronzeugen gegen seinen ehemaligen Boss. „Cohen sollte wegen Lügens und all des Aufruhrs und der Kosten, die er dem Bezirksstaatsanwalt verursacht hat, strafrechtlich verfolgt werden“, forderte Trump auf seinem Portal Truth Social.
Sonderausschuss zum 6. Januar: Trump will, dass der nach dem Sturm aufs Kapitol vom Kongress eingesetzte überparteiliche Sonderausschuss angeklagt wird. Trump wirft den parlamentarischen Ermittlern, die auf Tausenden Seiten Trumps Beteiligung an dem Versuch der nachträglichen Manipulation des Wahlergebnisses von 2020 detailliert dokumentierten haben, „Betrug und Verrat” vor.
Zivile Gruppen: „Anwälte, politische Aktivisten, Spender, illegale Wähler und korrupte Wahlbeamte, die sich skrupellos verhalten“, will Trump einsperren lassen. Das gilt auch für „radikale linke Verrückte“ , propalästinensische Demonstranten und Menschen, die die amerikanische Flagge verbrennen. Auch Kritiker des Obersten Gerichtshofs hat Trump im Visier: „Diese Leute gehören ins Gefängnis, so wie sie über unsere Richter und unsere Richterinnen reden“, sagte Trump bei einer Kundgebung im September.