Eine Phantomdiskussion, wie sie in Doha wieder zu befürchten sei, verstelle den Blick auf pragmatische Lösungen, warnen Klimaexperten.
Hamburg. Vor dem an diesem Montag beginnenden Weltklimagipfel in Doha haben Klimaforscher neue Konzepte im Kampf gegen die Erderwärmung gefordert. Eine Phantomdiskussion, wie sie in Doha wieder zu befürchten sei, verstelle den Blick auf pragmatische Lösungen, sagte der Klimapolitikexperte der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin, Oliver Geden, dem Hamburger Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“. Zielführender sei es, wenn einzelne Länder, aber auch Unternehmen oder Städte sich verbündeten, um klimafreundliche Konzepte umzusetzen. „Das Zwei-Grad-Ziel muss dringend fallen gelassen werden“, fügte Geden hinzu.
Die Erwärmung der Erde auf maximal zwei Grad Celsius zu begrenzen sei „politisch kaum durchsetzbar“, sagte auch Jochem Marotzke, Vorsitzender des Deutschen Klimakonsortiums. Selbst ein Drei-Grad-Ziel „wäre natürlich weltweit mit gewaltigen Anstrengungen verbunden“, so Marotzke, der das Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg leitet. „Es stellt sich die Frage, ob es gute Politik ist, unerreichbare Ziele zu proklamieren.“
EU-Klimakommissarin Connie Hedegaard warnte dagegen davor, am Zwei-Grad-Ziel zu rütteln. „Sollten wir das Ziel nicht erreichen, wird es für alle von uns sehr viel teurer, als wir es uns heute ausmalen können.“ Hedegaard räumte gleichzeitig ein, dass es der Europäischen Union nicht gelungen sei, mit ehrgeizigen Klimaschutzzielen in die Verhandlungen von Doha zu gehen.
Ex-Umweltminister Klaus Töpfer (CDU) forderte Union und FDP auf, die Energiewende entschlossener als bisher anzugehen. „Die Energiewende ist zunächst einmal nur eine Stromerzeugungswende“, so Töpfer. „Wenn wir unsere Klimaziele nicht infrage stellen wollen, müssen wir aber die Themen Wärme, Mobilität und Energieeffizienz genauso entschlossen angehen. Da passiert viel zu wenig.“