Paris/Berlin. Nach der Terrorserie in Paris fliegt Frankreich Angriffe gegen den IS in Syrien. Doch der Alptraum im eigenen Land ist nicht vorbei.

Frankreich hat nach der Terrorserie von Paris zum Gegenschlag ausgeholt: Die Luftwaffe griff am Sonntagabend die Terrormiliz Islamischer Staat in Syrien massiv an. Die Bombardements richteten sich gegen die IS-Hochburg Al-Rakka. Die Massaker von Paris mit 129 Todesopfern und mehr als 350 Verletzten waren nach ersten Ermittlungen eine koordinierte Kommandoaktion des IS. Frankreichs Luftwaffe fliegt bereits seit September 2014 als Teil einer US-geführten Koalition Angriffe gegen IS-Stellungen im Irak. Seit September dieses Jahres bombardierte Frankreich mehrfach auch Positionen in Syrien. Die Terroranschläge sollen eine Reaktion darauf sein.

In Frankreich bleibt die Lage höchst angespannt. Mindestens ein Verdächtiger war am Sonntagabend noch auf der Flucht. Die belgische Justiz schrieb den 26-Jährigen international zur Fahndung aus. Befürchtet wird, dass eine ganze Gruppe abgetaucht sein könnte. Sieben Attentäter starben bei den Anschlägen. Die Terroristen wollten auch ein Blutbad vor laufenden Kameras während des Länderspiels Frankreich gegen Deutschland anrichten. Im Stadion saßen fast 80.000 Zuschauer, darunter auch Hunderte Deutsche.

Die Verteidigungsminister Frankreichs und der USA vereinbarten am Sonntag eine stärkere Zusammenarbeit im Kampf gegen den IS und verständigten sich in einem Telefonat auf „konkrete Maßnahmen“. Kurze Zeit später griff die französische Luftwaffe Stellungen der Terrormiliz in Al-Rakka an und zerstörten eine Kommandostelle mit Waffen-und Munitionslager sowie ein Ausbildungslager.

132 Menschen starben bei Terroranschlägen in Paris

Bei der beispiellosen Anschlagsserie der drei Terrorkommandos in Paris waren am Freitag mindestens 132 Menschen getötet worden, gut 350 wurden teils schwer verletzt. Unter den Toten der minutiös geplanten Terrorserie ist mindestens ein Deutscher. Die Massaker waren nach Ermittlungen eine Aktion der Terrormiliz Islamischer Staat.

Wie Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) am Sonntagabend berichtete, sind eventuell sogar mehrere Täter auf der Flucht. „Am besorgniserregendsten ist die Information, dass möglicherweise noch eine Tätergruppe in Frankreich unterwegs ist“, sagte er dem ZDF.

Sport-Staatssekretär Thierry Braillard bestätigte, dass die Attentäter während des Länderspiels in das Stade de France eindringen wollten. Warum sie scheiterten, sagte er nicht. Wie die Sportzeitung „L’Équipe“ berichtete, sollen zwei der drei Attentäter kurz nach Spielbeginn am Einlass abgewiesen worden sein, weil sie keine Tickets gehabt hatten. Im Stadion waren auch Frankreichs Präsident François Hollande und Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier.

Massenpanik nach Fehlalarm in Paris

Wie angespannt die Lage in Paris weiter ist, zeigte sich am Sonntagabend: Auf dem Platz der Republik kam es kurzzeitig zu einer Panik, viele Menschen ergriffen die Flucht. Nach Angaben der Polizei handelte es sich um einen falschen Alarm.

Über drei der mindestens sieben getöteten Angreifer wurden erste Details bekannt. Einer war ein französischer Kleinkrimineller, zwei Attentäter sind womöglich als Flüchtlinge getarnt eingereist. Dies löste eine neue Debatte zur Flüchtlingspolitik aus. In Deutschland wurden die Sicherheitsmaßnahmen deutlich verschärft.

