Medienberichten zufolge soll sich der Bundespräsident mit einer SMS bei Unternehmer Egor Geerkens für den Wirbel entschuldigt haben.
Berlin/Hannover/München. Bundespräsident Christian Wulff hat sich nach „Focus“-Informationen bei dem Osnabrücker Unternehmer Egon Geerkens für den Wirbel um den umstrittenen Privatkredit entschuldigt. Wie das Nachrichtenmagazin am Sonnabend vorab berichtete, hat Wulff während seines Kuwait-Besuches Geerkens eine SMS geschickt mit der Entschuldigung, dass er wegen des 500.000-Euro-Darlehens so in die Öffentlichkeit gezerrt werde. Der Ärger tue ihm leid, soll Wulff geschrieben haben. Der umstrittene Kredit wurde am Dienstag publik, als sich Wulff in Kuwait befand. Öffentlich nahm der Bundespräsident am Donnerstag Stellung.
Geerkens beharrte im Gespräch mit dem „Focus“ darauf, dass das Darlehen vom Konto seiner Frau stamme, er aber den Verrechnungsscheck der Bundesbank ausstellen ließ und diesen auch persönlich an Wulff übergab. Dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ hatte Geerkens gesagt, er selbst habe die Verhandlungen mit Wulff geführt.
Der Grünen-Rechtspolitiker Hans-Christian Ströbele sagte dem „Focus“, wenn sich bestätige, dass Geerkens Verhandlungen mit Wulff geführt habe, „dann könnte das die Lage völlig verändern“. Ströbele fügte hinzu: „Dann wird es eng für Herrn Wulff.“
Wulff unter Druck
Nicht nur Bundespräsident Christian Wulff wäre vermutlich froh gewesen, wenn sich die Geschichte um ein privates Darlehen zur Finanzierung des Eigenheims in Großburgwedel allmählich verflüchtigt hätte. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wäre erleichtert, hatte sie doch noch am Donnerstag ihrer Wertschätzung für Wulff zum Ausdruck gebracht. Aber keine 24 Stunden später war es schon wieder vorbei mit dem vorweihnachtlichen Frieden – und ganz überraschend war es nun auch wieder nicht, dass der „Spiegel“ noch etwas im Köcher hatte. Auch Christian Wulff und sein Präsidialamt haben davon vermutlich gewusst.
Seit 2009 hatte auch das Hamburger Magazin in Sachen 500.000-Euro-Kredit recherchiert und vor diversen Gerichten Akteneinsicht verlangt. Am 17. August 2011 stimmte der Bundesgerichtshof letztinstanzlich diesem Begehren zu. Von wann genau aber die jetzt publizierten Äußerungen des Unternehmers Egon Geerkens stammen, war nicht klar.
Zu Erinnerung: In erster Linie ist nicht das Darlehen als solches umstritten, sondern die Tatsache, dass Wulff Geschäftsbeziehungen zu dem Unternehmer Geerkens verneint hatte. Das Darlehen erwähnte er als Ministerpräsident vor dem niedersächsischen Landtag nicht, als er dort 2010 nach seinen Geschäftsbeziehungen zu Egon Geerkens gefragt wurde – weil der Kredit von Frau Geerkens, und nicht von dem befreundeten Geschäftsmann selbst gestammt habe. Nun berichtet der „Spiegel“, dass der umstrittene Kredit möglicherweise doch von Wulffs Unternehmerfreund direkt stammte.
Am Donnerstag hatte Wulff selbst bekanntgegeben, dass die Kanzlei Redeker Sellner Dahs in der kommenden Woche für alle Interessierten Einsicht in die Darlehensunterlagen organisieren wird. Noch am Freitag veröffentlichte die Kanzlei eine Stellungnahme „im Auftrag von Christian Wulff“. Demnach habe die Sparkasse Osnabrück bestätigt, dass der Scheck über 500.000 Euro aus dem Konto von Edith Geerkens gedeckt wurde. Auch der Vertrag über das Privatdarlehen sei von Frau Geerkens geschlossen worden, und ebenso die Rückzahlung sei auf ihr Konto erfolgt. Genau dies bestätigt auch eine andere Anwaltskanzlei im Namen von Geerkens.
Klar erkennbar ist der Versuch Wulffs, den Wirbel um seinen Privatkredit künftig als Privatsache zu behandeln. Auskunft gibt nicht mehr das Bundespräsidialamt und sein Sprecher Olaf Glaeseker, sondern die Anwaltssozietät. Ob sich diese Trennung durchhalten lässt, ist allerdings zweifelhaft. Die Gefahr wächst, dass auch in der Berliner Politik der Verdruss an der Darlehensaffäre weiter zunimmt.
Welche Folgen könnte der „Spiegel“-Bericht haben? Wulffs umstrittene Erklärung im Landtag 2010 würde noch ein bisschen unglaubwürdiger. Und die Wiederholung dieser Version unter massivem Druck am Donnerstag noch etwas unverständlicher. Christian Wulff hat an diesem Wochenende mehrere Termine. Niemand weiß, ob er sich noch einmal persönlich zu dem Kredit für das Haus in Großburgwedel erklären wird.