Berlin. Die Militärs setzen zunehmend auf unbemannte, autonome Waffen. Die Australier überraschen mit einer Unterwasser-Drohne: „Ghost-Shark“.
Der militärische Siegeszug der Drohnen hat gerade erst begonnen – nicht nur in der Luft. In der Marine setzen sich Seedrohnen durch, nicht zuletzt eine Lehre aus dem Ukraine-Krieg. Alle führenden Militärmächte arbeiten daran: Russland, China, die USA. Die aktuell spektakulärste Neuentwicklung kommt allerdings aus Australien und heißt, „Ghost Shark“.
„Geister-Hai“ hat wenig gemein mit der sogenannten Wunderwaffe im Schwarzen Meer. Im Kampf gegen Wladimir Putins Marine erzielte die Ukraine vor allem Erfolge mit unbemannten, mit Sprengstoff bepackten Booten, die aus der Ferne zur Explosion gebracht werden. Maritime Kamikaze-Drohnen. Relativ einfach.
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„Geister-Hai“ aus Australien
„Geister-Hai“ ist ungleich anspruchsvoller, eine Mehrzweckwaffe. Das unbemannte U-Boot soll aufklären, überwachen, womöglich zusätzlich Minen legen und Angriffe durchführen. Und das alles leise, schnell, schwer zu orten, dank KI teilweise autonom gesteuert und eben unbemannt, sodass die eigenen Soldaten nicht gefährdet werden.
Australien ist von der freien Schifffahrt abhängig und sieht diese von China bedroht. Deswegen modernisieren und bauen die Australier gerade massiv ihre Flotte aus. Auf „Geister-Hai“ sind sie besonders stolz, weil es eine Eigenentwicklung ist, an der unter Federführung des Rüstungsherstellers Anduril über 40 Unternehmen gearbeitet haben.
Unterwasserdrohne von Boeing
Es gibt Bilder von „Geister-Hai“. Das U-Boot soll etwa 30 Meter lang, bis zu 6000 Meter in der Tiefe tauchen können und zehn Tage lang unter Wasser (gewöhnliche U-Boote müssen in der Regel alle paar Tage auftauchen) bleiben können. Weitere Details geben die Australier nicht bekannt; insbesondere nicht, wie dieser Hai in der Tiefe gesteuert wird.
Auch die USA lassen Seedrohnen entwickeln. Ihre Namen zeigen, wer als Vorbild dient: die Natur. Sie heißen „Manta“ oder „Orca“. Wie anspruchsvoll die Entwicklung ist, erkennt man daran, dass die US-Navy seit mehr als zehn Jahren an der Aufklärungsdrohne „Orca“ arbeiten ließ. Ende letzten Jahres hat Hersteller Boeing das erste Exemplar ausgeliefert.
„Orca“ soll den Ozeanboden vermessen, Unterwasserminen aufbringen, elektronische Angriffe gegen U-Boote oder Schiffe starten. Außerdem kann es mehrere Monate durchgehend auf See sein. Um mit der US Navy zu kommunizieren, fährt es nahe der Wasseroberfläche ein Mast mit Satellitenantennen auf.
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Australier haben die Nase vorn
Boeing-Konkurrent Northrop Grumman entwickelt derweil die Mantarochen-Drohne, die mit den unteschiedlichsten Waffensysteme oder auch Spezialausrüstung zur Aufklärung ausgestatt werden kann. Westliche Geheimdienste gehen davon aus, dass auch China an sechs großen Unterwasserdrohnen arbeitet.
Der Clou beim Rochen ist der modulare Aufbau. Das U-Boot kann schnell zerlegt, verschifft und zum Einsatzort transportiert werde, wo es dann montiert wird – ohne viel Lagerfläche zu beanspruchen. Und ohne schon auf der Fahrt zum Einsatz Energie zu verbrauchen.
Westliche Geheimdienste gehen davon aus, dass allein China an sechs großen Unterwasserdrohnen arbeitet. Viele der Unterwasserdrohnen sind noch in der Entwicklungsphase. Deswegen auch sorgten die Australier in Fachkreisen für Aufsehen, als sie mit dem „Geister-Hai“ den Prototyp vorlegten, der als eines der fortschrittlichsten autonomen Unterwasserfahrzeuge der Welt gilt.
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