US-Präsident Barack Obama hat einen Abzug der amerikanischen Truppen aus Afghanistan angekündigt. Noch in diesem Jahr sollen 10.000 Soldaten in die USA zurück.
Washington. Knapp zehn Jahre nach Beginn des Afghanistan-Krieges läutet Barack Obama den Truppenabzug ein. In einer Fernsehansprache am Mittwochabend (Ortszeit) in Washington kündigte der US-Präsident an, noch in diesem Jahr 10.000 US-Soldaten vom Hindukusch abzuziehen, bis Sommer 2012 sollen weitere 23.000 folgen. Ende 2014 soll der internationale Militäreinsatz nach einer Vereinbarung der ISAF-Partner endgültig beendet werden. Bislang sind die US-Streitkräfte noch mit über 100.000 Mann in Afghanistan präsent.
Barack Obama hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) über seine Pläne vorab informiert. Westerwelle begrüßte die Aussagen Obamas. „Das ist eine Wendemarke in der Afghanistan-Politik – bei allen Schwierigkeiten die es noch gibt“, sagte er. Der Außenminister sprach von einem „klaren Bekenntnis der USA zu der international vereinbarten Strategie“. Die Bundesregierung sei sich auch in der politischen Analyse mit den USA einig.
Das weitere Vorgehen beim Abzug will Westerwelle nun mit den europäischen Partnern abstimmen. Frankreich hat bereits erklärt, nach einem ähnlichen Zeitplan wie die Amerikaner vorgehen zu wollen.
SPD und Grüne forderten die Bundesregierung auf, ihre Abzugspläne zu konkretisieren. SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier sagte während eines Besuchs in Afghanistan, die Soldaten und Polizisten dort dürften mehr Klarheit erwarten.
Die wichtigsten Zitate aus Obamas Rede:
„Wir beginnen diesen Truppenabbau von einer Basis der Stärke aus. Al-Kaida steht unter stärkerem Druck als je zuvor seit dem 11. September. Zusammen mit den Pakistanern haben wir mehr als die Hälfte der Al-Kaida-Führung ausgeschaltet. Und dank unserer Geheimdienst-Profis und Spezialeinheiten haben wir Osama bin Laden getötet, den einzigen Führer, den Al-Kaida jemals gekannt hat. “
„Al Kaida bleibt gefährlich, und wir müssen wachsam bleiben, was Angriffe betrifft. Aber wir haben Al-Kaida auf einen Pfad zu ihrer Niederlage gebracht, und wir werden nicht nachlassen, bis die Aufgabe erledigt ist.“
„In Afghanistan haben wir den Taliban ernste Verluste zugefügt und eine Reihe von ihren Hochburgen vernichtet.“
„Natürlich bleiben große Herausforderungen. Dies ist der Anfang - aber nicht das Ende – unserer Bemühungen, diesen Krieg herunterzufahren. Wir haben die harte Arbeit zu erledigen, die erzielten Fortschritte zu sichern...“
„Wir wissen, dass Frieden nicht ohne eine politische Vereinbarung zu einem Land kommen kann, das so viel Krieg erlebt hat.“
„Wir werden nicht versuchen, Afghanistan zu einem perfekten Ort zu machen.“
„Wir werden mit der pakistanischen Regierung daran arbeiten, das Krebsgeschwür des gewalttätigen Extremismus auszurotten, und wir werden darauf bestehen, dass sie ihre Verpflichtungen erfüllt. Denn es sollte kein Zweifel daran bestehen, dass die USA, solange ich Präsident bin, niemals einen sicheren Zufluchtsort für jene tolerieren wird, die darauf abzielen, uns zu töten.“
„Meine amerikanischen Mitbürger, das war ein schwieriges Jahr für unser Land...Aber heute Abend können wir Trost in dem Wissen finden, dass die Kriegsflut abebbt.“
„Wir haben unseren Kampfeinsatz im Irak beendet. Und auch wenn es dunkle Tage in Afghanistan geben wird, kann das Licht eines sicheren Friedens in der Ferne gesehen werden. Diese langen Kriege werden verantwortungsvoll beendet werden.“
„Nun müssen wir in Amerikas größte Ressource investieren – unser Volk. Wir müssen Innovation entfesseln, die neue Jobs und Industrien schaffen...“
„Amerika, es ist Zeit, uns auf den Bau unserer Nation hier daheim zu konzentrieren.“