So trauert die Welt um die Pariser Anschlagsopfer

Eine Frau hat ihre Lippen in den Farben Frankreichs geschminkt, um der Opfer zu gedenken
Eine Frau hat ihre Lippen in den Farben Frankreichs geschminkt, um der Opfer zu gedenken © REUTERS | SCANPIX DENMARK
Auf einem Werbebanner wird in Hamburg der Schriftzug „#prayforparis“ angezeigt
Auf einem Werbebanner wird in Hamburg der Schriftzug „#prayforparis“ angezeigt © dpa | Bodo Marks
Menschen in Paris legen vor dem Restaurant Carillon Blumen und Kerzen für die Anschlagsopfer ab
Menschen in Paris legen vor dem Restaurant Carillon Blumen und Kerzen für die Anschlagsopfer ab © dpa | Ian Langsdon
Bundeskanzlerin Angela Merkel beim G20-Gipfel in Belek bei Antalya (Türkei) zu Beginn der Sitzung bei einer Schweigeminute für die Opfer der Terroranschläge in Paris
Bundeskanzlerin Angela Merkel beim G20-Gipfel in Belek bei Antalya (Türkei) zu Beginn der Sitzung bei einer Schweigeminute für die Opfer der Terroranschläge in Paris © dpa | Bernd Von Jutrczenka
Teilnehmer eines Trauermarsches zum Gedenken an die Opfer der Terroranschläge von Paris stehen vor dem Brandenburger Tor in Berlin Hand in Hand auf dem Pariser Platz in der Nähe der Botschaft von Frankreich
Teilnehmer eines Trauermarsches zum Gedenken an die Opfer der Terroranschläge von Paris stehen vor dem Brandenburger Tor in Berlin Hand in Hand auf dem Pariser Platz in der Nähe der Botschaft von Frankreich © dpa | Klaus-Dietmar Gabbert
Eine Frau trauert am Musikclub „Bataclan“ am Boulevard Voltaire in Paris
Eine Frau trauert am Musikclub „Bataclan“ am Boulevard Voltaire in Paris © dpa | Marius Becker
Ein Fußball-Fan ist vor der Partie Ungarn gegen Norwegen mit den französischen Farben geschminkt
Ein Fußball-Fan ist vor der Partie Ungarn gegen Norwegen mit den französischen Farben geschminkt © REUTERS | BERNADETT SZABO
In Paris haben Trauernde eine Menschenkette gebildet
In Paris haben Trauernde eine Menschenkette gebildet © REUTERS | PASCAL ROSSIGNOL
Auch in Kathmandu trauern Menschen um die Anschlagsopfer von Paris
Auch in Kathmandu trauern Menschen um die Anschlagsopfer von Paris © REUTERS | NAVESH CHITRAKAR
In der Nähe der französischen Botschaft in Moskau legt eine Frau Blumen ab
In der Nähe der französischen Botschaft in Moskau legt eine Frau Blumen ab © REUTERS | MAXIM ZMEYEV
Eine Mauer in Jerusalem wird in blau, weis und rot angestrahlt
Eine Mauer in Jerusalem wird in blau, weis und rot angestrahlt © REUTERS | AMMAR AWAD
In Lausanne treffen sich Menschen, um zu trauern
In Lausanne treffen sich Menschen, um zu trauern © REUTERS | DENIS BALIBOUSE
„Rio ist Paris“ steht auf Schildern, die Trauernde in Rio de Janeiro vor der Christusstatue hochhalten
„Rio ist Paris“ steht auf Schildern, die Trauernde in Rio de Janeiro vor der Christusstatue hochhalten © REUTERS | PILAR OLIVARES
Die Französin Aurelle Garner trauert vor der Botschaft in Los Angeles um ein Opfer aus dem Bataclan
Die Französin Aurelle Garner trauert vor der Botschaft in Los Angeles um ein Opfer aus dem Bataclan © dpa | Mike Nelson
In der Nähe der Pariser Konzerthalle ebenfalls etliche Trauernde zusammen
In der Nähe der Pariser Konzerthalle ebenfalls etliche Trauernde zusammen © dpa | Ian Langsdon
Unter ihnen Bono (2.r.v.) und David Howell Evans von der Badn U2, die einen Tag nach den Anschlägen in Paris ein Konzert hätte geben sollen
Unter ihnen Bono (2.r.v.) und David Howell Evans von der Badn U2, die einen Tag nach den Anschlägen in Paris ein Konzert hätte geben sollen © dpa | Malte Christians
Der Auftritt wurde abgesagt, stattdessen legten die Musiker nahe des Bataclan Blumen für die Opfer nieder
Der Auftritt wurde abgesagt, stattdessen legten die Musiker nahe des Bataclan Blumen für die Opfer nieder © Jeff J Mitchell
In der französischen Hauptstat kam es aus Sicherheitsgründen nur zu kleineren öffentlichen Trauergruppen
In der französischen Hauptstat kam es aus Sicherheitsgründen nur zu kleineren öffentlichen Trauergruppen © dpa | Simone Perolari
Im Ausland gab es dagegen ungleich größere Zusammenkünfte - wie hier am Trafalgar Square in London
Im Ausland gab es dagegen ungleich größere Zusammenkünfte - wie hier am Trafalgar Square in London © dpa | Jack Taylor
Nicht nur das Rathaus von Madrid wurde in den französischen Nationalfarben angeleuchtet
Nicht nur das Rathaus von Madrid wurde in den französischen Nationalfarben angeleuchtet © Getty Images | Denis Doyle
Auch die Christus-Statue in Rio leuchtet blau-weiß-rot
