Ein Chemietanker mit 22 Besatzungsmitgliedern sowie ein taiwanisches Fischerboot sollen entführt worden sein.
Nairobi. Mit Granaten und Automatikgewehren bewaffnete Piraten haben nach EU-Angaben vor der Küste Somalias einen Chemietanker mit 22 Besatzungsmitgliedern gekapert. Vermutlich hätten sich nicht alle Seeleute in einem Schutzraum in Sicherheit bringen können, deshalb sei ein militärisches Eingreifen zunächst nicht geplant, erklärte am Samstag der Sprecher der EU-Mission „Atalanta“, John Harbour. Die „Marida Marguerite“ war auf dem Weg von Indien nach Belgien. Zur Besatzung zählen 19 Inder, zwei Bangladescher und ein Ukrainer.
Medienberichte, wonach es sich um einen deutschen Tanker handelt, konnte das Auswärtige Amt in Berlin zunächst nicht bestätigen. Ein Sprecher sagte der Nachrichtenagentur DAPD auf Anfrage: „Wir gehen entsprechenden Hinweisen nach und bemühen uns um Aufklärung des Sachverhalts.“
Außerdem entführten Piraten vor der Küste Somalias ein taiwanisches Fischerboot. Sie forderten Lösegeld für die Besatzung, wie das Außenministerium in Taipeh am Samstag mitteilte. Der Eigner hatte den Kontakt zur „Tai Yuan 227“ vor zwei Tagen zunächst verloren. Am Freitag hätten die Piraten ihm dann mitgeteilt, dass sie die Besatzung in ihrer Gewalt hätten. Das Schiff war auf dem Weg zu den Malediven.
Piraten halten nach Überfällen vor der Küste Ostafrikas zurzeit mehr als 300 Geiseln fest. Wegen rechtlicher Unklarheiten ließ Russland am Freitag zehn Seeräuber frei, die bei der Befreiung eines gekaperten Öltankers durch Sondereinsatzkräfte eines russischen Kriegsschiffs gefangen genommen wurden. Ein Pirat kam bei der Aktion ums Leben.