Berlin. Robbie Williams hat seine Biografie verfilmen lassen – auch die dunklen Momente. Warum der Sänger an seinem Leben nichts ändern würde.
Für Sänger Robbie Williams ist es eine Reise in die Vergangenheit: Gerade feierte sein Film „Better Man“ (ab dem 2. Januar im Kino) in Köln Deutschlandpremiere. Der Streifen des australischen Regisseurs Michael Gracey (48) begleitet den Teenager–Robbie bei seinem Einstieg in die Boyband „Take That“ und der steilen Erfolgskurve, die folgte. Doch das Biopic wäre nicht komplett ohne die Schattenseiten dieses Erfolges zu beleuchten, mit denen der Superstar aus Stoke–on–Trent im Norden Englands lange zu kämpfen hatte.
Seine selbstzerstörerischen Exzesse, die tiefe Verzweiflung und auch die Eigenheit, Menschen, die es gut mit ihm meinen, vor den Kopf zu stoßen, scheint der Sänger hinter sich gelassen zu haben. Heute, mit 50 Jahren, zeigt sich Williams entspannter, fitter, glücklicher. Im Interview am Rande der Premiere verrät er, wie er heute auf seine Drogenvergangenheit und psychischen Probleme blickt und welche Gefühle der Film bei ihm und seinen Bandkollegen hervorruft.
Wie wichtig ist Weihnachten denn in Ihrer Familie?
Robbie Williams: Sehr wichtig. Und ein sehr teures Unterfangen (lacht). Meine Frau ist eine Erinnerungsmacherin von geradezu olympischer Qualität, sie schafft es immer wieder, Weihnachten für uns unvergesslich zu gestalten. Ayda ist die personifizierte Weihnacht, sie liebt das Fest wirklich abgöttisch. Sie macht Weihnachten für uns jedes Jahr perfekt.
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„Better Man“ zeigt die ersten dreißig Jahre Ihres Lebens, also jene Jahre, in denen Sie noch nicht mit Ihrer Frau zusammen waren, auf eine sehr ungeschönte, oft geradezu schmerzhafte Weise. Wie ist es für Sie, diesen Film zu sehen?
Williams: Ich habe ihn jetzt ungefähr ein Dutzend Mal geguckt, und ich bin immer noch nicht gelangweilt von „Better Man“. Der Film ist eine Wundertüte des Lebens, meines Lebens. Es gibt sehr viel zu bestaunen, und ich staune mit. Ich empfinde eine immense Freude, diesen Film zu sehen, und ich versuche, diese Freude Tropfen für Tropfen aufzusaugen.
War es hart, in die dunkelsten Momente Ihres Lebens zurückzukehren?
Williams: Das hat glücklicherweise der Schauspieler Jonno Davies für mich übernommen, und er macht einen fantastischen Job. Meine eigene Rolle beschränkte sich darauf, den Soundtrack aufzunehmen und mich vorher sehr, sehr intensiv und lange mit Michael Gracey über mein Leben auszutauschen. Wir haben bestimmt zwölf Stunden lang geredet. Ohne jeden Filter. Ich habe ihm alles erzählt und fand ein perverses Vergnügen dabei, wirklich unangenehme und unappetitliche Dinge zu offenbaren. Aber so war ich schon immer. Wenn ich früher auf einer Dinnerparty wegen meiner blöden Sprüche nicht wenigstens ein paar geschockte oder angewiderte Reaktionen auslöste, dann war das kein besonders guter Abend für mich (lacht).
Robbie Williams: Deshalb wollte er sich von einem Affen spielen lassen
Sie werden in „Better Man“ von einem Affen verkörpert. Klingt erstmal komisch. Aber dann sieht man den Film, und nach wenigen Minuten ist der Affe selbstverständlich.
Williams: Ich bin unvorstellbar stolz auf das, was Michael Gracey da kreiert hat. Er musste eine Menge von Widerständen überwinden, insbesondere auf der Seite der Geldgeber. Aber ohne den Affen hätte es diesen Film nicht gegeben.
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Wie sind Sie denn überhaupt auf die Idee mit dem Affen gekommen?
Williams: Ich bin exzentrisch, Michael auch. Die Idee mit dem Affen ist verrückt. Aber ich fand sie auf Anhieb total großartig. Wir wollten etwas Besonderes machen. In den letzten Jahren sind sehr viele Biopics auf den Markt gekommen, viele davon sind durchschnittlich und ein bisschen langweilig. Und geschönt sind sie auch. Uns war klar, dass wir einen besonderen kreativen Kniff brauchen. Ich liebe es, Dinge zu tun, die krass sind.
Was bedeutet Ihnen der Film ganz konkret?
Williams: „Better Man“ ist ein gigantisches Projekt. Für mich und die Zukunft meiner Karriere ist der Film sehr wichtig. Ich bin ein professioneller Aufmerksamkeitssucher und ein Mensch, der auch mit fünfzig noch superehrgeizig ist.
„Ich bin nicht mehr derselbe Robbie wie früher“
Michael Gracey sagt, es sei angesichts Ihres Lebenswandels in den Neunzigern ein Wunder, dass es Sie heute immer noch gibt. Wie blicken Sie selbst auf Ihr Leben?
Williams: Verwundert trifft es gut. Staunend. Dankbar. Ich bin nicht mehr derselbe Robbie wie früher. Menschen können sich ändern, und ich habe mich geändert. Heute lebe ich an einem Ort der Sicherheit, der Geborgenheit und des Glücks. Aus diesem Ort ziehe ich Stärke und Freude. Das ist eine sehr bedeutsame Entwicklung für jemanden wie mich, der sich lange Zeit einsam, traurig und ungeliebt gefühlt hat. Und der depressiv war.
