Gleichgeschlechtliche Paare sollten heiraten können, sagte Obama. Bislang hatte er nur eingetragene Partnerschaften befürwortet.

Washington. US-Präsident Barack Obama hat sich erstmals öffentlich für die Anerkennung der Homoehe ausgesprochen. Gleichgeschlechtliche Paare sollten heiraten können, sagte er dem Fernsehsender ABC am Mittwoch (Ortszeit). Bislang hatte Obama nur eingetragene Partnerschaften für Homosexuelle befürwortet. Im Interview erläuterte der Präsident, seine Haltung habe sich im Laufe der Zeit in Gesprächen mit Familie, Freunden und Nachbarn verändert. Die Amerikaner gewöhnten sich wohlzunehmend an verheiratete Schwule und Lesben. Bislang dürfen in sechs der fünfzig Bundesstaaten sowie in der Hauptstadt Washington gleichgeschlechtliche Paare heiraten.

Über die Homoehe wird in den USA derzeit heftig debattiert. Vizepräsident Joe Biden hatte bereits am vergangenen Sonntag für Aufsehen mit der Bemerkung gesorgt, er habe keine Probleme mit der Homoehe. Bei der Eheschließung komme es darauf an, wen man liebe. Obama stand daraufhin unter Druck. Anhänger und Gegner gleichermaßen wollten wissen, ob Biden für die Regierung spreche. Konservative Kritiker warfen Obama Scheinheiligkeit vor.

Im ABC-Interview räumte Obama ein, dass seine Meinung offenkundig im Konflikt mit der Auffassung mancher Christen stehe. Aber als „praktizierende Christen“ seien er und seine Ehefrau Michelle der Ansicht, dass man andere Menschen so behandeln müsse, wie man selber behandelt werden möchte. Seine beiden Töchter seien mit Kindern gleichgeschlechtlicher Paare befreundet.

Der Chef des Antidiskriminierungs-Organisation „Human Rights Campaign“, Chad Griffin, lobte die Worte Obamas. Der Präsident habe „Millionen jungen schwulen und lesbischen Amerikanern“ Hoffnung gemacht, dass der amerikanische Traum auch für sie gelte.

US-Medien gehen davon aus, dass das Obama-Interview die Homoehe zum Topthema des Präsidentschaftswahlkampfes machen wird. Viele ältere Bürger, Bewohner der konservativen Südstaaten und konservative Christen lehnen die Homoehe strikt ab. In der Gesamtbevölkerung wächst aber die Akzeptanz: Rund zwei Drittel der jungen Menschen und die Hälfte aller US-Amerikaner sind für die gesetzliche Anerkennung der Homoehe, ermittelte das Meinungsforschungsinstitut Gallup Anfang Mai. Im Jahr 1996 hatten nur 27 Prozent diese Ansicht vertreten.

(abendblatt.de/EPD)