Hunderte von tunesischen Flüchtlingen auf Lampedusa wollen auf ihre dramatische Lage aufmerksam machen. Das Auffanglager ist überbelegt.
Rom. Ihre Zukunft ist ungewiss, die Angst vor der Abschiebung laut italienischer Medien groß. Deshalb wollen Hunderte von tunesischen Flüchtlingen auf Lampedusa südlich von Sizilien in einen Hungerstreik treten und somit auf ihre dramatische Lage aufmerksam machen. Derzeit befinden sich noch 1800 Immigranten auf der Mittelmeerinsel. Vor dem Sturz des tunesischen Diktators Ben Ali Mitte Januar hatte Italien Wirtschaftsflüchtlinge aus dem nordafrikanischen Staat auf der Basis eines bilateralen Abkommens in der Regel postwendend zurückgeschickt.
Obwohl in den vergangenen Tagen keine Flüchtlinge mehr auf Lampedusa eintrafen, blieb die Situation auf der nur 20 Quadratkilometer großen Insel weiter angespannt. Die Migranten waren weiterhin fast alle im Hauptflüchtlingslager von Lampedusa untergebracht. Das Lager "Contrada d'Imbriacola“ war am Sonnabend wiedereröffnet worden. Zuvor hatten in wenigen Tagen über 5000Flüchtlinge aus Tunesien die nur 4500 Einwohner zählende Insel erreicht. Mit einer Kapazität für etwa 800 Insassen ist das Auffanglager jedoch hoffnungslos überbelegt.
Trotz der wiederholten Warnung des Bürgermeisters der Insel, Dino de Rubeis, die Insel so schnell wie möglich zu entlasten, sollten auch am Donnerstag nur einige wenige minderjährige Flüchtlinge per Fähre von der Insel weggebracht werden. De Rubeis wollte am Donnerstag in Rom mit Innenminister Roberto Maroni zusammentreffen. Die Regierung wollte zudem über ein geplantes Heim für Asylbewerber entscheiden. Das Heim könnte in einer Anlage bei Catania entstehen, in der 7000 Menschen Platz hätten. (dpa)