Oft ist es schmerzhaft, Ihnen in „Better Man“ dabei zuzuschauen, wie Sie am Ruhm und seinen Begleiterscheinungen immer wieder fast zerschellen.
Williams: Ja, das ist es. Und doch führe – und führte – ich ein absolut gesegnetes Leben. Ich bereue vieles, aber ich würde im Nachhinein nichts ändern wollen. Trotz all der Dinge, die wir sehen und die eben unauslöschlich zu meinem Leben dazugehören.
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Die Drogen wurden für Sie zunehmend zum Problem. Selten ist eine Kokainsucht im Film ungeschönter gezeigt worden als in „Better Man“.
Williams: Ich habe seit 24 Jahren keinen Drink mehr angerührt! Aber ja, Drogen sind ein Werk des Teufels. Ich sage das ganz unironisch. Das Zeug, das du von irgendwem auf der Straße bekommst, ist wirklich, wirklich übel. Ich bin froh, dass der Film eine realistische Vorstellung davon gibt, was Drogen verursachen.
Ein weiteres zentrales Thema sind Ihre Depressionen und Angstzustände.
Williams: Im Jahr 2024 ist Mental Health ein großes und zentrales Thema. Die meisten Menschen haben begriffen, wie wichtig das ist. Endlich. Als ich 20, 25 war, hieß es: „Warum bist denn ausgerechnet du bitteschön traurig?“ Wir durchleben eine globale Pandemie, was psychische Erkrankungen angeht. Eine Depression unterscheidet nicht, ob du berühmt bist oder nicht. Heute verstehen wir, dass ein Mensch nicht minderwertig ist, wenn er Probleme mit Alkohol oder mit Drogen hat, wenn er unter ADHS leidet oder wenn er nicht richtig lesen oder schreiben kann. Hier muss ich das Internet wirklich mal loben. Es hilft uns enorm, Worte für die Probleme zu finden, die uns Menschen plagen.
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„Better Man“ endet im Jahr 2005. Warum haben Sie die glücklichere Zeit Ihres Lebens, die danach begann, ausgespart?
Williams: Weil Konflikte und Traumata besser sind für die Zuschauerzahlen. Niemand will doch einen Film sehen, in dem nicht viel passiert, außer, dass ein ausgeglichenes Wesen Dinge tut, die ein ausgeglichenes Wesen eben so tut. Mein heutiger Alltag als glücklich verheirateter Ehemann und Vater von vier Kindern ist einfach nicht mehr so spannend. Aber heute bin ich glücklich. Ich erfahre Freude, liebe und werde geliebt.
Ist „Better Man“ auch interessant für Menschen, die keine Robbie Williams–Fans sind?
Williams: Ja, den Leuten, die mich hassen, bringt er Bestätigung. Ich bin die meiste Zeit des Films über ein Arschloch. Sie werden sagen: „Siehst du, ich hatte recht“ (lacht).
Darum dürfen Williams Kinder den Film nicht sehen
Dürfen Ihre Kinder den Film schon sehen?
Williams: Nein. Coco ist sechs, und Beau ist vier.
Aber Teddy ist zwölf und Charlie zehn.
Williams: Auch das ist mir noch zu früh. Meine Kinder sind für „Better Man“ noch nicht alt genug. Sie müssen noch ein bisschen warten. Die werden zwar bemerkenswert schnell erwachsen und sind schon ziemlich smart für ihr Alter, aber noch nicht reif genug, ihren Daddy so zu sehen wie in diesem Film. Ich denke, vierzehn könnte ein passendes Alter sein.
Eine wichtige Rolle spielt im Film auch das Verhältnis zu Ihrem Vater Pete. Hat er ihn schon gesehen?
Williams: Nein. Und möchte ich, dass mein Vater den Film sieht? Auch nein. Mein Vater ist ein sehr charismatischer und liebenswürdiger Mann. Um die Story voranzubringen, mussten wir eine etwas eindimensionale Version von ihm präsentieren.
Gilt das auch für Ihre Ex–Verlobte Nicole Appleton und Ihren Take–That–Kollegen Gary Barlow?
Williams: Als Gary das Drehbuch gelesen hatte, rief er mich an und meinte: „Rob, ich komme in der ersten Hälfte des Films mieser rüber als Darth Vader in ‚Star Wars‘“ (lacht). Ich war etwas erschrocken. Ich will Gary nicht verärgern, aber ich musste meine Geschichte erzählen. Er war die meiste Zeit über nicht toll zu mir, aber ich war auch nicht toll zu ihm. Nicole wiederum ist ein Engel, damals wie heute. Sie gab mir die Erlaubnis, diese Geschichte zu erzählen. Wir haben ein gutes Verhältnis. Wir haben den Film zusammen gesehen, sie hielt meine Hand, und ich hielt ihre.
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Im Sommer kommen Sie auf große Stadiontournee, auch an einem neuen Album arbeiten Sie. Was können wir erwarten?
Williams: Ich wollte ein Album machen, das stark von Gitarrensounds geprägt ist und in die Zeit passt, als ich gerade „Take That“ verlassen hatte. Nur mit dem Wissen, das ich seither angesammelt habe. Dann haben wir das Konzept geändert, und jetzt gibt es immer noch Rock, aber auch sehr viel Pop.