Berlin. Die Freie Demokratische Partei (FDP) ist eine der ältesten in Deutschland. Was gibt es über die Liberalen zu wissen? Das lesen Sie hier.
Sie war an vielen Regierungen der Bundesrepublik beteiligt und von 1949 bis 2013 ununterbrochen im Bundestag vertreten – doch dann stürzte die FDP ab. Bei der Bundestagswahl 2013 verloren die Liberalen fast zehn Prozentpunkte und scheiterten nach 64 Jahren im Bundestag mit 4,8 Prozent der Stimmen an der Fünfprozenthürde.
Unter Christian Lindner gelang der Partei der Wiederaufstieg – allerdings zuerst nicht in die Bundesregierung. Die FDP ließ 2017 nach sechs Wochen die Koalitionsverhandlungen mit CDU und Grünen platzen. Das bescherte der Partei eine neue Durststrecke. Doch in der Pandemie konnten sich die Liberalen als Kämpfer für Freiheitsrechte und Digitalisierung wieder in Position bringen.
Nach der Bundestagswahl 2021 trat die FDP in die Ampel-Koalition mit SPD und Grünen ein. Aus dem hoffnungsvollen Projekt von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) wurde ein zähes Ringen, das schließlich einigermaßen spektakulär scheiterte. Auch, aber längst nicht nur, weil die Liberalen sehr strikt für eine Wirtschaftspolitik eintraten, die auf Investitionen ohne neue Schulden, Deregulierung und Steuersenkungen setzt. Damit stießen sie bei ihren Regierungspartnern auf Widerstand, der letztlich unüberwindbar war.
Die Ampel-Jahre haben der Partei massiven Schaden zugefügt: Im September 2021 schaffte es die FDP auf 11,5 Prozent Stimmenanteil – bei der Bundestagswahl 2025 bangt die Partei um ihren Chef Lindner um den Wiedereinzug ins Parlament. Gleichzeitig flog die Partei aus mehreren Landtagen, unter anderem in Bayern, Sachsen und Thüringen. Die „D-Day“-Affäre tat ihr Übriges: Für die FDP geht es nach Einschätzung vieler Beobachter um das politische Überleben.
Was ist die Geschichte der Partei? Welche Werte vertritt sie? Die wichtigsten Fakten zur FDP im Überblick.
Parteigeschichte: Wann wurde die FDP gegründet?
Die Freie Demokratische Partei (FDP) wurde am 12. Dezember 1948 gegründet. Seither ist sie neben CDU/CSU und SPD die einzige Partei, die ihre parlamentarische Existenz langfristig sichern konnte – mit Ausnahme des Scheiterns an der Fünfprozenthürde bei der Bundestagswahl 2013. Erst im Jahr 1983 bekam die FDP in ihrer Rolle als kleine, dauerhaft im Bundestag vertretene Partei Konkurrenz von den Grünen. Inzwischen gibt es mit dem Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) und der selbsternannten Alternative für Deutschland (AfD) sowie der Linken zwei weitere Konkurrenten um Sitze im Parlament.
Der FDP kam in den Jahren seit Gründung der Bundesrepublik häufig eine Schlüsselrolle bei der Koalitionsbildung zu. Insgesamt 18 Mal saß die FDP bislang mit am Kabinettstisch. Nur die Union kommt auf mehr Regierungsbeteiligung.
Außerdem stellten die Freien Demokraten zweimal den Bundespräsidenten: Mit Theodor Heuss von 1949 bis 1959 sogar den ersten, in den Siebzigerjahren hatte zudem der FDP-Politiker Walter Scheel das Amt für vier Jahre inne.
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Wie viele Mitglieder hat die FDP?
Ende Dezember 2024 hatte die FDP rund 72.000 Mitglieder. Nach der Wiedervereinigung 1990 waren es noch über 100.000 mehr. Doch die Zahl der Parteimitglieder nahm bis in die 2000er-Jahre deutlich ab. 1992 waren rund 103.000 Menschen FDP-Mitglied, 2000 nur noch ungefähr 63.000. Seither konnten sich die Liberalen wieder steigern, auch wenn sie in den Ampel-Jahren kräftig Federn lassen mussten.
Was sind die politischen Kernthemen der FDP?
Die FDP ist vielen vor allem als Partei des Wirtschaftsliberalismus bekannt. Mittlerweile besetzt sie aber auch Themen wie Digitalisierung, Bildung und Bürgerrechte. Während der Corona-Pandemie warb die FDP stets für eine Lockerung der Freiheitseinschränkungen, insbesondere zugunsten von Unternehmen sowie Gastro- und Veranstaltungsbranche.
