“Wir brauchen ein ausgewogenes System, in dem den Jungen nicht zu viel Last auferlegt wird“. Stärkerer Zusammenhalt der Generationen gefordert.
Berlin. Angesichts einer älter werdenden Bevölkerung hat Bundeskanzlerin Angela Merkel die Deutschen auf tief greifende Veränderungen eingestimmt und die Rente mit 67 verteidigt. "Es führt kein Weg daran vorbei. Wir brauchen ein ausgewogenes System, in dem den Jungen nicht zu viel Last auferlegt wird“, sagte die CDU-Vorsitzende am Dienstag bei einer Tagung zum demografischen Wandel im Kanzleramt.
Die Veränderungen einer immer älter werdenden Gesellschaft verdienten „allerhöchste Aufmerksamkeit“ und würden in ihrer historischen Dimension oft unterschätzt, sagte Merkel weiter. Ihre Regierung wolle mit einer „Demografiestrategie“, die alles Ressorts umfasse, den Wandel jedoch als Chance nutzen. Das Kabinett will am Mittwoch über die Strategie, die vom Bundesinnenministerium entwickelt wurde, beraten.
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Unter der Überschrift „Jedes Alter zählt“ werden Vorschläge gemacht, wie den Folgen der Überalterung begegnet werden kann. So soll unter anderem die Zuwanderung qualifizierter Arbeitskräfte aus dem Ausland gestärkt und eine frühere Familiengründung von Paaren in Deutschland gefördert werden.
Merkel sprach in dem Zusammenhang auch die derzeit umstrittene Frage der frühkindlichen Betreuung an. „Neben dem Betreuungsgeld werden wir bis August 2013 den Anspruch nach Kitaplätzen bedarfsgerecht erfüllen“, erklärte Merkel und machte damit deutlich, dass sie das auch in ihrer eigenen Partei umstrittene Betreuungsgeld nicht infrage stellt. Sie sagte aber auch, die Tatsache, dass der Bund sich beim Ausbau der Kinderbetreuung mit einer Milliardenhilfe beteilige, zeige, wie wichtig die Regierung den bedarfsgerechten Ausbau der Kinderbetreuung nehme. Es gehe darum, die Zeitsouveränität von jungen Müttern und Vätern zu entzerren, damit diese die „Rush-Hour“ des Lebens entspannter gestalten können, sagte Merkel.
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Merkel warb für ein stärkeres Miteinander der Generationen und betonte, Deutschland könne seinen Wohlstand nur halten, „wenn wir unsere Innovationskraft und Dynamik behalten“.
Die Bevölkerungszahl Deutschlands ist nach Angaben aus dem Innenministerium seit 2003 rückläufig und betrug im März 2011 etwa 81,7 Millionen. Unter der Annahme gleich bleibender Geburtenraten und eines Wanderungsüberschusses (Zuzügen von Menschen aus dem Ausland nach Deutschland) von 100.000 beziehungsweise 200.000 Menschen wird sich die Bevölkerung auf 65 beziehungsweise 70 Millionen Menschen im Jahr 2060 reduzieren. Das Geburtenniveau ist in Deutschland dauerhaft niedrig, gegenwärtig bekommen Frauen etwa 1,4 – 1,5 Kinder. Markant ist zudem der hohe Anteil kinderloser Frauen: Von den im Jahr 1965 geborenen Frauen blieb jede Fünfte ohne Kinder.
Seit über 150 Jahren steigt die Lebenserwartung in Deutschland kontinuierlich an, pro Jahr um etwa 3 Monate. Gegenwärtig liegt die Lebenserwartung Neugeborener bei 77,5 Jahren (Jungen) und bei 82,6 Jahren (Mädchen). Es ist zu erwarten, dass die Lebenserwartung auch in den nächsten Jahren steigen wird – Projektionen gehen von 81 und 85,7 Jahren im Geburtsjahr 2030 aus. Bereits in den nächsten beiden Jahrzehnten werden sich nach den Berechnungen der Experten die Gewichte zugunsten Älterer verschieben. Die amtlichen Vorausberechnungen gehen davon aus, dass im Jahr 2060 jeder Dritte 65 Jahre oder älter sein wird. (dapd)