Am 7. Oktober jährt sich der Beginn des Krieges in Afghanistan zum zehnten Mal. Deutschland berät indes mit Nato-Partnern über einen Abzug.
Brüssel. Deutschland will mit seinem NATO-Partnern am Donnerstag die strategischen Weichen für die ersten Abzugsschritte aus Afghanistan stellen. Ziel sei die Übergabe der Verantwortung bis Ende 2014, sagte Bundesverteidigungsminister Thomas De Maizière zum Auftakt eines NATO-Ressortcheftreffens in Brüssel. Offen ließ der Minister, ob noch in diesem Jahr die ersten deutschen Soldaten abgezogen werden. Er mahnte zu „strategischer Geduld“, weil Deutschland als Führungsnation im Norden Afghanistans auch Verantwortung für die Soldaten anderer Länder trage. Über den Start des Abzuges und über Zahlen wolle er am Donnerstag noch keine Angaben machen, sagte de Maizière.
Bundeswehr kann in Afghanistan weiter auf US-Verbündete zählen
Die Bundeswehr kann in Nordafghanistan weiterhin auf die US-Verbündeten zählen. Trotz der drastischen Reduzierung der amerikanischen Truppen um ein Drittel bis September 2012 würden zunächst keine „Schlüsselfähigkeiten“ aus dem deutschen Zuständigkeitsgebiet abgezogen, sagte Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) am Rande eines Nato-Treffens in Brüssel.
US-Spezialkräfte, Hubschrauber zur Bergung von Verletzten und Roboter zur Entschärfung von Sprengsätzen stünden weiterhin zur Verfügung. Allerdings würden die Amerikaner ihre Kampftruppen im Norden reduzieren, sagte de Maizière.
Die USA hatten im Sommer angekündigt, ihre rund 100 000 Soldaten starke Afghanistan-Truppe bis Herbst 2012 um 33 000 Soldaten zu verkleinern. Noch vor Ende des Jahres sollen landesweit 10 000 Soldaten abgezogen werden. Von den im Norden stationierten mehr als 5000 US-Soldaten sollen nach einem Bericht der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ 900 nach Hause zurückkehren.
Proteste gegen USA in Kabul vor Jahrestag des Kriegsbeginns
Mit einem Protestmarsch durch Kabul haben Hunderte Afghanen kurz vor dem zehnten Jahrestag des Kriegsbeginns gegen die USA demonstriert. Etwa 300 Männer und Frauen versammelten sich am Donnerstag mit Plakaten im Stadtzentrum und forderten den sofortigen Abzug der US-Truppen, die sie als Besatzungsmacht bezeichneten. Die Demonstranten warfen den USA vor, Zivilisten zu töten, und beschimpften den afghanischen Präsidenten Hamid Karsai als Marionette der Regierung in Washington. Eine US-Flagge wurde verbrannt. Zwei verschleierte Frauen trugen ein Banner mit der Aufschrift „Besatzung – Grausamkeiten – Brutalität“. Auf einem anderen Plakat war eine Karikatur Karsais als Handpuppe zu sehen, die ein Dokument mit der Überschrift „Versprechungen an die USA„ unterzeichnet. Die dreistündige Demonstration blieb friedlich.
„Die Invasion ist jetzt zehn Jahre her, aber seither haben wir nur Leiden, Instabilität und Armut in unserem Land gesehen“, kritisierte Hafizullah Rasikh, der die Proteste organisiert hatte. Karsai war im Juni 2002 zum afghanischen Präsidenten ernannt worden. Sieben Monate zuvor hatten die Truppen der Nordallianz unterstützt von den USA das Taliban-Regime aus Kabul vertrieben. Die Zahl der getöteten Zivilisten in dem Krieg stieg 2011 auf einen neuen Höchststand. Etwa 80 Prozent der Toten gehen auf das Konto der Aufständischen, doch von den ausländischen Truppen verschuldete Vorfälle lösen meist deutlich mehr öffentlichen Aufruhr aus. (dpa/dapd/reuters/abendblatt.de)