Nach dem CDU-Votum für ein Verbot von Gentests an Embryonen wird auch im Bundestag eine knappe Entscheidung erwartet.
Berlin. Nach dem hauchdünnen Votum des CDU-Parteitags für ein Verbot von Gentests an Embryonen wollen Gegner und Befürworter um Unterstützung werben. „Jetzt kommt es darauf an, Verbündete für unsere Position auch über die eigene Fraktion hinaus im Bundestag zu finden“, sagte CDU-Vize Annette Schavan der „Rheinischen Post“. CDU/CSU-Fraktionschef Volker Kauder, der ebenso wie Schavan für ein Verbot der Präimplantationsdiagnostik (PID) eintritt, stellte klar, dass der Parteitagsbeschluss für die eigenen Abgeordneten nicht bindend sei. „ Es handelt sich um eine Gewissensfrage “, sagte er dem „Kölner Stadt- Anzeiger“.
Der Koalitionspartner FDP kündigte einen interfraktionellen Antrag zur gesetzlichen Regelung der PID an. Es sei richtig gewesen, die Entscheidung im Plenum freizugeben, sagte die Gesundheitspolitikerin Ulrike Flach der „Bild“-Zeitung. Eine Gruppe aus allen Fraktionen werde schon in den nächsten Wochen einen Vorschlag vorstellen.
Die SPD plädiert dafür, sich mit der endgültigen Entscheidung im Parlament mindestens ein Jahr Zeit zu nehmen. Zunächst solle die für den kommenden Sommer erwartete Empfehlung des Deutschen Ethikrats abgewartet werden, sagte Parlamentsgeschäftsführer Thomas Oppermann der Nachrichtenagentur dpa. Aus seiner Sicht sei eine eng begrenzte Zulassung notwendig. Ein Verbot führe unter anderem zu mehr Spätabtreibungen, die niemand wolle.
Auf dem CDU-Parteitag in Karlsruhe hatten sich am Dienstag 51 Prozent der Delegierten für ein Verbot der PID ausgesprochen. Mit dieser Methode können im Reagenzglas erzeugte Embryonen vor der Einpflanzung in den Mutterleib auf Erbkrankheiten untersucht und aussortiert werden. Die katholische Bischofskonferenz begrüßte die CDU-Festlegung. Nach Ansicht des dort für Bioethik-Fragen zuständigen Rottenburger Bischofs Gebhard Fürst darf es keine Güterabwägung zwischen Leben oder Tötung von Embryonen geben. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Nikolaus Schneider, äußerte sich dagegen abwägend. Er verwies auf den EKD-Beschluss aus der letzten Woche, wonach die Debatte fortgesetzt werden soll. „Ich selber bin hin- und hergerissen, weil ich einerseits die Gefahren sehe, andererseits aber auch das Leid von Eltern mit schweren Erbkrankheiten“, sagte er der „Bild“-Zeitung.
Die Medizinethikerin Bettina Schöne-Seifert nannte die Ängste vor PID „völlig überzogen“. Internationale Erfahrungen zeigten, dass es keinen Trend zur Ausweitung dieser Praxis gebe, sagte die Wissenschaftlerin aus Münster der dpa.