Nach scharfen Protesten aus der Türkei will die US-Außenministerin verhindern, dass die Völkermord-Resolution zur Abstimmung gestellt wird.
Washington/Guatemala-Stadt. Im Streit um die Armenien-Resolution eines Kongressausschusses ist US-Außenministerin Hillary Clinton der Türkei entgegengekommen. Am Rande eines Besuchs in Guatemala-Stadt kündigte Clinton am Freitag an, „sehr hart dafür zu arbeiten“, dass die Resolution über die türkischen Massaker an den Armeniern im Ersten Weltkrieg nicht im Plenum des Repräsentantenhauses in Washington zur Abstimmung gestellt wird.
Der Auswärtige Ausschuss im US-Repräsentantenhaus hatte am Donnerstag die an Armeniern verübten Gräuel als Völkermord bezeichnet und damit heftige Proteste in der Türkei ausgelöst. Ankara reagierte prompt und rief seinen Botschafter aus Washington zu Konsultationen zurück. Die Türkei ist Rechtsnachfolgerin des Osmanischen Reichs und ein wichtiges Nato-Mitglied.
Nach Schätzungen kamen 1915/16 zwischen 200000 und 1,5 Millionen Armenier im Osmanischen Reich ums Leben. Der Vorwurf des Genozids wird von der Türkei allerdings vehement bestritten. Die Türkei spricht von 250.000 bis 500.000 armenischen Todesopfern und lehnt die Einstufung der Verbrechen als Völkermord ab. Ankara argumentiert, dass die christlichen Armenier damals den Kriegsgegner Russland unterstützt und ihrerseits zehntausende Türken getötet hätten.
Im US-Kongress gibt es seit Jahren Bestrebungen, die Massaker an den Armeniern als Völkermord anzuerkennen. Der Auswärtige Ausschuss des Repräsentantenhauses hatte bereits 2007 eine ähnliche Resolution verabschiedet. Aus Sorge, der NATO-Partner Ankara könnte Washington den Zugang zu einem wichtigen Luftwaffenstützpunkt verwehren, verhinderte der damalige US-Präsident George W. Bush damals eine Plenarabstimmung. Im Jahr 2000 war bereits sein Vorgänger Bill Clinton gegen eine Armenien-Resolution eingeschritten.