EU-Parlamentspräsident Jerzy Buzek forderte Castro auf, alle Häftlinge freizulassen. Guillermo Fariñas spricht von „Sklaverei“ in Kuba.
Strassburg. Dem kubanischen Dissidenten Guillermo Fariñas ist in Abwesenheit der Sacharow-Preis des EU-Parlaments verliehen worden. Der Stuhl des Preisträgers blieb in Straßburg leer – bedeckt mit einer kubanische Flagge. Parlamentspräsident Jerzy Buzek forderte die kubanische Regierung auf, alle politischen Häftlinge freizulassen.
Er wünschte Fariñas viel Erfolg in seinem Kampf für die Freiheit. „Fariñas hat seine Gesundheit und sein Leben für die freie Meinungsäußerung in Kuba aufs Spiel gesetzt“, sagte Buzek. Die Wahrung der Menschen- und Bürgerrechte sei eine große Aufgabe in Kuba. Vor Fariñas läge noch viel Arbeit.
Per Videobotschaft bedankte sich Fariñas für die Auszeichnung. Der Preis zeige, dass das Europäische Parlament die Leiden der kubanischen Dissidenten nicht vergesse. Fariñas kritisierte Kubas Regierung scharf. „In dieser zerrissenen Welt fehlt es an Toleranz“, sagte Fariñas und bezeichnete sich als Sklave eines autokratischen Regimes.
Zudem fürchtet er den Ausbruch eines Bürgerkriegs, wenn die kubanische Regierung an ihrer repressiven Haltung festhält. Trotz massiven Drucks des Europaparlaments bekam Fariñas keine Ausreisegenehmigung, um nach Straßburg zu reisen. Der Psychologe und Journalist Fariñas wurde in diesem Jahr mit seinem Hungerstreik für die Freilassung politischer Häftlinge in Kuba bekannt. Einen leeren Stuhl gab es auch in der vergangenen Woche bei der Verleihung des Friedensnobelpreises an den chinesischen Bürgerrechtler Liu Xiaobo in Oslo.
Das Europa-Parlament vergibt den mit 50.000 Euro dotierten Preis „für die geistige Freiheit“ seit 1988. Benannt ist er nach dem sowjetischen Dissidenten und Friedensnobelpreisträger Andrej Sacharow (1921-1989).