Hamburg. Elf Prozent Zuwachs gegenüber 2017. In Berlin solle nun mit allen Seiten sondiert werden, außerdem soll der Kampf weitergehen.

Die Hamburger Grünen fühlen sich durch die Ergebnisse der Bundestagswahl deutlich gestärkt – und wollen wie bereits 2020 wohl auch künftig in der Hansestadt mit der SPD um Platz 1 ringen. „In Hamburg haben wir unseren Erfolgskurs fortgesetzt und sogar mit den ersten beiden Direktmandaten noch draufgesattelt“, sagte Grünen-Landeschefin Maryam Blumenthal dem Abendblatt.

„Das gibt uns mit Blick auf Europa- und Bezirkswahlen 2024 und Bürgerschaftswahl 2025 klaren Rückenwind. Es wäre doch schräg, wenn wir da nicht mit dem Anspruch herangehen würden, stärkste Kraft zu werden.“

Bundestagswahl: Grünen steigern ihr Ergebnis

Die Grünen hatten ihr Zweitstimmenergebnis in Hamburg am Sonntag um elf Prozent gegenüber der Bundestagswahl gesteigert und 24,9 Prozent erreicht. Zudem gewannen sie erstmals zwei Direktmandate in Hamburg: In Eimsbüttel setzte sich Till Steffen gegen den SPD-Kandidaten Niels Annen durch, und in Altona zog Linda Heitmann an SPD-Mann Matthias Bartke vorbei.

Die grüne Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank sprach mit Blick auf das weniger gute Ergebnis im Bund von einem „bittersüßen Wahlabend“. Die Grünen hätten das Ziel verfehlt, stärkste Kraft zu werden, so Fegebank. „Aber wir sind in einer sehr guten strategischen Position, um die künftige Bundesregierung stark zu prägen.“ Das deutlich bessere Hamburger Ergebnis sei „ein sehr starkes Statement für uns Grüne“, so Fegebank.

„Wir sehen uns auch in der Landespolitik gestärkt"

„Wir sehen uns auch in der Landespolitik gestärkt. Dieser erste Stimmungstest nach der Bürgerschaftswahl hat unsere Erwartungen noch übertroffen. Wir sind angekommen in der Mitte der Gesellschaft.“ Stärker werden müssten die Grünen noch bei den Älteren. „Wir müssen als Grüne zu einem Gesamtgenerationenprojekt werden. Auch beim Thema Wirtschaftskompetenz können wir noch nachlegen“, sagte die Zweite Bürgermeisterin.

Bei den aus ihrer Sicht richtigen Gesprächen zwischen FDP und Grünen gebe es zwar weite Wege zurückzulegen. „Aber es gibt auch viele Gemeinsamkeiten zwischen FDP und Grünen, etwa beim Willen zu Innovation, bei der Bearbeitung dynamischer Zukunftsfelder, der Vereinfachung und Beschleunigung bürokratischer Prozesse bei gesellschaftspolitischen Fragen oder Investitionen in Bildung und Forschung.“

Fegebank stellt Forderungen an Olaf Scholz

Die Grünen sollten sich nicht vorab auf eine Koalition festlegen, so Fegebank. „Bewegung wird von allen nötig sein, auch von Olaf Scholz“, so Fegebank. „Er muss jetzt zeigen, ob er auch anderen Raum geben und wirklich auf Augenhöhe verhandeln will und kann.“

Grünen-Chefin Maryam Blumenthal in der Bürgerschaft.
Grünen-Chefin Maryam Blumenthal in der Bürgerschaft. © Michael Rauhe / HA | Unbekannt

Auch die Altonaer Wahlsiegerin Linda Heitmann sagte, man solle mit beiden Seiten ergebnisoffen sondieren, um zu sehen, wo es den größeren Raum für grüne Inhalte gebe. „Ich kann mir aber vorstellen, dass sich mit der SPD mehr in der Sozialpolitik umsetzen lässt, was mir wichtig ist“, so Heitmann, die sich eher skeptisch zeigte, ob Vorgespräche allein mit der FDP sinnvoll seien.

Bundestagswahl: Mehrere Koalitionen möglich

Der Eimsbüttler Grüne Till Steffen sieht das anders. Es sei richtig, „erst mit der FDP zu reden, um erst einmal eine stabile Grundlage herzustellen“, sagte Steffen. Bei der FDP hätten viele verstanden, dass sie „so was wie 2017 nicht noch mal bringen können“. Es gebe bei den Liberalen „viele gute Leute, mit denen man reden kann“, etwa die neuen Hamburger Abgeordneten Ria Schröder und Michael Kruse, so Steffen.

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Wenn man die Programme nebeneinander lege, zeigten sich für Grüne große Schnittmengen mit der SPD bei Steuer- und Sozialpolitik – hier werde es mit der FDP besonders schwierig. „Bei der Klimapolitik aber nehmen sich CDU und SPD nichts, wenn man das nüchtern betrachtet“, so Steffen, der zuletzt gelegentlich als möglicher Justizminister gehandelt wurde. Dass sowohl Ampel-Koalitionen als auch Jamaika-Bündnisse erfolgreich und stabil arbeiten könnten, sehe man in den Bundesländern Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein.