Der Mann war vermutlich auf dem Weg zum Hauptbahnhof oder in ein Kaufhaus, als eine Rohrbombe explodierte. Doch kein Einzeltäter?
London/Stockholm. Der Stockholmer Selbstmordattentäter hat wahrscheinlich Mithelfer gehabt. Wie der zuständige Staatsanwalt Thomas Widstrand in der schwedischen Hauptstadt mitteilte, sei das Attentat zwar fehlgeschlagen, aber „gut vorbereitet“ gewesen. Deshalb gehe man von Helfern bei der Vorbereitung aus. Es gebe aber bisher keine konkret Verdächtigen.
Der Attentäter war der Polizei und dem für die Terrorbekämpfung zuständigen Sicherheitsdienst Säpo bis zu dem Anschlag „völlig unbekannt“. Widstrand sagte weiter, dass man das genaue Ziel des Attentäters nicht kenne. Es gebe Vermutungen, dass der Täter auf dem Weg zum Stockholmer Hauptbahnhof oder in ein bekanntes Kaufhaus gewesen sei, als eine Rohrbombe an seinem Körper wahrscheinlich versehentlich explodierte. „Der Mann war mit Bombenmaterial sehr gut ausgerüstet“, sagte Widstrand. Deshalb könne man vermuten, dass er den Tod von sehr vielen Menschen verursachen wollte.
Nach weiteren Erkenntnissen soll sich der Stockholmer Selbstmordattentäter in Ausbildungslagern in Pakistan sowie in England als Terrorist schulen lassen haben. Das berichtete die Zeitung „Aftonbladet“. Der 28-jährige Schwede irakischer Abstammung, dessen Name mit Taimur Abdulwahab al-Abdali angegeben wird, hatte sich am Sonnabend in der Stockholmer Einkaufszone selbst in die Luft gesprengt. Nach Angaben von „Aftonbladet“ war der Attentäter 1992 mit seinen Eltern nach Schweden gekommen. Nach dem Abitur begann er 2001 ein Studium an der englischen Universität Bedfordshire und schloss sich radikalislamistischen Gruppen in der Stadt Luton an.
Luton ist eine islamische Hochburg in Großbritannien. 20.000 Muslime leben dort. Am Bahnhof der Stadt hatten sich auch die Attentäter vom 7. Juli 2005 versammelt, bevor sie zu ihren Anschlägen auf die Londoner U-Bahn und einen Linienbus starteten. Damals starben 52 Menschen. Zur Ausbildung für Terroraktivitäten sei der Attentäter unter anderem nach Pakistan geschickt worden, hieß es in britischen Medienberichten. In diesem Frühjahr hielt er sich auch in Jordanien auf. Er hatte in einer an die Polizei und die Nachrichtenagentur TT geschickten Erklärung unmittelbar vor dem Anschlag seine Familie um Verzeihung gebeten, weil er ihnen nicht die Wahrheit über diese Aufenthalte gesagt habe.
Der Selbstmordattentäter hinterlässt nach den Medienangaben drei kleine Kinder. „Aftonbladet“ zitierte aus einer Kontaktanzeige in einer Dating-Site für Muslime, in der der 28-Jährige nach einer Zweitfrau suchte. Darin kündigte er auch an, dass er in ein arabisches Land umziehen wolle. Die britische Polizei hat in Verbindung mit dem Anschlag in Stockholm in der Grafschaft Bedfordshire nördlich von London ein Haus durchsucht. Nach Polizeiangaben wurde bei der Durchsuchung kein gefährliches Material entdeckt, auch gab es keine Festnahmen.
„Daily Mail“ und „Daily Telegraph“ berichteten, der von einer islamistischen Webseite als Attentäter identifizierte Taimur Abdulwahab al-Abdali habe in den letzten Jahren in Luton gelebt und studiert. Den Berichten zufolge studierte er Sporttherapie. Das britische Innenministerium wollte die Berichte zunächst nicht kommentieren. Die Universität war für eine Erklärung nicht zu erreichen.
Die islamistische Webseite „Schumuch el-Islam“ hatte am Sonntag ein Foto von einem Mann mit schwarzer Jacke, dunkler Brille und Dreitagebart vor einer grünen hügeligen Landschaft veröffentlicht und behauptet, es handele sich dabei um den Attentäter von Stockholm.