Experten: Die IT-Sicherheit ist so gefährdet wie nie zuvor. Die Methoden beim Angriff auf iPhones und Handys werden immer raffinierter.
Bonn. Die bei vielen Benutzern beliebten Smartphones und Tablet-Computer wie das iPad geraten immer stärker ins Visier von Cyber-Kriminellen. Angesichts der rasanten Verbreitung dieser Geräte rechnet das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) mit mehr Angriffen. Viele Smartphone-Nutzer seien sich der Gefahren jedoch nicht bewusst, erklärte die Behörde bei der Vorstellung ihres Jahresberichts zur Lage der IT-Sicherheit. Insgesamt sei die IT-Sicherheit so gefährdet wie nie zuvor: „Die Methoden werden immer raffinierter, und die Abwehr von Angriffen erfordert einen immer höheren Aufwand.“
Eine neue Qualität von IT-Angriffen zeige der Stuxnet-Wurm auf, mit dem unbekannte Angreifer im vergangenen Jahr offenbar iranische Atomanlagen sabotierten. „Es gibt demnach Täter, die weder Kosten noch Mühen scheuen, um aus ihrer Sicht sehr wichtige Ziele mittels der IT anzugreifen und möglichst unbemerkt zu sabotieren“, schreibt das BSI.
Nach dem Angriff auf die Webseite der CIA befürchtet nun auch der deutsche Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) eine zunehmende Gefahr durch Cyber-Angriffe auf die Strom- und Wasserversorgung in Deutschland. „Kritische Infrastrukturen wie etwa die Strom- und Wasserversorgung kommen heutzutage ohne hochmoderne IT-Systeme nicht mehr aus“, sagte der CSU-Politiker der „Frankfurter Rundschau“. „Die Gefahr von Cyber-Angriffen auf diese Systeme wächst ständig.“ Derartige Attacken könnten immense Schäden anrichten, die große Teile der Bevölkerung direkt betreffen würden.
Friedrich eröffnet an diesem Donnerstag in Bonn das Nationale Cyber-Abwehrzentrum, „mit dem in Zukunft Cyber-Angriffe besser analysiert und abgewehrt werden können“, wie er sagte. Im Deutschlandfunk sagte der CSU-Politiker, wichtigste Aufgabe des neuen Zentrums sei es, das gesamte bisher vorhandene Wissen zu bündeln und Behörden und Wirtschaft zur Verfügung zu stellen. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) begrüßt das neue Nationale Cyber-Abwehrzentrum (NCAZ). Allerdings warnte der GdP-Bundesvorsitzende Bernhard Witthaut davor, sich nun zurückzulehnen.
Das neue Zentrum zur Abwehr von Angriffen auf dem Internet dürfe nur ein erster Schritt sein, sagte der Polizeigewerkschafter und forderte eine bessere Ausstattung der Polizei. „Ohne massive Investitionen in Personal, Technik und Schulung wird sich die Netzkriminalität ungebremst ausweiten“, sagte Witthaut voraus. Ein Terrorangriff über das Internet sei ebenso möglich wie Wirtschaftsspionage, organisierte Kriminalität oder auch ein „Dummer-Jungen-Streich“. „Die Bekämpfung der Kriminalität aus dem Netz muss ganz oben auf der Prioritätenliste stehen“, forderte der GdP-Chef.
Auch Niedersachsens Polizei rüstet gegen Internetkriminalität auf
Das Land Niedersachsen stellt sich der zunehmenden Bedrohung durch Kriminalität im Internet. Zur deren Bekämpfung werde man 42 neue Stellen bei der Polizei schaffen, kündigte Innenminister Uwe Schünemann (CDU) am Donnerstag in Hannover an. Grund sei eine „explosionsartige“ Zunahme der Cyber-Kriminalität.
Um dieser Kriminalitätsform entgegenzuwirken, würden die sechs Zentralen Kriminalinspektionen (ZKIs) des Landes um jeweils sechs Ermittler verstärkt. Zusätzlich werde auch die Zentralstelle Internetkriminalität um sechs Dienstposten aufgestockt. Das Personal soll aus Umstrukturierungsmaßnahmen sowie aus Personalverlagerungen rekrutiert werden. Damit reagiere man auf die Verschiebung von realer zu virtueller Kriminalität, sagte Schünemann. „Dies verlangt neue personelle Schwerpunkte.“
Im Vergleich zu 2009 ist die Internet-Kriminalität nach Angaben des Innenministeriums im Jahr 2010 um 31,2 Prozent gestiegen und hat mit 5.694 Fällen einen bisherigen Höchststand erreicht. Besonders deutlich sei der Anstieg beim Ausspähen und Abfangen von Daten, dem sogenannten Phishing. Hier wurde eine Steigerung von 1.415 um 86,01 Prozent auf 2.632 Fälle verzeichnet.
Daneben gebe es auch eine hohe Zahl von digitalen Erpressungen und Botnetzen, bei denen sich Hacker durch Trojaner den Zugriff auf eine Vielzahl von Rechnern sichern und diese fernsteuern können. „Cyber-Kriminelle nutzen die Informations- Kommunikationstechnologie und speziell das Internet als Einfallstor für gefährliche Angriffe aus den Tiefen des Netzes und richten dabei enormen Schaden an“, sagte Schünemann.
(dpa/dapd)