Hamburg. Der Personalmangel in Hamburg wird immer größer. Die Beschäftigten sind am Limit. Wie die Stadt um neue Mitarbeiter werben will.

Die Hamburger Verwaltung leidet immer stärker unter dem Mangel an passendem Personal. Nicht nur die Zahl der unbesetzten Stellen in den Ämtern und Behörden ist mittlerweile erschreckend hoch. Immer mehr Beschäftigte der Stadt Hamburg schreiben auch so genannte „Überlastungsanzeigen“, und signalisieren damit, dass sie angesichts von Unterbesetzung und immer neuen Aufgaben schlicht nicht mehr in der Lage sind, die ihnen übertragenen Arbeiten zu erledigen. All das ergibt sich aus einer Antwort des Senates auf eine Kleine Anfrage des CDU-Bürgerschaftsabgeordneten Sandro Kappe, die dem Abendblatt vorliegt.

Insgesamt sind laut Auswertung der Daten durch die CDU rund 4050 Stellen in der Verwaltung unbesetzt. Besonders schlimm ist die Lage demnach in den Bezirken – und zwar dort, wo es auch direkt die Hamburgerinnen und Hamburger betrifft, nämlich in den Dezernaten für den Bürgerservice. Dort sind laut Senatsantwort im Bezirk Altona derzeit 29 Prozent der Stellen unbesetzt, in Eimsbüttel sind es 22 Prozent und in Mitte 16 Prozent.

Mitarbeiter: In Hamburg geht den Behörden das Personal aus

Als Gründe für die hohe Zahl der nicht besetzten Stellen nennt der Senat „eine höhere Personalfluktuation, aber auch länger andauernde und in Teilen nicht erfolgreiche Bewerbungsverfahren“. Mit anderen Worten: Die Stadt findet einfach nicht mehr genug kompetente Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Um dieses Problem zumindest abzumildern, habe der Senat „neben der zügigen Durchführung von Nachbesetzungsverfahren“ auch „zahlreiche Personalmarketingmaßnahmen zur Erhöhung der Präsenz der Freien und Hansestadt Hamburg auf dem Arbeitsmarkt“ ergriffen, heißt es in der Antwort. „Hierzu zählen Einstellungskampagnen der Bezirksämter, die Nutzung von externen Stellenbörsen, Imagekampagnen und Messeauftritte.“

Personal fehlt allerdings nicht nur im Bürgerservice, sondern auch in anderen wichtigen Abteilungen. So sind im Dezernat Wirtschaft, Bauen und Umwelt in Mitte mehr als 21 Prozent der Stellen vakant. Im Fachamt Bauprüfung haben in Mitte bereits 53 Prozent der Mitarbeiter eine „Überlastungsanzeige“ abgegeben. Das heißt: Mehr als jeder zweite Bedienstete hat hier seinem Vorgesetzten mitgeteilt, dass die Arbeitssituation so belastend ist, dass gesundheitliche Gefahren oder Fehler bei der Arbeit nicht mehr ausgeschlossen werden können.

Personal: Immer mehr Mitarbeiter melden offiziell ihre Überlastung an Vorgesetzte

Ähnlich schwierig ist die Situation im Zentrum für Wirtschaft, Bauen und Umwelt im Bezirk Nord: Dort haben 44 Prozent der Mitarbeiter ihre Überlastung offiziell angezeigt, im Gesundheitsamt in Nord sind es mehr als 43 Prozent. In Eimsbüttel ist die Lage beim für die Jugend- und Familienhilfe zuständigen Allgemeinen Sozialen Dienst besonders angespannt: Hier hat jeder Vierte eine Überlastungsanzeige geschrieben. In der für die Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse zuständigen Abteilung der Hamburger Sozialbehörde sind es sogar fast 29 Prozent.

Als Gründe für die extreme Belastung in manchen Abteilungen nennt der Senats meist schlicht „Stellenvakanzen“ – und verweist damit wieder und wieder auf das Grundproblem: Personal ist offenbar schwer zu finden. Hinzu kommt, dass in manchen Bereichen auch Belastungen hinzukamen, etwa durch die Einführung neuer Software. Nicht nur in den Bezirken, auch in manchen Behörden fehlen Mitarbeiter: In der Senatskanzlei im Rathaus sind 23 Prozent der Stellen unbesetzt, in der Stadtentwicklungsbehörde 17 und in der Kulturbehörde 16 Prozent. Die meisten Überstunden wurden im Bereich der Schul-, der mit der Flüchtlingsunterbringung stark eingespannten Sozial- und der Innenbehörde gemacht. In der Innenbehörde ist vor allem die Feuerwehr betroffen – und zwar aufgrund von, man ahnt es: „Stellenvakanzen“.

Bürgerservice: Hier ist der Krankenstand besonders hoch

Der große Arbeitsdruck wirkt sich auch auf die Fehltage durch Krankheit aus. Die meisten Krankheitstage gab es zuletzt es im Landesbetrieb Gebäudereinigung, der zur Finanzbehörde gehört – mit im vergangenen Jahr 6022 Tagen pro 100 Beschäftigte. Es folgen der Bürgerservice im Bezirk Wandsbek mit 4031, der Landesbetrieb Verkehr (Verkehrsbehörde) mit 4000, der Bürgerservice im Bezirk Nord mit 3989 und der Bürgerservice im Bezirksamt Altona mit 3895 Fehltagen pro 100 Mitarbeiter im Jahr 2022.

„Dem Bürgerservice der Bezirksämter läuft das Personal weg und die Krankheitsstände sind hier am höchsten“, konstatiert CDU-Mann Sandro Kappe. „Massive Fehlbestände sind die Ursache. Wir müssen die Attraktivität der Bezirksämter stärken, sonst wandern Mitarbeiter weiter zu den Fachbehörden ab. Die mehr als 4000 offenen Stellen sagen entweder aus, dass die Hamburger Verwaltung massiv unterbesetzt ist oder dass eine fehlgeleitete Personalplanung vorliegt, die weder transparent noch nachvollziehbar ist.“

Mitarbeiter: So will die CDU mehr Personal für die Stadt gewinnen

Um die Situation zu verbessern, fordert die CDU eine höhere Vergütung in den Bezirken – denn dort würden Mitarbeiter oft schlechter bezahlt als in den Landesbehörden. Zudem müssten Wohnungen bzw. Wohnheimplätze für Anwärter des Öffentlichen Dienstes angeboten werden. Durch mehr Mitarbeiterbefragungen sollten Probleme schneller erkannt und behoben werden, so die CDU. Außerdem brauche die Stadt ein „durchlässigeres Laufbahnrecht“ – das heißt: Beförderungen sollten künftig auch unabhängig von starren Voraussetzungen nach Leistung und Befähigung möglich sein. Bayern habe das System bereits flexibler gestaltet.

„Seit Jahren sinken Anzahl und Qualität der Bewerber für den Öffentlichen Dienst in Hamburg“, so das Fazit des CDU-Abgeordneten Kappe. „Das hat auch damit zu tun, dass die Privatwirtschaft oftmals bessere Angebote macht. Hamburg muss deswegen alles tun, um ein attraktiverer Arbeitgeber zu werden. Sonst wird die Verwaltung immer größere Probleme bekommen – und das werden dann vor allem die Bürger an allen Ecken und Enden zu spüren bekommen.“