Der Chef des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Michael Sommer, forderte im Interview mit dem Abendblatt mehr Kündigungsschutz.
Hamburg. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hat die Bundesregierung aufgefordert, die geplante Ausweitung von befristeten Arbeitsverträgen aufzugeben. Es sei „eine gesellschaftliche Perversion, wenn junge Leute kaum noch wissen, was ein unbefristetes Arbeitsverhältnis ist“, sagte DGB-Chef Michael Sommer im Abendblatt-Interview.
Sommer hob hervor: „Mit ihrem Vorhaben, befristete Arbeitsverhältnisse zu erleichtern, leistet die Regierung der Prekarisierung von Arbeit weiter Vorschub.“ Deutschland müsse „zurückkehren zu einer Ordnung auf den Arbeitsmärkten“. Er glaube nicht, „dass eine Entrechtung von Menschen zusätzliche Arbeitsplätze bringt“.
Der DGB-Chef warnte vor Problemen, „wenn wir den Kündigungsschutz weiter aushöhlen“. Die Deutschen bekämen „auch deswegen so wenige Kinder, weil der soziale Schutz schlechter geworden ist“, sagte er. „Daher müsste auch eine konservative Regierung ein Interesse daran haben, Menschen Sicherheit zu geben und den Kündigungsschutz in Deutschland zu verbessern.“
Sommer, der im Mai als Vorsitzender des DGB wiedergewählt werden soll, will nur noch eine Amtszeit an der Spitze des Gewerkschaftsbundes bleiben. „Die nächste Amtszeit wäre dann auch meine letzte. Ich bin jetzt 58 und ein entschiedener Gegner der Rente mit 67“, sagte er. Eine Amtszeit an der DGB-Spitze dauert vier Jahre. Als Ziel nannte Sommer, den Mitgliederschwund bei den Gewerkschaften zu stoppen. Wenn er wiedergewählt werde, wollte er „alles in meiner Kraft stehende tun, damit der DGB und seine Gewerkschaften weiterhin als das starke Sprachrohr der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wahrgenommen werden.“