Die wichtigsten politischen Werte sind für die FDP laut eigenem Leitbild Freiheit und Selbstbestimmung. Sie setzt sich dafür ein, „den nachfolgenden Generationen intakte ökologische und ökonomische Lebensgrundlagen (zu) hinterlassen“. Zu den Kernthemen gehören:
- Wirtschaftspolitik: Staatliches Lenken der Wirtschaft lehnt die Partei ab. Stattdessen setzt sie auf eine marktwirtschaftliche Ordnung, niedrige Steuern, Abbau von Bürokratie und einen ausgeglichenen Haushalt.
- Bildung und Forschung: Die FDP setzt zur Bewältigung vieler globaler Krisen auf „weltbeste Bildung“ mit digitalen Kompetenzen, individueller Förderung, Leistungsprinzip und Investitionen in Wissenschaft und Forschung.
- Digitalisierung: Die Liberalen wollen den Wirtschaftsstandort Deutschland stärken, in dem sie die Verwaltung digitaler aufstellen und den schnellen Ausbau von Glasfaser und 5G vorantreiben.
- Freiheitsrechte: Bürgerinnen und Bürger will die FDP vor zu viel staatlicher Regulierung schützen. Die Partei stritt außerdem für Datenschutz und eine digitalere Justiz ein.
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Lindner und Co.: Das ist das Führungspersonal der FDP
Seit 2013 ist Christian Lindner Vorsitzender der Partei. Stellvertreter sind Wolfgang Kubicki, Bettina Stark-Watzinger
und Johannes Vogel. Das Amt des Generalsekretärs hat Marco Buschmann inne.
Wahlen: Wo ist die FDP am stärksten?
Die Wahlergebnisse der FDP schwanken besonders auf kommunaler und Länderebene. Laut Wahlforschern hat die liberale Partei eine relativ kleine Zahl von Stammwählern, ihre Zustimmungswerte sind daher oft situationsbedingt. Nicht selten gaben Wählerinnen und Wähler ihre Zweitstimme für die FDP ab, um so auf Landes- und Bundesebene bestimmte Koalitionen zu ermöglichen.
Die FDP wird öfter von einkommensstärkeren Wählerinnen und Wählern mit höheren Bildungsabschlüssen unterstützt. Auch Männer und jüngere Altersgruppen sind in ihrer Wählerschaft – im Vergleich zu anderen Parlamentsparteien – überproportional vertreten. So schaffte es die FDP bei der Bundestagswahl 2021 bei den Erstwählenden auf 23 Prozent Zweitstimmenanteil. Sie lag gleichauf mit den Grünen, die SPD (15 Prozent) belegte den zweiten Platz, die CDU (10 Prozent) den dritten.
Als sogenannte "Parteihochburgen" gelten vor allem Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen, Hessen und Baden-Württemberg. Deutlich weniger erfolgreich sind die Liberalen in Ostdeutschland und Bayern.
Finanzierung: Wie viele Großspenden erhält die FDP?
Der FDP wird immer wieder zum Vorwurf gemacht, dass sie überdurchschnittlich viele Großspenden erhält. Tatsächlich war die Partei in die großen Spendenskandale der 1980er-Jahre maßgeblich mitverwickelt.
Im Wahljahr 2021 vergrößerte sich der Anteil der FDP am Gesamtvolumen der großen Parteispenden über 50.000 Euro auf 42 Prozent – von 32 Prozent 2017. Mitgezählt ist hier auch die Spende in Höhe von 500.000 Euro, die der Unternehmer Frank Thelen Ende Juni selbst öffentlich machte. Die Stückelung dieser Summe ist bisher unbekannt, möglicherweise wird je nach Anteil der Geldgeber nur ein Teil des Betrags vom Bundestag veröffentlicht werden. Insgesamt erhielt die FDP 2021 Großspenden im Umfang von rund 4,4 Millionen Euro – mehr als jede andere Partei
Im Jahr 2024, bis zum 20. November, belief sich die Summe der Großspenden an die FDP auf insgesamt 810.000 Euro.
Das Haus- und Grundvermögen der Partei in Deutschland beläuft sich auf etwa 2,8 Millionen Euro. Die FDP hält laut öffentlichen Angaben zudem Firmenbeteiligungen im Wert von rund vier Millionen Euro.