Bürgerrechtler Chen Guangcheng hat die USA gebeten, ihm bei der Ausreise aus China zu helfen. Er mache sich Sorgen um seine Sicherheit.
Peking. In einem Appell an US-Präsident Barack Obama hat der chinesische Bürgerrechtler Chen Guangcheng die USA gebeten, ihm jetzt doch bei der Ausreise aus China zu helfen. In einem Telefoninterview mit dem amerikanischen TV-Sender CNN vom Krankenhaus begründete der blinde Aktivist seinen Meinungswechsel mit Sorgen um seine Sicherheit. "Wir sind in Gefahr.“ Der 40-Jährige berichtete von massiven Drohungen gegen seine Frau. Seine Familie sei auch als Druckmittel eingesetzt worden, damit er die US-Botschaft verlasse. Er sah sich von US-Diplomaten getäuscht und unzureichend geschützt.
Eine internationale Menschenrechtsgruppe hat scharfe Kritik am Umgang der USA mit dem blinden Bürgerrechtler Chen Guangcheng geübt. "Keine bedeutsamen Maßnahmen wurden ergriffen, um sicherzustellen, dass die chinesischen Behörden ihren Teil der Tauschhandels einhalten“, teilte die Organisation Chinese Human Rights Defenders (CHRD) am Donnerstag mit. "Wir sind sehr besorgt über seine Sicherheit“, sagte CHRD-Direktorin Renee Xia.
+++ "Sie haben gedroht, meine Frau totzuschlagen" +++
+++ Blinder Dissident flieht: USA und China verhandeln +++
US-Beamte hätten sich mehr Zeit nehmen sollen, um andere Optionen zu erkunden und Chen Guangcheng vor dem Verlassen der US-Botschaft mehr Zeit zu geben, seine Freunde zu konsultieren. "Sein Schicksal ist jetzt wieder in den Händen derselben Regierung, die sich in den vergangenen sieben Jahren mitschuldig an seinem Verschwinden, seiner Festnahme und Angriffen auf ihn gemacht hat“, teilte CHRD mit.
Das Paar wolle jetzt doch China verlassen. Die US-Regierung solle umgehend Kontakt zu ihnen aufnehmen. Die Organisation rief die chinesische Regierung auf, die Ausreise von Chen Guangcheng und seiner Familie aus humanitären Gründen zu ermöglichen.
Clinton ruft China zur Wahrung der Menschenrechte auf
US-Außenministerin Hillary Clinton hat die chinesische Regierung aufgefordert, die Menschenrechte zu wahren. Clinton reagierte damit auch auf die fortwährende Kontroverse um den blinden Bürgerrechtler Chen Guangcheng. Zum Auftakt einer zweitägigen Dialogrunde zwischen China und den USA in Peking sagte Clinton am Donnerstag während einer einer Rede: "Alle Regierungen müssen dem Wunsch ihrer Bürger nach Würde und Rechtsstaatlichkeit nachkommen, und keine Nation kann oder darf solche Rechte verweigern.“
Chinas Präsident Hu Jintao forderte Respekt zwischen beiden Ländern. Angesichts der verschiedenen nationalen Bedingungen könnten beide Seiten nicht in jeder Frage übereinstimmen. "Wir sollten angemessen mit unseren Differenzen umgehen.“ Auf den Fall des Aktivisten, der am Vortag nach sechs Tagen die US-Botschaft in Peking verlassen hatte, gingen weder Clinton noch Hu Jintao öffentlich ein.
Chen hatte sich in der vergangenen Woche nach 20-monatigem Hausarrest in die US-Botschaft geflüchtet. Nach sechs Tagen verließ der blinde Aktivist die Vertretung am Mittwoch, um im Krankenhaus eine Beinverletzung behandeln zu lassen. Er erklärte zunächst, ihm sei zugesichert worden, dass er in China sicher sei. Stunden später erklärte er aber, er fürchte um die Sicherheit seiner Familie, sofern nicht alle Mitglieder ins Ausland gebracht würden. (dpa/dapd)