Die Zahl der syrischen Deserteure wächst und Russland ist bereit, mit den Westmächten über die Zukunft des Krisenlandes zu sprechen.
Damaskus/Istanbul. Für die syrische Führung wird es langsam brenzlig. Die Zahl der Deserteure wächst und Russland ist bereit, mit den Westmächten über die Zukunft des Krisenlandes zu sprechen. Bereits am 30. Juni will sich nach Angaben der Arabischen Liga eine neue Syrien-Kontaktgruppe treffen, der auch Russland angehören soll. „Dieses Treffen in Genf wird sehr wichtig sein“, sagte der Generalsekretär der Arabischen Liga, Nabil al-Arabi, am Donnerstag der Presse in Kairo. Seinen Angaben zufolge werden die fünf ständigen Mitglieder des Weltsicherheitsrates sowie Vertreter der EU, der Arabischen Liga und der Vereinten Nationen mit am Tisch sitzen. Ob auch der Iran als wichtigster Verbündeter der syrischen Führung eingeladen wurde, wusste er nicht zu sagen.
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Ein syrischer Militärpilot setzte sich unterdessen mit einem Kampfflugzeug des Typs MiG-21 ins benachbarte Jordanien ab. Nach der Landung auf dem Militärflughafen der nordjordanischen Stadt Mafrak bat der Deserteur um politisches Asyl. Die Regierung in Amman prüfe das Asylersuchen, sagte der jordanische Informationsminister Samih al-Maajta in Amman. Die staatliche syrische Nachrichtenagentur SANA hatte zuvor gemeldet, dass eine ihrer Kampfmaschinen bei einem Übungsflug über dem Süden Syriens vom Radar verschwunden sei. Den Namen des Piloten gaben staatliche syrische Medien mit Oberst Hassan Hamada an. Der Nachrichtensender Al-Arabija meldete unter Berufung auf den oppositionellen Syrischen Nationalrat, der Pilot sei vom Fliegerhorst
Chilchila in der Provinz Suweida südlich von Damaskus gestartet. Annan hatte die Bildung einer Kontaktgruppe einflussreicher Staaten vorgeschlagen, die mit Damaskus über eine Lösung auf der Basis seines Sechs-Punkte-Friedensplans verhandeln soll. Zu der Gruppe sollten nach den Vorstellungen des Syrien-Sondergesandten der UN und der Arabischen Liga neben Russland, China und den USA auch Regionalmächte wie Saudi-Arabien und der Iran gehören. Die Schweiz halte sich bereit und stehe in Kontakt mit Annans Team in Genf, sagte Außenminister Didier Burkhalter. Die Bildung der Syrien-Kontaktgruppe galt bislang wegen des Widerstands der USA gegen eine Beteiligung des Irans als schwierig.
Britische Zeitungen berichteten, die USA und Großbritannien schmiedeten einen Plan, wonach dem syrischen Präsidenten Baschar al-Assad freies Geleit zu einer Konferenz über Wandel in Syrien in die neutrale Schweiz gewährt werden soll. „Es ist schwerlich zu erkennen, dass wir eine Verhandlungslösung erreichen, in der einer der Beteiligten freiwillig zustimmt, zum Internationalen Gerichtshof zu gehen“, wird ein Diplomat vom „Daily Telegraph“ zitiert.
Der britische Premierminister David Cameron hatte nach dem G-20-Gipfel in Mexiko erklärt, es gebe grundsätzliche Einigkeit über das Vorgehen in Syrien. Russlands Präsident Wladimir Putin beharre nicht mehr auf Machterhalt für Assad. Nach Angaben der Organisation Syrischer Menschenrechtsbeobachter wurden am Donnerstag landesweit 60 Menschen getötet. Alleine in der Provinz Daraa habe es 23 Tote gegeben. Die meisten von ihnen seien in der Ortschaft Inchil durch Artilleriebeschuss ums Leben gekommen.
Die „New York Times“ berichtete am Donnerstag, in der Türkei seien seit einigen Wochen US-Geheimdienstmitarbeiter tätig, um zu verhindern, dass Waffenlieferungen an die syrische Opposition in die Hände militanter Islamisten mit Kontakten zum Terrornetzwerk Al-Kaida gerieten. Die Waffen würden via die Türkei an die Regimegegner geliefert und von der Türkei, Saudi-Arabien und Katar bezahlt. Die Türkei bestreitet bislang offiziell Waffenlieferungen an Deserteure oder andere syrische Rebellen.
(dpa)