Experten fordern von der Politik bessere Regeln für Arbeitszeiten und Kita-Zeiten. Ältere sollen in den neuen Bundesfreiwilligendienst.
Berlin. Mehr als 40 Prozent der Eltern mit minderjährigen Kindern leiden oft oder immer unter Zeitdruck. Das geht aus dem achten Familienbericht der Bundesregierung hervor, der am Freitag an Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) in Berlin übergeben wurde. In ihrer Studie zur sogenannten Familienzeitpolitik fordern die acht Experten von der Politik stärkere Anstrengungen, um den Zeitbedürfnissen von Familien gerecht zu werden. Dazu schlagen sie unter anderem vor, Arbeitszeiten und Öffnungszeiten von Betreuungseinrichtungen besser zu koordinieren. Auch sollten die Möglichkeiten älterer Menschen stärker genutzt werden, beispielsweise durch den Bundesfreiwilligendienst. Die Familienberichte der Bundesregierung werden seit 1968 in der Regel im Abstand von fünf bis sechs Jahren vorgelegt.
Das sind weitere wichtige Fakten des Familienberichts:
60 Prozent der Paare unter 40 Jahren haben zu wenig Zeit für ihren Partner
63 Prozent der Väter und 37 Prozent der Mütter mit minderjährigen Kindern haben zu wenig Zeit für ihre Kinder
Mehr als 40 Prozent der Eltern mit minderjährigen Kindern leiden oft oder immer unter Zeitdruck
Jede zweite alleinerziehende Mutter leidet unter Zeitdruck, bei Berufstätigkeit sind es 61 Prozent der alleinerziehenden Mütter
In Deutschland haben 46 Prozent der Frauen zwischen 25 und 59 Jahren eine Teilzeitstelle, der EU-Durchschnitt liegt bei 30 Prozent.
Wie die „Rheinische Post“ berichtet, beklagen die Wissenschaftler eine „strukturelle Blindheit des Arbeitsrechtes gegenüber der Familie“. Sie rufen Städte und Gemeinden dazu auf, durch passgenaue Betreuungs-, Versorgungs- und Erziehungseinrichtungen Familien „beim Spagat zwischen Familienaufgaben und Beruf besser zu unterstützen“. Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) sagte der Zeitung: „Heute rangiert der Wunsch nach mehr Zeit für Familie weit vor dem Wunsch nach mehr Geld oder nach besserer Kinderbetreuung.“ Nötig seien nun „Handlungskonzepte für eine familienfreundliche Zeitpolitik“.
Nach Ansicht der Sachverständigen müssen Betreuungsangebote von Ganztagsschulen und Kindertagesstätten auch in den Schulferien ausgebaut werden. Andernfalls „führen Ferienzeiten von Kinderbetreuungseinrichtungen und Schulen, die in der Regel deutlich länger sind als der Jahresurlaub von Beschäftigten, zu einem besonderen Zeitengpass bei erwerbstätigen Eltern“. Die acht Wissenschaftler geben dem Elterngeld gute Noten. Dieses übernehme inzwischen eine Schutzfunktion für die Familie und führe zu einem schnelleren Wiedereinstieg in die Berufstätigkeit der Frau. Auch der Anteil der Väter steige stetig. (dapd/epd)