Hamburg. Die Wahlanalyse des Statistikamts Nord zeigt, wie die Parteien in den Bezirken vertreten sind. Grüne vor allem im Zentrum stark.

Für eine Statistikerin war es eine ungewöhnlich blumige Aussage, aber sie war dennoch passend. „Hamburg hat ein grünes Herz“, sagte Renate Cohrs vom Statistikamt Nord am Montag zu den Ergebnissen der Bundestagswahl in der Hansestadt. Bei denen zeige sich nämlich, dass die Grünen vor allem im Zentrum und den dicht bevölkerten Stadtteilen stark sind, die SPD dagegen in den umliegenden Gebieten.

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Die Zahlen untermauern dies. So haben die Grünen rund die Hälfte der Stadtteile im Bezirk Mitte klar für sich entschieden, darunter nahezu alle City-Stadtteile wie Altstadt, Neustadt, HafenCity, St. Georg und St. Pauli, wo sie mit 42,3 Prozent die SPD (16,4) deklassiert haben.

Bundestagswahl: Die Linke in St. Pauli stark

Hier ist sogar Die Linke (21,1) stärker. Dass der Wahlkreis Hamburg-Mitte, der nicht ganz identisch mit dem Bezirk ist, dennoch an die SPD ging, lag vor allem daran, dass die Sozialdemokraten mit Billstedt (40,4 Prozent gegenüber 10,9 der Grünen) und Wilhelmsburg (35,2 zu 19,2) die einwohnerstärksten Stadtteile für sich entscheiden konnten.

Auch im erweiterten Zentrum ein ähnliches Bild: Ob Eimsbüttel, Hoheluft-West, Altona-Nord, Ottensen oder Sternschanze, wo sie mit 48,7 Prozent ihr Rekordergebnis einfahren: In fast allen dicht bevölkerten Szenestadtteilen kommen die Grünen auf mehr als 40 Prozent und liegen weit vor der SPD.

SPD liegt in Steilshoop, Billstedt und Lurup vorn

Die hat ihre Hochburgen in Arbeiterstadtteilen wie Steilshoop, Billstedt und Lurup, wo sie mit jeweils knapp über 40 Prozent unangefochten vorn liegt. Auch in Jenfeld (38,6 Prozent), Farmsen-Berne (38,2), Lohbrügge und Eidelstedt (jeweils 37,4), Wilstorf (37,3), Langenhorn (36,9) und Bramfeld (36,7) sind die Sozialdemokraten stark.

„Die SPD schneidet in Stadtteilen mit geringem sozialen Status viel besser ab als in sozialstrukturell privilegierteren Gegenden“, heißt es in der Wahlanalyse des Statistikamts, aus der diese Daten stammen. Sei sie in Gebieten mit hohem Anteil an Sozialhilfebeziehern mit im Schnitt 32,6 Prozent klar stärkste Kraft vor den Grünen (20,2 Prozent), sei das in Stadtteilen mit geringem Hilfeempfängeranteil genau umgekehrt, wenn auch mit geringerem Abstand, so die Statistiker: Hier liegen die Grünen mit durchschnittlich 24,4 Prozent vor der SPD mit 23,7 Prozent.

CDU und FDP nur in wenigen Stadteilen stark

Die CDU ist nur in wenigen wohlhabenden Stadtteilen stark. So liegt sie etwa in Nienstedten (31,9 Prozent), Blankenese (30,3) und Wellingsbüttel (29,9) vorn. Dafür hat sie in der Sternschanze (4,0 Prozent) oder auf St. Pauli (4,3) den Status einer Splitterpartei.

Fast deckungsgleich ist das Bild der FDP, die ebenfalls in Nienstedten (21,6 Prozent) sowie in Wohldorf-Ohlstedt (21,0) und in der HafenCity (20,6) stark ist, auf St. Pauli aber nur 5,4 Prozent holt.

AfD erzielte beste Ergebnisse in Neuallermöhe

Umgekehrt die Linkspartei: Während sie in den noblen Quartieren kaum über die Fünf-Prozent-Hürde kommt, hat sie in Kleiner Grasbrook/Steinwerder (29,1 Prozent), auf St. Pauli (21,1) und auf der Veddel (20,4) ihre Hochburgen.

Die AfD erzielt ihre besten Ergebnisse in Neuallermöhe (13,7 Prozent), Hausbruch (12,0) und Billstedt (10,1), hat aber in der Sternschanze (1,0 Prozent) sowie in Eppendorf, Eimsbüttel und Ottensen (je 1,7) gar nichts zu melden.

Hohe Wahlbeteiligung in Hamburg

Positiv aufgefallen ist die Wahlbeteiligung (77,8 Prozent) in Hamburg. Im Vergleich zur vergangenen Bundestagswahl stieg sie um 2,8 Prozentpunkte. Die höchste Quote erreichte der Wahlkreis Nord (84,2), die niedrigste Bergedorf-Harburg (71,3).

Das Statistikamt Nord legte ebenfalls ein Ranking der Stadtteile vor: Die Spitzenreiter sind Eppendorf (93), Groß Flottbek (91,9) und Wohldorf-Ohlstedt (90,6). Zu den Schlusslichtern zählen Billbrook/Rothenburgsort (60), Billstedt (59,8) und Jenfeld (59,2).

Bundestagswahl: Wahlbeteiligung unterschiedlich

Soziale Faktoren beeinflussen die Wahlbeteiligung, so das Statistikamt. „Eine vergleichsweise hohe Wahlbeteiligung weisen jene Stadtteile auf, in denen die Bevölkerung selten SGB-II-Leistungen bezieht.“ Dazu zählt etwa Hartz IV. „Statusniedrige Wohngebiete mit relativ hohem Hilfebezug sind dagegen durch eine niedrige Wahlbeteiligung gekennzeichnet.“ In Zahlen bedeutet das: Wo viele solcher Leistungsempfänger leben, beträgt die Quote im Durchschnitt 68,3 Prozent. Wo der Staat hingegen weniger hilft, sind es 88,2 Prozent.

Kaum einen Unterschied verzeichnet das Statistikamt Nord zwischen städtischen und ländlichen Regionen. „So ist die Wahlbeteiligung in den dünn besiedelten, ländlich geprägten Stadtteilen mit 82,9 Prozent sehr hoch“, heißt es. „Urbane Stadtteile“ wie etwa Ottensen oder St. Georg kämen aber im Schnitt auch auf 81,4 Prozent.