Auch die Christus-Statue in Rio leuchtet blau-weiß-rot © REUTERS | PILAR OLIVARES
Trauer auch im neuseeländischen Auckland
Trauer auch im neuseeländischen Auckland © Getty Images | Hannah Peters
Dort wurde der Sky-Tower für Frankreich angeleuchtet
Dort wurde der Sky-Tower für Frankreich angeleuchtet © Getty Images | Hannah Peters
Ebenso wie das Auckland Museum
Ebenso wie das Auckland Museum © Getty Images | Hannah Peters
Die Golfer Victor Dubuisson (Frankreich) und Justin Rose (r., England) bei einer Schweigeminute beim Masters-Turnier in Shanghai
Die Golfer Victor Dubuisson (Frankreich) und Justin Rose (r., England) bei einer Schweigeminute beim Masters-Turnier in Shanghai © Getty Images | Ross Kinnaird
Auch das Play-off-Spiel zur Fußball-EM in Frankreich zwischen Schweden und Dänemark wurde erst nach einer Schweigeminute angestoßen
Auch das Play-off-Spiel zur Fußball-EM in Frankreich zwischen Schweden und Dänemark wurde erst nach einer Schweigeminute angestoßen © dpa
Für Schweden lief auch Zlatan Ibrahimovic auf, der bei Paris St. Germain sein Geld verdient
Für Schweden lief auch Zlatan Ibrahimovic auf, der bei Paris St. Germain sein Geld verdient © dpa
In der amerikanischen Eishockey-Liga NHL kam es ebenfalls zu Schweigeminuten, wie hier beim Spiel Nashville Predators gegen Winnipeg Jets
In der amerikanischen Eishockey-Liga NHL kam es ebenfalls zu Schweigeminuten, wie hier beim Spiel Nashville Predators gegen Winnipeg Jets © USA Today Sports | Christopher Hanewinckel
Anteilnahme in Peking
Anteilnahme in Peking © dpa | Wu Hong
Dort kondolierten Menschen in der französischen Botschaft
Dort kondolierten Menschen in der französischen Botschaft © dpa | Wu Hong
Vor der Bostschaft in der chinesischen Hauptstadt wurde die französische Flagge auf halbmast gehisst
Vor der Bostschaft in der chinesischen Hauptstadt wurde die französische Flagge auf halbmast gehisst © dpa | Wu Hong
Eine Frau befestigt am Musikclub „Bataclan“ Blumen an einem Absperrgitter
Eine Frau befestigt am Musikclub „Bataclan“ Blumen an einem Absperrgitter © dpa | Uwe Anspach
In der Rue Alibert hängen Blumen in Einschusslöchern
In der Rue Alibert hängen Blumen in Einschusslöchern © dpa | Malte Christians
In Los Angeles kam die kleine Zoe Dubes, 7, mit einer Friedensbotschaft ans französische Konsulat
In Los Angeles kam die kleine Zoe Dubes, 7, mit einer Friedensbotschaft ans französische Konsulat © REUTERS | LUCY NICHOLSON
Die Skyline von Texas erleuchtete in blau-weiß-rot
Die Skyline von Texas erleuchtete in blau-weiß-rot © dpa | Larry W. Smith
Der Colpatria-Turm in der kolumbianischen Hauptstadt Bogota
Der Colpatria-Turm in der kolumbianischen Hauptstadt Bogota © REUTERS | JOHN VIZCAINO
Die New Yorker Börse
Die New Yorker Börse © REUTERS | STEPHANIE KEITH
Der Minerva-Zirkel in Guadalajara, Mexiko
Der Minerva-Zirkel in Guadalajara, Mexiko © dpa | Ulises Ruiz Basurto
In Mexico City wurde die Unabhängigkeits-Statue zum Symbol
In Mexico City wurde die Unabhängigkeits-Statue zum Symbol © dpa | Mario Guzman
Eine Botschaft von Yahoo in San Francisco
Eine Botschaft von Yahoo in San Francisco © dpa | John G. Mabanglo
Der Washington Arch
Der Washington Arch © REUTERS | STEPHANIE KEITH
Das Regierungsgebäude in San Francisco
Das Regierungsgebäude in San Francisco © dpa | John G. Mabanglo
Schweigeminute des US-Präsidantschaftskandidaten Bernie Sanders (v.l.) sowie von Hillary Clinton und Martin O’Malley
Schweigeminute des US-Präsidantschaftskandidaten Bernie Sanders (v.l.) sowie von Hillary Clinton und Martin O’Malley © REUTERS | JIM YOUNG
Ein Expo-Gebäude in Shanghai
Ein Expo-Gebäude in Shanghai © dpa | Str
Die Klagemauer in Jerusalem
Die Klagemauer in Jerusalem © Getty Images | Lior Mizrahi
Der Dom „St. Katharina und St. Mauritius“ in Magdeburg
Der Dom „St. Katharina und St. Mauritius“ in Magdeburg © dpa
Die Band Godsmack hielt die Bühne bei ihrem Konzert im  Palms Casino Resort/Nevada in den französischen Farben
Die Band Godsmack hielt die Bühne bei ihrem Konzert im Palms Casino Resort/Nevada in den französischen Farben © Getty Images
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Am Freitagabend hatten drei Terrorkommandos an sechs Orten in der französischen Hauptstadt nahezu gleichzeitig zugeschlagen. Sie schossen wahllos auf Menschen in Restaurants, in der Konzerthalle „Bataclan“ und sprengten sich während des Länderspiels Frankreich gegen Deutschland in der Nähe des Stadions in die Luft. Die Angreifer benutzten Sturmgewehre des Typs Kalaschnikow und trugen identische Sprengstoffwesten.

