Berlin. Ein russisches Gericht hat einen Deutschen zu fünf Jahren Haft verurteilt. Daraufhin soll er in die Deutsche Botschaft in Moskau geflüchtet sein.
Nachdem er von einem Moskauer Gericht verurteilt wurde, ist ein deutscher Geschäftsmann Medienberichten zufolge zunächst in die deutsche Botschaft in Moskau geflüchtet – wohl um den Strafverfolgungsbehörden zu entkommen. Am Dienstagnachmittag stellte er sich nun offenbar nach zwei Tagen den russischen Sicherheitsbehörden. Seine Frau sagte dem „Spiegel“, dass er sich freiwillig bei der Gefängnisbehörde meldete. „Er hat dies getan, sobald es ihm gesundheitlich möglich gewesen ist“, sagte sein Anwalt Konstantin Jelfimow laut dem Bericht.
Wie der „Spiegel“ zuvor berichtete, soll Ralph Nowak am Montagnachmittag Zuflucht in der Botschaft gesucht haben. Im Auswärtigen Amt habe der Fall für stundenlange Aufregung gesorgt.
Der Deutsche, der seit längerem mit seiner Familie in Russland lebe, war Berichten der russischen Nachrichtenagentur Inferfax zufolge von einem russischen Gericht zu fünf Jahren Haft in einer Strafkolonie sowie einer Geldstrafe von 800.000 Rubel (etwa 8.265,76 Euro) verurteilt worden. Nowak wird Betrug in besonders großem Maße vorgeworfen.
Russische Behörden werfen deutschem Geschäftsmann Betrug vor
Der Fall ist gleich aus mehreren Gründen brisant. Die russischen Behörden werfen Nowak vor, gemeinsam mit einem russischen Staatsbürger 52 Prozent der Aktien des Carsharing-Anbieters Belkacar gestohlen und diese ohne das Wissen des eigentlichen Eigentümers verkauft zu haben. In dem Fall liegen zudem Haftbefehle gegen zwei weitere Männer vor, gegen den Deutschen Fabian Kröher und den russischen Geschäftsmann Boris Simin. Letzterer gilt als Unterstützer der russischen Opposition. Beide befinden sich derzeit im Ausland.
Gegenüber dem „Spiegel“ sagte Simin, die Justiz habe eine Gelegenheit gesucht, ihn „wegen seiner gesellschaftlich-politischen Aktivitäten“ vor Gericht zu ziehen. Ausgegangen war die Klage von einem früheren Geschäftspartner der Männer. Nowak hingegen bestreite laut dem Bericht seine Schuld. Auch der ebenfalls von den russischen Behörden beschuldigte Deutsche Fabian Kröher wies die Vorwürfe gegen ihn und Nowak zurück. „Wir sind zutiefst erschüttert, dass Ralphs Vertrauen in das mehr als zwei Jahre andauernde russische Verfahren in so furchtbarer Weise enttäuscht wurde“, sagte er dem „Spiegel“. Nowak sei ohne Beweise und Zeugen verurteilt worden.
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Kaum Chancen auf Hilfe durch deutsche Behörden
Nowaks Flucht in die Deutsche Botschaft stellte die Diplomaten in Moskau vor Herausforderungen. Das deutsch-russische Verhältnis ist seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs angespannt. Nowak habe Angst vor einer weiteren Haft gehabt, berichtete sein Anwalt dem „Spiegel“. Bereits 2022 war Nowak von den russischen Behörden verhaftet und für einige Monate in Untersuchungshaft gebracht worden. Nowaks Chancen auf Hilfe durch die deutschen Behörden sind allerdings gering. Bei Wirtschaftsstrafverfahren gibt es kein Botschaftsasyl. Wie der „Spiegel“ berichtet, soll Nowak die Botschaft daher nach Gesprächen noch am Montag freiwillig verlassen haben. Wo genau er sich jetzt befindet, ist unklar.
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