Hamburg. Bijan Tavassolis seltsame Aktion stellt Linkenchefs vor Probleme. Auch Berichte um bizarren Besuch in Frauensauna kursieren.

Die im September 2022 neu gewählte Parteiführung der Linken in Hamburg ist derzeit nicht zu beneiden. Nachdem gerade die eigene Bundestagsabgeordnete Zaklin Nastić Anzeige wegen Hausfriedensbruchs gegen den Landesgeschäftsführer erstattet hat, müssen sich die neuen Parteisprecher wie jetzt bekannt wurde auch weiter mit der Parteitagsanfechtung der „lesbischen Transmuslima“ Bijan Tavassoli auseinandersetzen – die sie im Extremfall ihre Ämter kosten könnte.

Hintergrund: Das als Mann geborene Parteimitglied Tavassoli hatte sich vor einiger Zeit zur (muslimischen) Frau erklärt und war als Transgender-Frau beim Parteitag 2022 für den Posten der weiblichen Sprecherin angetreten. Weil sie angeblich an „Corona und wahrscheinlich Affenpocken“ erkrankt sei, war Tavassoli allerdings beim Parteitag nicht persönlich anwesend, stattdessen verlas eine mit Corona-Maske und Kapuze vermummte Person ein ebenso wirres wie aggressives Statement in ihrem Namen. Später behauptete Tavassoli aber, sie kenne die vortragende Person nicht – und focht den Parteitag an, bei dem die Linke mit Sabine Ritter und Thomas Iwan ein neues, pragmatisches Sprecherduo gewählt hatte.

Bizarrer Auftritt: „Lesbische Transmuslima“ in Frauensauna

Was wie eine genialisch-bösartig inszenierte Satireaktion wirkt, könnte der Parteiführung noch Probleme bereiten. Zwar hat die Landesschiedskommission der Linken die Parteitagsanfechtung zurückgewiesen – aber nun liegt der Vorgang bei der Bundesschiedskommission. Sollte im Extremfall die Wahl der neuen Parteisprecher von 2022 annulliert werden, müsste der alte Vorstand zu einem neuen Parteitag einladen.

So jedenfalls sieht es Tavassoli, wie sie im Gespräch mit dem Abendblatt darlegte. Mögliche Folge: Ausgerechnet Ex-Parteichefin Nastić, die gerade die eigene Parteiführung angezeigt hat, müsste in Hamburg zu einem neuen Parteitag laden.

Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, kursieren nun Berichte, nach denen (die oft vollbärtige) Bijan Tavassoli in Wien als Transfrau eine Frauensauna besucht haben soll – was wohl zu einiger Aufregung führte. Während sie von anderen Medien zu dem Vorfall detailliert zitiert wird, bestreitet Tavassoli im Gespräch mit dem Abendblatt nun, zur Zeit des Vorgangs überhaupt in Wien gewesen zu sein.

Putin-Freund? Tavassoli ist auch schon beim Sender Russia Today aufgetreten

Innerhalb der Linkspartei wird das Verhalten von Tavassoli, die auch schon im russischen Propagandasender Russia Today auftrat, als reine Provokation gewertet. „Das ist bösartiges Schmierentheater und der Versuch, sämtliche rechte Vorurteile gegenüber Transmenschen schauspielerisch umzusetzen“, sagte Linken-Landesgeschäftsführer Christoph Timann dem Abendblatt. Er sei „sehr zuversichtlich“, dass die Bundesschiedskommission sich hinter die Entscheidung der Hamburger Kommission stelle und die Anfechtung des Parteitags zurückweise.

Die Hamburger Parteispitze steht mittlerweile ohnedies auf dem Standpunkt, Tavassoli sei gar nicht mehr Mitglied der Linken. Sie habe nämlich seit Monaten keinen Beitrag gezahlt, was laut Satzung automatisch dazu führe, dass jemand nicht mehr Mitglied sei.

Eklat bei Linken: Bundesschiedskommission entscheidet über Tavassolis Mitgliedschaft

Tavassoli allerdings behauptete im Gespräch mit dem Abendblatt, die Parteiführung habe die bisher abgebuchten Beiträge schlicht nicht mehr eingezogen, obwohl sein bzw. ihr Konto immer gedeckt gewesen sei. „Juristisch ist das Annahmeverzug des Gläubigers“, sagte Tavassoli. „Ich bin nach wie vor Mitglied der Linken.“ Auch diese Frage werde derzeit von der Bundesschiedskommission geprüft.

Auch hier sieht Landesgeschäftsführer Timann die aktuelle Parteiführung aber in einer guten Position. Man habe Tavassoli nämlich per Einschreiben auf den Rückstand bei den Mitgliedsbeiträgen hingewiesen – worauf diese aber nicht reagiert habe. Mithin: Die Linken-Führung ist wohl optimistisch, dass man sich des Problems Tavassoli bald entledigt haben dürfte.

Bizarrer Auftritt: Linke wollen mit Tavassoli-Aktionen nichts mehr zu tun haben

Denn mit dessen Aktionen will man in der Partei künftig nicht mehr in Zusammenhang gebracht werden – wohl auf keinem der Flügel. Zwischenzeitlich hatte Tavassoli sogar einmal verbreitet, sie sei in die AfD eingetreten – was sie im Gespräch mit dem Abendblatt jedoch nun als Aprilscherz verstanden wissen wollte.

Fragt sich nur, ob alle die Scherze der Bijan Tavassoli verstehen und zu schätzen wissen. Bei den Linken teilt man diesen Humor jedenfalls offenkundig nicht mehr – und hält Tavassoli für einen „rechten Clown“ bzw. eine „rechte Clownin“, die dem Anliegen von Transmenschen bewusst schade.