Hamburg. Robin Himmelmann spricht im Abendblatt-Podcast „Millerntalk“ erstmals ausführlich über seinen unfreiwilligen Abschied vom FC St. Pauli.

podcast-image

Seit knapp drei Wochen ist Robin Himmelmann beim belgischen Erstligisten KAS Eupen unter Vertrag, hat dort im Pokal-Achtelfinale sein erstes Pflichtspiel bestritten und nun schon die zweite Wohnung in der 20.000 Einwohner großen Kleinstadt nahe der deutschen und niederländischen Grenze bezogen.

„Zunächst war ich in einem Übergangs-Apartment, jetzt habe ich vom Verein ein anderes Apartment zunächst bis zum Sommer zur Verfügung gestellt bekommen. Ich bin gerade dabei, mich ein bisschen einzurichten“, erzählt der 32 Jahre alte Torwart über den Einstieg in sein neues Leben in der neunten Ausgabe des Abendblatt-Podcasts „Millerntalk“, der sich rund um den FC St. Pauli dreht.

Himmelmann bei St. Pauli vom Hof gejagt

Achteinhalb Jahre war Himmelmann beim FC St. Pauli, ehe es im Januar zur vorzeitigen Trennung mit unschönen Begleitumständen kam. Der erste Schritt war schon im Dezember nach dem 1:2 in Braunschweig die Ablösung als Torwart Nummer eins gewesen. „Es war klar, dass es eine ungemütliche Zeit wird, nachdem wir relativ wenige Punkte geholt hatten. Aber ich hätte es mir nie ausgemalt, dass ich nicht mehr Teil des Ganzen sein würde“, sagt Himmelmann rückblickend.

Es folgten die Ausbootung aus dem 20er-Kader, die Mitteilung, der Verein werde seinen Vertrag im Sommer nicht verlängern und schließlich der Ausschluss vom Mannschaftstraining, ehe beide Seiten mit einem Auflösungsvertrag das Kapitel rund fünfeinhalb Monate vor dem regulären Vertragsablauf das Kapitel beendeten.

Himmelmann über Trennung vom FC St. Pauli

Vor allem die letzte Stufe der Eskalation, die Isolierung von seinen Teamkollegen und das Einzeltraining mit Torwartcoach Mathias Hain, ärgert ihn auch jetzt noch, wie er Podcast „Millerntalk“ offen anspricht.

„Das Einzeltraining war aus subjektiver, aber auch aus objektiver Sicht, die ich so gut wie möglich zu verwenden versuche, absolut nicht nachvollziehbar, in keinster Form, in keinster Art und Weise. Die Maßnahme werde ich auch bis zu meinem Lebensende nicht nachvollziehen können. Da kann mir jeder irgendwelche Gründe nennen. Das wurde ja im Nachhinein auch versucht, was nicht unbedingt glaubwürdig war“, sagt er unverblümt. „Ich kann mich auch nicht erinnern, dass ich es in der Zeit, in der ich da war, mit irgendjemandem anders erlebt habe.“

Eindrucksvoll spricht Himmelmann über die Stunden, in denen seine Zeit bei St. Pauli abrupt zu Ende ging. „Im ersten Moment realisiert man es gar nicht. Es ist surreal, wenn ich jetzt an den Tag zurückdenke. Du verabschiedest dich ja nicht normal wie an einem letzten Spieltag. Da frühstückt man noch einmal zusammen und wünscht sich eine schöne Sommerpause. Jetzt war es so, dass die Jungs gleich zum Training rausgehen und du nach oben gehst und deinen Auflösungsvertrag unterschreibst. Dann gibst du deine Klamotten und deinen Schlüssel ab und bist ab sofort nicht mehr Teil des Ganzen“, erzählt er.

Robin Himmelmann vermisst Hamburg

Zwei Tage später war er noch einmal bei der Mannschaft. „Da wurde mir klar, dass es das dann war mit dem Innenleben an der Kollau. Das habe ich zwar realisiert, aber bis ich es so richtig verstanden habe, hat es ein paar Tage gedauert. Es fühlt sich nach wie vor etwas merkwürdig an“, gibt Himmelmann zu.

Eine so lange Zeit hakt man eben nicht so einfach von heute auf morgen ab. „Hamburg war jetzt achteinhalb Jahre mein Wohnort, mein Leben, meine Freunde. Es war der Ort, an dem ich als Erwachsener mit Abstand die längste Zeit verbracht habe. Hamburg fehlt mir definitiv“, sagt er denn auch.

Und wie betrachtet er selbst, mit einigem Abstand, die Kritik an seinen sportlichen Leistungen, die zu seiner Ablösung führten? „Ich habe natürlich einige Gegentore präsent. Es gibt verschiedene Aspekte. Du kannst dir die Themen immer ein Stück weit so legen und drehen, dass es dir gut passt. Ich und jeder andere Spieler trifft Entscheidungen in einem Bruchteil von Sekunden, die Verantwortlichen aber haben für einige Entscheidungen länger Zeit“, sagt er.

Himmelmann: Sieben Spiele, dann neuer Club?

Noch mehr geärgert hat er sich eine Woche nach seinem Abschied, als die „Sportbild“ berichtete, es habe doch nicht nur die vom Verein immer kommunizierten, rein sportlichen Gründe für die Ablösung und Trennung gegeben. Vielmehr habe es auch an der Arbeitsauffassung gehapert. „Ich war sehr überrascht. Es gibt aber keine Quelle. Entweder hat es sich jemand ausgedacht, oder jemand hat etwas gestreut, was nicht der Wahrheit entspricht. Ich habe bei Leuten im Verein nachgefragt, konnte aber keine Bestätigung der Thesen erkennen“, berichtet Himmelmann. „Ich bin mit mir im Reinen, was mein Verhalten angeht“, sagt er weiter.

Dies sei ihm auch in der Zeit nach seiner Ablösung als Stammtorwart von allen so bestätigt worden. „Leute aus dem Trainerteam haben mir auf die Schulter geklopft und gesagt: Respekt, wie du mit der Situation umgehst. Und Mitspieler haben mir gesagt, als ich nicht mehr mit der Mannschaft trainieren durfte, dass ich dem Team echt noch viel gegeben habe“, berichtet er.

Mehr zum Thema:

Himmelmanns Engagement bei der KAS Eupen ist bis zum Saisonende befristet. Nur noch sieben reguläre Spieltage stehen auf dem Programm, danach folgen für die besten acht Teams die Play-offs. Eupen belegt derzeit Rang 14 mit sieben Punkten Rückstand auf den achten Platz. Im Pokal aber hat Himmelmann mit seinem Team nach dem 5:1 gegen Olympic Charleroi das Viertelfinale erreicht. Dort ist am 2. März Liga-Konkurrent KAA Gent der Gegner.

„So nah an einem nationalen Titel war ich noch nie“, sagt Himmelmann, der sich noch nicht entschieden hat, wie es im Sommer weitergehen soll. Ganz bewusst habe er keine Optionen in seinem Halbjahresvertrag einbauen lassen. „Wir setzen uns im Laufe des Frühjahrs zusammen und sagen, es passt, oder es passt nicht. Es hätte wenig Sinn ergeben, wenn die eine Seite zufrieden ist und das Engagement verlängert, die andere Seite aber nicht zufrieden ist“, sagt er.