Jerusalem. Ein Sieg ist nicht in Sicht, Gespräche sind gescheitert. Darum ist die fehlende Strategie der israelischen Regierung so ernüchternd.

Viele der Zehntausenden Menschen in Rafah im Süden Gazas, die am Montag ihr gesamtes Hab und Gut auf Karren packten, um der israelischen Aufforderung zur Evakuierung zu folgen, haben bereits mehrere Fluchtbewegungen hinter sich. Immer sagte man ihnen, sie sollten sich in Sicherheit bringen. Und immer mussten sie danach feststellen, dass sie auch im neuen Schutzgebiet nicht sicher sind.

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Was die Zivilisten im Süden Gazas durchmachen müssen, ist nicht bloß eine natürliche Folge des Kriegs, den die Hamasam 7. Oktober durch ihr brutales Massaker begonnen hatte. Die wiederholte Vertreibung, der Hunger und die grassierenden Seuchen sind Konsequenz des israelischen Vorgehens in Gaza. Die Armee versucht zwar zu beruhigen: Von einer Massenevakuierung der 1,4 Millionen Binnenvertriebenen aus Rafah im Süden Gazas könne keine Rede sein, es handle sich jetzt nur um eine begrenzte Aktion zur Bekämpfung der Hamas. Aber was dann?

Israel-Korrespondentin Maria Sterkl.
Israel-Korrespondentin Maria Sterkl. © privat | Privat

Israel fehlt es an einer längerfristigen Strategie

Die Erfahrung aus anderen Kampfzonen im Gazastreifen zeigt: Jede noch so begrenzte Operation neigt dazu auszuufern – denn sobald die Truppen abziehen, kommen die Hamas-Kämpfer zurück. Niemand weiß, was die längerfristige Strategie sein soll, um das Schicksal der Menschen in Gaza in neue Hände zu übergeben. Dass die Hamas kein Interesse an einem Rückzug hat, ist klar. Dass man auch von Israels aktueller Regierung nicht erwarten kann, konstruktive Pläne für den Tag danach zu erstellen, ist eine der ernüchternden Tatsachen in diesem Krieg.

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    Das Blutvergießen geht indes weiter, der Sieg über die Hamas ist nicht in Sicht. Und auch, wenn die Hamas nach den Gesprächen in Kairo einer Waffenruhe offenbar zustimmt, ist keineswegs sicher, dass die Geiseln auch freikommen werden. Es bleibt nicht mehr als schon oft enttäuschte Hoffnung.

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