Terrorakte wie in Stockholm sind kaum zu verhindern.
Niemals hätte er geglaubt, dass sich so etwas in Stockholm oder überhaupt in Schweden ereignen könne, hat der Stockholmer Staatsanwalt Thomas Lindstad nach dem Selbstmordanschlag in der Bryggergatan gesagt. Historisch betrachtet ist Schweden neben der Schweiz das friedvollste Land Europas; seit mehr als 200 Jahren hat es keinen Krieg mehr geführt. Dass 500 schwedische Soldaten Seite an Seite mit Nato-Truppen in Afghanistan stehen, wirkt zwar wie ein Bruch seiner bewaffneten Neutralität. Doch am Hindukusch geht es den Schweden gerade darum, Gewalt zu verhindern.
Schwedens Einwohner sind mit Recht ungeheuer stolz auf ihre hochzivilisierte Kultur mit der wohl weitestgehenden Gleichstellung von Mann und Frau auf der Welt. Doch das Land der endlosen Wälder, der Elche und Wölfe, das Land von Nils Holgersson und Pippi Langstrumpf, touristisches Traumziel vieler Deutscher, ist längst einem dramatischen Wandel unterworfen. Das reiche und liberale Schweden hat nicht nur wohlmeinende Immigranten angezogen. Exemplarisches Beispiel für den Konflikt und die vielerorts gescheiterte Integration ist das aus allen Nähten platzende Malmöer Viertel Rosengard, eine Art urbaner Sperrzone, deren Einwohner zu fast 90 Prozent einen muslimischen Migrationshintergrund haben. In zahlreichen Kellermoscheen wird zum Hass gegen das westliche Lebensmodell aufgestachelt. Immer wieder geht Gewalt von Rosengard aus. Dass Schweden gegen seinen Mohammed-Karikaturisten Lars Vilks nicht vorging, reichte dem Attentäter von Stockholm für den Vorsatz, so viele Menschen wie möglich töten zu wollen - und dies in der Adventszeit. Vilks Karikatur von Mohammed als Hund war allerdings ebenso geschmacklos wie überflüssig. Doch ein "Heiliger Krieg" gegen Schweden, weil es auch in diesem Fall die Meinungsfreiheit hochhielt - drastischer kann man den tiefen Graben zwischen militantem Islam und westlicher Kultur kaum illustrieren.
Die Bomben von Stockholm sind damit ein Anschlag auf uns alle. Mag sein, dass der Attentäter allein, ohne Verbindung zu Terrorgruppen, gehandelt hat. Eine Beruhigung wäre dies nicht. Das Phänomen des im eigenen Lande aufgewachsenen fanatisierten Einzeltäters gilt inzwischen als besonders gefährlich - denn diese Terroristen verraten sich nicht im Vorfeld ihrer Taten durch Kommunikation mit anderen Mitgliedern eines Netzes. Auch in Hamburg kann man sich einen solchen Anschlag bislang einfach nicht vorstellen.