Berlin. In einer neuen Doku findet Gerhard Schröder klare Worte – allerdings nur zu seiner Partei. Beim Thema Russland wird er dagegen still.
SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert hat auf die verächtlichen Worte von Altbundeskanzler Gerhard Schröder gegen ihn reagiert: Wenig überraschend machte Kühnert bei der Feier zum 160-jährigen Bestehen der Bremer SPD deutlich, dass er nicht zu Schröders Feier zum 80. Geburtstag kommen werde. „Ich glaube, ich habe auch keine Einladung bekommen“, witzelte Kühnert.
Der SPD-Generalsekretär hatte jüngst auch deutlich gemacht, dass er Schröder nicht zum Geburtstag gratulieren werde. „Gerhard Schröder findet seit mehr als zwei Jahren keine klaren Worte zum völkerrechtswidrigen Angriffskrieg von Wladimir Putin“, kritisierte Kühnert. Das sei „mehr als eine Meinungsverschiedenheit“.
Altkanzler Schröder keilt derbe zurück
Der Altkanzler wird an diesem Sonntag 80 Jahre alt. Eine von seiner Frau Soyeon Schröder-Kim organisierte Feier soll es Ende des Monats in Berlin geben. Zwischen dem Altkanzler und der SPD-Spitze herrscht Eiszeit. Die Parteiführung grenzt Schröder wegen seiner engen Verbindungen zu Russland und insbesondere wegen seiner offenbar trotz allem unverbrüchlichen Freundschaft zu Diktator Wladimir Putin aus. Schröder selbst wiederum keilt inzwischen mit derben Attacken zurück.
So zum Beispiel in einer TV-Doku des NDR: Im Fokus steht dabei vor allem seine Partei – und die Außenministerin. Der Streit zwischen Schröder und SPD ist nicht neu: Seine Parteigenossen haben ihm das Bundestagsbüro gestrichen und bereits ein Parteiausschlussverfahren angestoßen. Auch in der Liste der großen Sozialdemokraten erscheint der SPD-Politiker, der von 1998 bis 2005 Bundeskanzler war, nicht mehr.
Isoliert fühle er sich trotzdem nicht – höchstens von ein paar Funktionären. Kühnert vielleicht, dieser sei jedoch nicht bedeutend, gibt Schröder in der Dokumentation vor. Ob er sich über die Kritik an seiner Person aufrege? „Nein“, beteuert Schröder. „Das sind eben armselige Leute, was soll man da sagen. Das stört mich nicht wirklich.“ Ganz so abgeklärt bleibt der Altkanzler allerdings nicht. Später nennt er den SPD-Generalsekretär einen „armen Wicht, mehr doch nicht“.
Schröder distanziert sich in der TV-Doku nicht von Putin
NDR-Autor Lucas Stratmann hat Schröder anlässlich seines 80. Geburtstags am Sonntag über ein halbes Jahr lang eng begleitet – auf Golfplätzen, in der Elbphilharmonie, Schröders Heimatstadt Hannover und in Wuhan bei einer China-Reise. Immer dabei auch seine Frau Soyeon Schröder-Kim. Entstanden ist ein 60-minütiger Film („Außer Dienst? Die Gerhard-Schröder-Story“), in dem der SPD-Politiker immer wieder mit irritierenden Aussagen auffällt.
Von seiner Freundschaft zu Wladimir Putin, der zu seinem 60. Geburtstag einen Kosakenchor als Präsent mitbrachte, distanziert Schröder sich auch in der Doku nicht. Den Angriffskrieg der Russen habe er bereits kritisiert und wolle das nicht ständig wiederholen, betont der Altkanzler. „Auch wenn mir dauernd ein Stöckchen hingehalten wird, über das ich springen soll: Tue ich nicht!“ Zwar gibt er zu, dass seine Prognose, dass Putin aus dem Land schon eine ordentliche Demokratie machen werde, falsch gewesen sei, und räumt ein, dass es keine freie Opposition gebe. Aber er behauptet auch: „Es gibt freie Wahlen, das kann man nicht bestreiten.“
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Das Gegenteil stimmt: Putin-Gegner waren zur Wahl nicht zugelassen, einen richtigen Wahlkampf gab es nicht, auf staatliche Betriebe und Beamte wurde Druck ausgeübt und eine unabhängige Wahlbeobachtung wurde unterdrückt. Wenig überraschend hat Schröder mit dieser Aussage vor allem in den sozialen Medien für Furore gesorgt.
Zu Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine hatte Schröder sich noch als Vermittler versucht, das wolle er heute nicht mehr tun. Auf die Nachfrage Stratmanns, ob er Putin bei den Gesprächen nach dessen Beweggründen für den Angriff auf die Ukraine gefragt habe, antwortet er herablassend: „Wir machen doch hier kein Märchen, so führt man doch keine Verhandlungen auf der Ebene.“ Es gehe nicht um moralische Fragen, sondern darum, einen Konflikt zu beenden.
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Schröder-Doku: Altkanzler pflegt gute Beziehungen zu China
Auch nach China pflegt der Altkanzler gute Beziehungen. Im Reich der Mitte trägt Schröder den Ehrentitel „Alter Freund des chinesischen Volkes“. Darauf sei er besonders stolz. Bei der Reise nach Wuhan gehe es nicht um geschäftliche Interessen, beteuert er in der Dokumentation. Hotelsuite und Flug werden zwar von chinesischen Unternehmen bezahlt, Schröder könne sich aber nicht erklären, welchen Anreiz es gebe, ihn nach China zu holen. „Werbung kann man mit mir schließlich nicht machen.“ Kurz darauf zeigt die Doku, wie er den essbaren Pappteller eines chinesischen Unternehmens probiert. In Deutschland werde er berichten, dass China im Umweltschutz Beispiele setzen kann, die weltweit beachtet werden sollten.
Angesprochen auf die Politik der deutschen Außenministerin Annalena Baerbock, die Chinas Staatsoberhaupt Xi Jinping einst unverblümt als Diktator bezeichnet hatte, will Schröder sich zunächst nicht äußern. Tut es dann im nächsten Satz aber doch: „Ich halte das wirklich für eine schreckliche Fehlentwicklung, was da außenpolitisch für Porzellan zerschlagen wird.“
Das Sticheln gegen Bundesregierung, SPD-Führung und die Kontroversen um seine Person scheinen dem Altkanzler irgendwie zu gefallen, wie er am Ende der Dokumentation lachend nahelegt. Das sei eben Teil seines privaten und politischen Lebens. Ändern wolle er sich nicht, dafür sei es zu spät. „Ich bin eben manchmal ein bisschen anders als andere.“
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