Durch ein Schutzsystem sollen Geschosse abgelenkt werden. Israelische Passagiere von Turkish Airlines in Istanbul festgehalten.
Jerusalem/Istanbul. Israel will seine Passagierflugzeuge aus Furcht vor Terroranschlägen mit Abwehrsystemen gegen Raketen aufrüsten. Israelische Medien berichteten, dies habe das Sicherheitskabinett um Ministerpräsident Benjamin Netanjahu beschlossen. Aus Sorge vor möglichen Angriffen mit Boden-Luft-Raketen solle ein bestehender Plan zum Schutz aller israelischen Passagierflugzeuge beschleunigt werden. Ein Sprecher Netanjahus sagte, er könne sich zu Details nicht äußern. Der israelische Rundfunk meldete, ein großer Teil der Abwehrsysteme sei bereits hergestellt worden. Israel hatte schon vor Jahren beschlossen, seine zivilen Flugzeuge gegen Raketenangriffe zu schützen.
Im Jahre 2002 war eine Maschine der israelischen Fluggesellschaft Arkia in der kenianischen Küstenstadt Mombasa mit Boden-Luft-Raketen beschossen worden. Die Raketen verfehlten ihr Ziel nur knapp.
Nach Angaben der israelischen Zeitung „Jediot Achronot“ soll die Ausrüstung aller Flugzeuge mit Schutzsystemen etwa 87 Millionen Dollar (61 Millionen Euro) kosten. Bislang sei das Projekt an einem Streit zwischen der Regierung und den Fluggesellschaften über die Finanzierung gescheitert. Nach dem Einbau der Systeme würden auch weitere Kosten durch höheren Treibstoffverbrauch anfallen, hieß es.
Israel sieht angesichts der Destabilisierung in den umliegenden arabischen Staaten eine wachsende terroristische Gefährdung. Erst im vergangenen Monat waren Attentäter aus Ägypten nach Israel eingedrungen und hatten bei Anschlägen in der Nähe des Badeorts Eilat sieben Israelis getötet und Dutzende verletzt. Dabei wurden auch panzerbrechende Waffen und Mörser eingesetzt. Der unmittelbar an der Grenze zu Ägypten gelegene Badeort Eilat ist eines der Hauptziele von Inlandsflügen.
Derweil gibt es weitere Spannungen zwischen Israel und der Türkei: Rund 40 israelische Flugpassagiere sind am Montag nach Angaben des Außenministeriums bei der Ankunft in Istanbul länger festgehalten worden. Außenamtssprecher Jigal Palmor sagte, die Passagiere seien ohne Angabe von Gründen in einen Seitenraum geführt worden. Dort habe man ihnen die Pässe abgenommen. Nach etwa eineinhalb Stunden habe man sie gehen lassen und ihnen die Ausweise zurückgegeben.
„Das ist sehr ungewöhnlich“, sagte Palmor über den Vorfall. „Wir versuchen noch herauszufinden, was sich dahinter verbirgt.“ Nach israelischen Medienberichten waren die Israelis, überwiegend Geschäftsleute, mit einer Maschine der türkischen Fluggesellschaft Turkish Airlines angekommen.
Die seit langem schwelende Krise zwischen Israel und seinem ehemaligen Bündnispartner, der Türkei, war Ende vergangener Woche eskaliert. Die Türkei hatte am Freitag den israelischen Botschafter ausgewiesen und ein Militärabkommen mit Israel auf Eis gelegt. Auslöser war ein Untersuchungsbericht der Vereinten Nationen über die blutige Erstürmung eines Schiffes der Hilfsflotte für den Gazastreifen. Dabei hatten israelische Elitesoldaten am 31. Mai 2010 neun pro-palästinensische Aktivisten getötet. Israel sprach von Selbstverteidigung.
In dem Uno-Bericht wird die Seeblockade vor der Küste des Gazastreifens als rechtmäßig bezeichnet. Auch den israelischen Soldaten wurde das Recht auf Verteidigung eingeräumt. Allerdings hätten sie exzessive Gewalt angewendet, heißt es. Die Türkei verlangt von Israel eine Entschuldigung sowie Entschädigung. Israel lehnt das ab. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat aber den Verlust an Menschenleben bedauert. (dpa/abendblatt.de)