Das neue Betriebssystem iOS 5 für iPhone und iPad erscheint im Herbst mit 200 neuen Funktionen. Ein Blick auf die wichtigsten Neuerungen.

Hamburg. Wer den großen Paukenschlag, die große Überraschung erwartet hat, der wurde diesmal von Steve Jobs enttäuscht. Der Apple-Chef präsentierte am Dienstag auf der jährlichen Entwickler-Konferenz WWDC in San Francisco kein iPhone 5 und auch kein iPad 3.

Reichlich spannende Neuigkeiten für die Besitzer und Benutzer von iPhones und iPads gab es dennoch. Mehr als 200 neue Funktionen kündigte Steve Jobs für das Betriebssystem der Apple Smartphones und Tablet-Computer an. Das iOS 5 soll im Herbst erscheinen und kostenlos erhältlich sein. Das Update solle auf iPhone 3GS, iPhone 4 sowie den beiden iPad-Generationen und dem iPod touch 3 + 4 laufen.

Die wichtigsten Neuerungen des iOS 5 hier im Überblick:

Foto-Kamera: Die Kamera-Funktion des iPhones wird gleich an einigen Punkten deutlich verbessert. Bereits auf dem „Entriegeln“-Bildschirm ist nun ein Kamera-Icon zu sehen, über das sofort Fotos gemacht werden können. So kann deutlich schneller fotografiert werden – und das iPhone (oder iPad 2) muss nicht erst per Code entriegelt werden. Um die aufgenommenen Bilder anzusehen, muss man dann das Gerät aber entsperren. Außerdem kann nun der „+“-Knopf der Lautstärkeregelung als Auslöser für die Kamera benutzt werden. Und: Der Digitalzoom der Kamera lässt sich nun durch Auseinanderziehen der Finger betätigen. Das sich das aktuelle Bild der Kamera nicht ebenso einfach vergrößern ließ wie Bilder an anderen Stellen im iPhone, war ohnehin absolut unverständlich.

Foto-Album: Mit der Kamera geschossene Fotos lassen sich jetzt direkt bearbeiten. So kann man die Bilder ohne zusätzliche Apps zuschneiden, drehen und farblich optimieren. Auch die beim Blitzen häufig entstehenden roten Augen lassen sich mit dem iOS-Foto-Album entfernen.

Notification Center: Benachrichtigungen ploppten bislang als einzelne Fenster über gerade aktiven Apps auf. Das neue Notification Center räumt mit Push-Benachrichtigungen auf. Die neue Benachrichtigungszentrale ist meist unsichtbar und lässt sich auf dem Home-Bildschirm mit einer Wischgeste von oben nach unten in den Vordergrund ziehen. Dann zeigt das Programm eine Liste mit Neuigkeiten, in der alles gesammelt wird, was in den unterschiedlichen Apps aufläuft. Wenn man sein Gerät gerade nutzt, wird von oben eine Nachricht eingerollt, die wenig später wieder verschwindet. Auch im gesperrten Zustand des Gerätes sind Benachrichtigungen zu sehen.

Tastatur: Eine Besonderheit für das iPad gibt es bei der Tastatur-Funktion. Auf Wunsch lässt sich die Tastatur zur verbesserten Bedienung mit den Daumen in zwei Teile aufteilen. Jeweils eine Hälfte kann an den beiden Bildschirmrändern „angedockt” werden. Ob dies das Tippen leichter macht? Die Erfahrung wird es zeigen.

Newsstand: Der Zeitungskiosk sieht aus wie der bereits bekannte virtuelle Buchladen iBooks. In Newsstand will Apple Zeitschriften- und Zeitungs-Apps sowie Abonnements anbieten. Neue Ausgaben abonnierter Publikationen sollen im Hintergrund auch heruntergeladen werden, wenn die App scheinbar gar nicht aktiv ist oder der Nutzer ganz anderes an seinem iPad macht. . Wie genau die Zeitschriften- und Zeitungen in Newsstand aussehen sollen, geht aus den auf der Entwicklerkonferenz veröffentlichten Informationen noch nicht hervor.

