Berlin. Wladimir Putin rechtfertigt den Angriff auf die Ukraine mit angeblichen Gebietsansprüchen. Der mongolische Ex-Präsident reagiert auf X.
Wladimir Putin ist nicht nur Russlands Präsident, sondern auch passionierter Hobby-Historiker, der mit einer – gelinde gesagt – gewagten Interpretation der russischen Geschichte den Angriff Russlands auf die Ukraine rechtfertigt. So bestreitet Putin, dass es eine ukrainische Identität und Kultur überhaupt gebe. Die Ukraine sei ein „künstlicher Staat“ wird der Kreml-Herrscher nicht müde zu behaupten. Und weiter: Russland besitze einen historischen Anspruch auf die Ukraine, der bis ins 13. Jahrhundert zurückreiche.
Zuletzt wiederholte Russlands oberster Geschichtsdeuter seine Thesen im TV-Interview mit dem rechtsextremen US-Moderator Tucker Carlson, der jedoch ob Putins langwieriger Ausführungen zunehmend überfordert wirkte. Dass renommierte Historiker wie der Yale-Professor Timothy Snyder die Überzeugungen des russischen Präsidenten regelmäßig als revisionistisch und unzutreffend geißeln, scheint diesen nur noch mehr zu bestärken.
Mongolen eroberten im 13. Jahrhundert weite Teile Russlands
Schützenhilfe bekommt die Ukraine nun vom ehemaligen mongolischen Präsidenten Tsachiagiin Elbegdordsch. Auf „X“ (vormals Twitter) schreibt der Politiker: „Nach Putins Ausführungen habe ich eine historische Karte der Mongolei gefunden.“ Auf gleich vier Bildern ist in dem Tweet eine Karte des mongolischen Reichs in seiner größten Ausdehnung zu sehen – inklusive des größten Teils des heutigen Russlands. Der ironisch gemeinte Tweet ist eine Spitze gegen Putins Expansionspläne. Augenzwinkernd fügt Elbegdordsch hinzu: „Keine Sorge, wir sind eine friedliche und freie Nation.“
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Das war im 13. Jahrhundert anders. Damals eroberten die mongolischen Reiterheere unter dem legendären Dschingis Khan weite Teile des heutigen Russland und verbreiteten Angst und Schrecken. Sein Enkel Batu Khan zog 1240 bis nach Kiew, Hauptstadt des Kiewer Rus – eines Staates, der die Grundlage für die heutigen Staaten Russland, Ukraine und Weißrussland bildete. Die Mongolen eroberten die Stadt, brandschatzten sie und töteten einen Großteil der Einwohner. Von 36.000 bis 50.000 Menschen sollen nach zeitgenössischen Angaben nur 2000 am Leben geblieben sein. Die Herrschaft der Eroberer über Russland währte noch 250 Jahre.
Elbegdordsch, von 2009 bis 2017 Präsident der Mongolei und vorher auch schon Premierminister, hat offenbar ein Faible für prägnante und ironisch überspitzte Statements. Über Dschingis Khan sagte er vor einigen Jahren: „Er war nicht wirklich ein schlechter Kerl, er hatte nur eine schlechte Presse.“
tok