Im britischen Abhörskandal gerät jetzt auch der Sohn von Rupert Murdoch unter Druck. Es gibt Zweifel an seiner Aussage vor dem Parlament.
London. Im britischen Abhörskandal sind Zweifel an der Aussage von James Murdoch vor einem Parlamentskomitee aufgekommen. Der Sohn von Medienmogul Rupert Murdoch könnte aufgefordert werden, die Widersprüche in seiner Aussage vom Dienstag schriftlich zu erklären, sagte der Vorsitzende des Komitees, James Whittingdale, am Freitag.
Ein ehemaliger Rechtsberater Murdochs und ein früherer Redakteur hatten erklärt, sie hätten den Sohn von Medienmogul Rupert Murdoch bereits vor Jahren über eine E-Mail informiert, derzufolge weit mehr Personen von Abhöraktionen bei der Zeitung „News of the World“ gewusst hätten als bis dahin angenommen. James Murdoch hatte ausgesagt, er habe keine Beweise dafür gesehen, dass andere Personen als der zu einer Haftstrafe verurteilte Journalist Clive Goodman an den Abhöraktionen beteiligt gewesen seien.
Der Abgeordnete Tom Watson von der oppositionellen Labour-Partei sagte, er werde die Polizei formell zur Aufnahme von Ermittlungen auffordern. Der britische Verlag News International teilte mit, James Murdoch stehe zu seinen Aussagen vom Dienstag. Er hatte Vermutungen zurückgewiesen, er habe vom vollen Ausmaß der Abhöraktion bei „News of the World“ gewusst, als er 2008 umfangreiche Zahlungen an den Vorsitzenden der Fußballspielervereinigung, Gordon Taylor, billigte. Taylor war eines der Abhöropfer.
Murdochs News International hatte lange Zeit erklärt, die Abhöraktion sei einzig auf den Reporter Goodman und einen Privatdetektiv beschränkt gewesen. Beide hätten zusammengearbeitet, um in Mailboxen der Königsfamilie einzudringen. Bei den Ermittlungen kam jedoch eine Email mit der Abschrift einer illegal abgehörten Unterhaltung zutage, die von einem Jungreporter stammte und „für Neville“ markiert war – offenbar eine Anspielung auf „News of the World“-Chefreporter Neville Thurlbeck.
Polizei zu Ermittlungen aufgefordert
Weil damit anscheinend weitere Personen mit der Abhöraktion in Zusammenhang gebracht wurden, könnte die Mail die Argumentation von News International, dass nur ein Reporter darin verwickelt war, potenziell widerlegen. Wenn Murdoch von der Mail gewusst haben und ihm die Konsequenzen bewusst gewesen sein sollten, würde dies den Verdacht nähren, dass er die Zahlungen an Taylor billigte, um das ganze Ausmaß des Skandals zu vertuschen.
Ein Mitglied der Polizeiaufsichtsbehörde forderte Scotland Yard zudem zu Ermittlungen zum Vorwurf auf, wonach Journalisten Polizeibeamte bestochen haben sollen, um Personen mit Hilfe von deren Mobilfunksignalen aufzuspüren. Eine entsprechende Anschuldigung erhob der frühere „News of the World“-Reporter Sean Hoare gegenüber der „New York Times“. Hoare, der 2005 entlassen wurde, erklärte, den Beamten seien 300 Pfund (340 Euro) pro aufgespürter Person gezahlt worden. Ein zweiter früherer Journalist des Blattes habe die Angaben bestätigt, schrieb die „New York Times“. Hoare wurde am Montag tot in seiner Wohnung aufgefunden, nach Polizeiangaben liegt kein Verbrechen vor. (dapd/abendblatt.de)