E-Mail: Auch das eingebaute E-Mail-Programm wird deutlich verbessert. Künftig können E-Mail-Texte formatiert werden – also Worte fett, kursiv oder unterstrichen geschrieben werden. Wichtige E-Mails können wie am PC als solche gekennzeichnet werden, und Unterordner im Posteingang können nun auch direkt am iPhone oder iPad angelegt werden. Auch E-Mail-Adressen müssen nun nicht mehr umständlich in mehrere Felder eingegeben, sondern können einfach aus anderen Mails oder Feldern mit dem Finger an die gewünschte Stelle gezogen werden. Mails können markiert und durchsucht werden, und auch via S/MIME verschlüsselte E-Mails können nun dargestellt werden.

iMessage: Eine komplett neue Applikation im iOS 5 ist „iMessage“. BlackBerry-Nutzern dürfte sie bekannt vorkommen: Bei iMessage handelt sich um eine App, die den Austausch von Kurznachrichten zwischen allen iOS-Geräten ermöglicht. Die Nachrichten können neben Text auch aus Fotos und Videos bestehen, und auch Kontakte lassen sich darüber austauschen. Man kann Nachrichten auch an Gruppen senden und an einem Gerät beginnen sowie an einem anderen weiterführen. iMessage funktioniert über UMTS und W-LAN. Ob man zusätzlich zu E-Mail, SMS und sozialen Netzwerken noch ein weiteren Weg braucht, muss jeder für sich selbst entscheiden.

Safari-Browser: Auch der Internet-Browser wird gründlich überarbeitet und mit neuen Funktionen erweitert. Mit dem „Safari Reader“ lassen sich etwa – wie schon auf dem Mac – störende Anzeigen und Bilder ausblenden. Außerdem wird eine Funktion namens „Reading List“ (so die Bezeichnung in der englischen Beta-Version des iOS 5) eingeführt. Hiermit lassen sich wie schon mit Apps von Drittanbietern (etwa Read it Later oder Instapaper) Internetseiten offline verfügbar machen und etwa im Flugzeug lesen. Interessante Neuerung für Vielsurfer: Tabbed browsing. Wie auf dem PC könnenjetzt auch in Mobile Safari mehrere Internetseiten gleichzeitig geöffnet werden.

Game-Center: Das iPad ist ein Spielzeug. Was also liegt näher, als auch den Spielern ein paar Neuheiten zu spendieren? Das in iPhone und iPad eingebaute Game-Center bietet nun die Möglichkeit direkt Spiele herunterzuladen. Außerdem kann ein onlinefähiges Spiel gemeinsam mit angemeldeten Freunden gespielt werden.

Twitter: Der Zwitscherdienst wird direkt in das Betriebssystem integriert. Einmal angemeldet, kann man nun direkt aus Safari, der Fotokamera oder anderen Apps twittern.

Reminders: Die neue Funktion ist eine Kombination aus Erinnerungs- oder Aufgabenliste und Einkaufszettel. Diese Listen lassen sich mit Outlook oder iCal und iCloud synchronisieren. Kleiner Gag: Reminders arbeitet mit Geodaten und kann beispielsweise an den Einkauf im Supermarkt erinnern, sobald man sich in der Nähe eines Supermarktes befindet. Mals sehen, wer das so braucht ...

Funk-Synchronisation: Die iOS-Geräte lassen sich künftig per W-LAN (sofern man sich in einem gemeinsamen Netzwerk befindet) mit dem Mac oder Windows-PC synchronisieren. Wenn Sie beispielsweise nachts das iPhone zum Aufladen an die Steckdose anschließen, werden so über das W-LAN automatisch neue Inhalte – Fotos, Music, Videos etc. ¬- mit iTunes synchronisiert.

Drahtloses Update: Weg mit dem Kabel. Eigentlich liegt das ja bei einem mobilen Gerät nahe, doch Apple hielt bis zur fünften Version seines mobilen Betriebssystems an zwei Dingen aus der Steinzeit fest – die Geräte konnten nur über einen angeschlossenen Computer aktiviert und das Betriebssystem auch nur darüber aktualisiert werden. Beides wird mit iOS 5 anders: Neue Geräte können künftig ohne angeschlossenen Computer in Betrieb genommen werden, und Updates für das Betriebssystem werden künftig über das Funknetz direkt auf das Smartphone oder den Tablet geladen. Möglich wird dies dadurch, dass nicht mehr das komplette System ersetzt wird, sondern nur noch die wirklichen Neuerungen.

iCloud: Natürlich wird der von Apple ebenfalls auf der Entwicklerkonferenz angekündigte neue Online-Speicher-Service iCloud auch in das iOS 5 integriert. iCloud löst den bisherigen Service MobileMe ab und bringt zahlreiche Neuerungen. Mit iCloud lassen sich beispielsweise E-Mails, Kontakte, Termine, Apps aber auch Fotos, Musik Bücher und weitere Daten zwischen allen eigenen Geräten abgleichen.

Auch wenn der Paukenschlag von Steve Jobs in San Francisco ausblieb. Viele Trommelwirbel gab es allemal. Immerhin: Schon heute sind mir die ersten iPad-Nutzer begegnet, die sich nicht mehr auf die Rückkehr des Sommers freuen. Sondern sich gleich den Herbst herbeiwünschen...