Deutsches Opfer stammt aus München

Der bei den Terroranschlägen getötete Deutsche stammt aus München. Der 28-Jährige habe seit längerem in Paris gelebt, verlautete aus dem Kriseninterventionsteam München. Das deutsche Opfer habe in einem der beschossenen Cafés auf der Terrasse gesessen, berichtete ARD-Korrespondent Mathias Werth unter Berufung auf die deutsche Botschaft in Paris. Unklar blieb, ob es weitere deutsche Opfer gab.

Einer der identifizierten „Bataclan“-Attentäter war ein polizeibekannter Islamist mit französischem Pass. Im „Bataclan hatten die Angreifer während eines Konzerts fast 90 Menschen getötet. Bei den Überresten eines der Selbstmordattentäter vom Stade de France wurde ein syrischer Pass gefunden. Ob es sich um eine gezielt hinterlassene Fälschung handelt, war zunächst offen. Spekuliert wurde, dass dieser Mann und ein weiterer Attentäter als Flüchtlinge getarnt in die EU eingereist sein könnten.

Hollande will Ausnahmezustand auf drei Monate verlängern

Erneut steht Belgien im Fokus der Ermittler. Zwei der getöteten Attentäter lebten zuletzt im Großraum Brüssel. Es handele sich um Personen mit französischem Pass, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte. Bei einer Razzia im Brüsseler Einwanderer-Stadtteil Molenbeek wurden am Samstagabend sieben Menschen festgenommen.

Hollande sprach von einem „Kriegsakt“ des IS. Er will den Ausnahmezustand auf drei Monate verlängern, berichtete die französische Nachrichtenagentur AFP. Im Internet war eine zunächst nicht verifizierbare Erklärung aufgetaucht, in der sich der IS zu den Anschlägen bekennt. Frankreich wird angedroht: „Dieser Überfall ist nur der erste Tropfen Regen und eine Warnung.“

Im Kampf gegen den IS wollen die USA und Frankreich stärker zusammenarbeiten. Nach Pentagon-Angaben vom Sonntag verständigten sich US-Verteidigungsminister Ashton Carter und sein Amtskollege Jean-Yves Le Drian auf „konkrete Maßnahmen“, die das Militär beider Seiten „zur Intensivierung der engen Kooperation ergreifen sollte“. Die Top-Wirtschaftsmächte (G20) berieten auf ihrem Gipfel in der Türkei ein schärferes Vorgehen gegen den Terrorismus.

Gauck sieht neue „Art von Krieg“

In Deutschland schickt die Bundespolizei verstärkt Einsatzkräfte an die Grenze zu Frankreich, intensiviert Streifen an Flughäfen und Bahnhöfen. De Maizière sagte, die Gefährdungslage sei hoch.

Staats- und Regierungschefs in aller Welt richteten sich auf einen verstärkten Kampf gegen den Terror ein. Bundespräsident Joachim Gauck sieht in den Attentaten eine neue „Art von Krieg“. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte dem Nachbarland „jedwede Unterstützung“ zu. US-Präsident Barack Obama verurteilte die Anschläge als „abscheulichen Versuch“, die Welt zu terrorisieren.

Rätsel gibt ein Mann aus Montenegro auf, der vor gut einer Woche von der Polizei in Oberbayern mit Maschinenpistolen, Handgranaten und Sprengstoff im Auto gestoppt wurde. Angeblich war er damit auf dem Weg nach Paris. Ein Zusammenhang mit den Anschlägen wird geprüft.