Kiel. Die „Admiral Scheer“ kenterte in den letzten Kriegstagen und versank im Kieler Hafenbecken. Lange wusste niemand, wo das Schiff lag.
Sie war der Stolz der deutschen Kriegsmarine, 186 Meter lang, über 21 Meter breit und mit schweren Geschützen ausgerüstet. In den letzten Kriegswochen wurde die „Admiral Scheer“ (Baujahr 1933, etwa 1000 Mann Besatzung) noch in der Ostsee eingesetzt und transportierte unter anderem Flüchtlinge und Verwundete aus Ostpreußen nach Swinemünde und Kiel.
Das letzte Stündlein des Panzerschiffes läutete am 9. April 1945 im Kieler Hafenbecken. Bei einem alliierten Bomberangriff wurde die „Admiral Scheer“ schwer getroffen und kenterte zur Steuerbordseite. 27 Marineangehörige starben, doch nicht alle Leichen wurden geborgen. 14 Männer versanken mit dem Schiff und wurden nie gefunden.
Nach Kriegsende wurde das Wrack der „Admiral Scheer“ teilweise ausgeschlachtet. Die Behörden entschieden schließlich, das gesamte Hafenbecken inklusive des Schiffes mit Trümmerschutt aufzufüllen. Heute befindet sich auf dem Gelände das Marinearsenal.
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Mit seismischen Wellen sollte genaue Lage des Schiffes bestimmt werden
Über den genauen Verbleib des Panzerschiffes herrschte lange Unklarheit. Lange hielt sich die Theorie, es müsse unter dem Parkplatz des Arsenals verborgen sein. Ein Team von Wissenschaftlern der Universität Kiel hatte sich schließlich daran gemacht, mit den Legenden um den Verbleib des Panzerschiffes aufzuräumen und die „Admiral Scheer“ genau zu lokalisieren.
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Dabei setzten die Experten um den Industriearchäologen Fritz Jürgens und den Geophysiker Dennis Wilken auf unterschiedliche Methoden.
Als am besten geeignet stellte sich schließlich die seismische Methode heraus. Dabei breiten sich Erschütterungswellen im Sediment beziehungsweise im Gestein aus, die beispielsweise mit dem Schlag eines Hammers auf eine Metallplatte künstlich erzeugt werden. Durch elektrische Widerstandstomografie (ERT) und die Erstellung eines seismischen Profils konnten die Wissenschaftler schließlich das Schiff recht genau orten. Es stellte sich heraus, dass noch fast 70 Prozent des Panzerschiffes samt Aufbauten und Geschützen unter der Oberfläche verborgen sind.
Nach fast 80 Jahren war das Geheimnis der „Admiral Scheer“ gelüftet. Die Überreste liegen einige Meter unter einer Rasenfläche. Und mit ihnen die Gebeine von vermutlich 14 vermissten Seeleuten. tok
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