Unter hohen Sicherheitsvorkehrungen begann ein Prozess wegen Geldwäsche und Untreue gegen Ex-Innenminister Habib el Adli.

Kairo,. Es dauerte drei Wochen, nun steht erstmals seit dem Sturz des ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak einer seiner früheren Minister vor Gericht. Unter hohen Sicherheitsvorkehrungen begann am Sonnabend ein Prozess wegen Geldwäsche und Untreue gegen Ex-Innenminister Habib el Adli. Am Sonntag übernahm General Mansur el Issawi die Führung des Innenressorts und versprach, das Vertrauen in die Sicherheitskräfte wiederaufbauen zu wollen.

Wie erwartet wies Adli die ihm zur Last gelegten Vorwürfe zu Prozessbeginn in Kairo zurück. Nach einem hitzigen Wortgefecht zwischen seinen Verteidigern und den Anwälten zivilgesellschaftlicher Parteien wurde der Prozess auf Anfang April verschoben. Die Verteidiger hatten zuvor mehr Zeit zur Durchsicht der Dokumente gefordert.

Für den weithin verhassten Adli, dem früher die berüchtigten Sicherheitskräfte und der Staatsapparat der inneren Sicherheit unterstanden, wurde von Demonstranten vor dem Gericht die Todesstrafe gefordert. Bei den Protesten gegen Mubarak waren mindestens 384 Menschen getötet worden.

Auch wegen des Vorgehens der Sicherheitskräfte bei den Protesten wird gegen Adli ermittelt. Er wurde eine Woche nach dem Umsturz mit anderen Vertretern der Führungsriege im Zuge von Korruptionsermittlungen festgenommen.

Essam Scharaf, der seit Donnerstag amtierende neue Regierungschef, ernannte nun General Issawi zum neuen Innenminister. Er kam damit einer Forderung der Demokratiebewegung nach einer Abkehr von Mubarak-Vertrauten nach. Zum neuen Außenminister wurde Nabil el Arabi ernannt.

Gegen das alte System regte sich weiter Widerstand in der Bevölkerung. Rund 2500 Demonstranten stürmten am Samstag ein Staatssicherheitsgebäude im Kairoer Stadtteil Nasr City. Die Menschen hätten Dokumente der verhassten Behörde mitgenommen, damit diese nicht verbrannt oder geschreddert würden, teilte ein Vertreter der Sicherheitskräfte mit. Am Freitagabend waren bereits einige Demonstranten in Alexandria in das Gebäude der Staatssicherheit eingedrungen.

Die kuwaitische Zeitung „El Dscharida“ berichtete, Mubaraks Söhne Gamal und Alaa hätten für ein milliardenschweres Gasexport-Geschäft mit Israel hohe Kommissionen eingestrichen.

Der französische Außenminister Alain Juppé traf am Sonntag in Kairo mit Vertretern der Muslimbruderschaft und anderen Oppositionellen zusammen. Das Gespräch habe ihm gezeigt, dass die bisherige Darstellung der als islamistisch eingestuften Muslimbruderschaft „es verdient, beleuchtet und vertieft zu werden“, sagte Juppé anschließend. Wie Juppé traf der Vorsitzende der Konrad-Adenauer-Stiftung, Hans-Gert Pöttering, den ägyptischen Generalsekretär der Arabischen Liga, Amr Mussa. Mussa will bei den anstehenden Präsidentschaftswahlen in Ägypten kandidieren.

El Adli wurde am Donnerstag festgenommen

Der bei vielen Ägyptern verhasste frühere Innenminister Habib el Adli ist nach Korruptionsvorwürfen festgenommen worden. Das verlautete am Donnerstag aus ägyptischen Sicherheitskreisen. Außerdem wurden der ehemalige Bauminister Ahmed Maghrabi und der frühere Tourismusminister Suheir Garana ebenfalls unter Korruptionsverdacht in Gewahrsam genommen. Des weiteren wurde der Stahlindustrielle Ahmed Ess festgenommen, der eine führende Rolle in der Nationaldemokratischen Partei des zurückgetretenen Staatschefs Husni Mubarak spielte. Alle sollen wegen der laufenden Ermittlungen 15 Tage in Haft bleiben.

El Adli wird von vielen Gegnern für das brutale Vorgehen der Polizei gegen die friedlichen Demonstranten bei den landesweiten Protesten gegen Mubarak verantwortlich gemacht. (dapd)

(AFP/abendblatt.de)