Bei strahlendem Sonnenschein ist das zentrale Fest zum Tag der Deutschen Einheit zuende gegangen. “Freiheit schützen und vertiefen“.
Bonn. Das Wetter hatte es mit Veranstaltern und Besuchern gut gemeint an diesem Wochenende. Strahlender Sonnenschein und milde Temperaturen lockten seit Veranstaltungsbeginn am Samstag rund 800.000 Menschen in der Innenstadt und ins Regierungsviertel. Zu den Feierlichkeiten unter dem Motto „FreiheitEinheitFreude“ kamen auch zahlreiche hochrangige Vertreter aus Politik und Kirchen in die Bundesstadt am Rhein. Sie erinnerten an die friedliche Wende in der DDR. Zugleich riefen sie die Bundesbürger dazu auf, sich weiter für Gesellschaft und Demokratie einzusetzen.
Zu den protokollarischen Höhepunkten am Einheitstag zählten ein ökumenischer Gottesdienst in der Kreuzkirche sowie ein anschließender Festakt im ehemaligen Plenarsaal des Bundestags. Daran nahmen unter anderen Bundespräsident Christian Wulff, Bundestagspräsident Norbert Lammert, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sowie die Bundesratspräsidentin und nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) teil. Kraft würdigte den 3. Oktober als einen „Sieg der Demokratie über die Diktatur“. Die Erinnerung an die deutsche Einheit solle nicht zur Routine werden. Der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Andreas Voßkuhle, ging in seiner Festrede auf die Verbundenheit der Bundesrepublik zur Europäischen Union ein. Diese dürfe nicht durch Entscheidungen in „elitären Zirkeln“ aufs Spiel gesetzt werden.
Zuvor hatte der Kölner Erzbischof Joachim Meisner beim Gottesdienst in der Kreuzkirche gewarnt, die Erinnerung an die deutsche Teilung, an das Unrecht in der DDR und an die „brutalen atheistischen Methoden“ des SED-Regimes zu vergessen. Auch seien in den Köpfen und Herzen mancher Menschen Schlagbäume und Mauern noch nicht ganz verschwunden. Der Kardinal, der an seine eigenen Erfahrungen als Weihbischof in Erfurt von 1975 bis 1980 und danach als Bischof von Berlin erinnerte, rief dazu auf, die vor zwei Jahrzehnten geschenkte Freiheit „zu schützen, zu bewahren und zu vertiefen“. Meisner weiter: „Bleiben wir wachsam und wirksam.“
+++Tag der Deutschen Einheit auch Tag der Erinnerung in Bonn++
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Nikolaus Schneider, sagte, auch heute errichteten Menschen „immer wieder neue innere und äußere Schlagbäume“. Aus Misstrauen, Angst und Gier wollten sie ihre überlieferten Werte und materiellen Besitztümer nicht aufs Spiel setzen. In der Hoffnung auf Gottes Reich müsse der Mensch aber nicht in Gleichgültigkeit oder selbstsüchtige Lebensgier verfallen und brauche sich nicht mit Schlagbäumen abzuschotten.
Rund um die Feierlichkeiten waren mehrere tausend Sicherheitsbeamte im Einsatz. Bis Sonntagnachmittag meldete die Bonner Polizei keine besonderen Vorkommnisse. Vier mutmaßliche Islamisten, die am Samstagnachmittag festgenommen worden waren, wurden wieder auf freien Fuß gesetzt. Eine abschließende Bilanz wollen die Behörden am Dienstag vorlegen. Auch die Kirchen zogen ein positives Fazit. Weit über 300 Ehrenamtliche und weiter 200 Musiker hätten mit ihrem Engagement die sieben ökumenische Begegnungsorte sowie den Gottesdienst in der Kreuzkirche überhaupt erst möglich gemacht, hieß es. Das Angebot sei von den Besuchern gut angenommen worden.
Die Feiern zum Tag der Deutschen Einheit finden immer in dem Bundesland statt, das den Vorsitz im Bundesrat inne hat. Mit dem Nordrhein-Westfalen-Tag wurde zudem die Gründung des bevölkerungsreichsten Bundeslandes vor 65 Jahren gefeiert. Bonn war von 1949 bis 1990 Bundeshauptstadt und bis 1999 Regierungssitz der Bundesrepublik Deutschland.