Hamburg. In Frankfurt am Main gruben Archäologen eine Botschaft aus, die der älteste Beweis für das Christentum nördlich der Alpen sein könnte.
Der Beginn des Christentums in Deutschland reicht bis in die Zeit des Römischen Reiches zurück, als römische Soldaten, Händler und Siedler den neuen Glauben in die Provinzen Germanien brachten. Frühchristliche Gemeinden entstanden entlang des Rheins, insbesondere in Städten wie Köln, Trier und Mainz, die damals wichtige römische Zentren waren.
Aus den zarten Anfangszeiten des Christentums haben Archäologen nun einen erstaunlichen Fund bekanntgemacht. In Frankfurt am Main entdeckten sie ein Amulett, das nach Einschätzung von Wissenschaftlern Einfluss auf die Geschichte des Christentums in Nordeuropa hat. Die Auswertung der Bedeutung des Fundes durch Experten für das frühe Christentum oder Theologen stehe jedoch erst am Anfang.
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Archäologie: Forscher fanden das Amulett in einem Grab
Bei dem Amulett soll es sich um den frühesten christlichen Fund nördlich der Alpen handeln. Gefunden wurde das Silberamulett bereits 2018 bei Ausgrabungen im Frankfurter Stadtteil Praunheim. Dort lag einst die römische Stadt Nida. In einem Grab fand man ein Skelett, das ein 3,5 Zentimeter großes Silberamulett um den Hals trug. Die Person wurde zwischen 230 und 270 nach Christus dort bestattet.
Bei der verstorbenen Person habe es sich nach Einschätzung beteiligter Wissenschaftler um einen Mann gehandelt, der 35 bis 40 Jahre alt geworden sei. Anhand von Grabbeigaben wie einem Krug aus gebranntem Ton konnte die Bestattung bis auf wenige Jahrzehnte eingegrenzt werden.
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Sensationsfund: Amulett enthält Botschaft auf Silberfolie
In dem Amulett überdauerte eine Silberfolie mit einem Text die fast 1800 Jahre. „Jede Zunge bekenne sich (zu Jesus Christus)“, lautet das Ende der 18-zeiligen Botschaft. Die hauchdünne Silberfolie wurde erst 2024 entschlüsselt. Weil sie so brüchig war, dass sie beim Aufrollen zerfallen wäre, baten die Frankfurter das Leibniz-Zentrum für Archäologie in Mainz um Hilfe.
Dort wurde das Papier mit Hilfe eines Computertomografen „digital entrollt“, wie Kulturdezernentin Ina Hartwig (SPD) sagte. Danach musste der nahezu unleserliche Text „wie ein Puzzle“ entschlüsselt werden.
„Bei der Ausgrabung wurde nicht nur ein Grab, sondern gleich ein kompletter römischer Friedhof freigelegt. Das sind Funde von unschätzbarem Wert“, sagte Frankfurts Dezernent für Denkmalangelegenheiten. Inwieweit aber der christliche Träger der Silber-Inschrift seinen persönlichen Glauben auch offen praktizieren und bekennen konnte, lässt sich aus Sicht der Wissenschaft nicht feststellen.
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Mysteriöses Amulett dreht christliche Geschichte um vielleicht 100 Jahre zurück
Solche Amulette – sogenannte Phylakterien – sollten den Träger beschützen, wie der Archäologe Markus Scholz, Professor für Archäologie und Geschichte der römischen Provinzen an der Frankfurter Goethe-Universität, erläuterte. In vergleichbaren Funden werden meist verschiedene Götter angerufen und verschiedene Schriften verwendet.
Die Frankfurter Silberinschrift ist allein in Latein verfasst und bezieht sich nur auf Christus. Im 3. Jahrhundert, als Christen noch verfolgt wurden, sei es ein Risiko gewesen, sich zu dieser Religion zu bekennen. „Einem Mann aus Frankfurt war sein Glaube jedoch offenbar so wichtig, dass er ihn mit ins Grab nahm“, so Scholz.
Durch die Frankfurter Silber-Inschrift werde man die Geschichte des Christentums in Frankfurt und weit darüber hinaus um rund 50 bis 100 Jahre zurückdrehen müssen, versicherte der Oberbürgermeister Mike Josef (SPD). „Der erste Christ nördlich der Alpen war ein Frankfurter“, sagte Planungsdezernent Marcus Gwechenberger. Oberbürgermeister Josef sprach von einem „Sensationsfund“.
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